Handball zählt zu den reichweitenstärksten Sportarten in Deutschland. Mit rund 750.000 Mitgliedern ist der Deutsche Handballbund (DHB) der siebt größte Sportverband hierzulande. Die Handball Bundesliga rechnet für 2018/19 mit einem Umsatz von 107 Millionen Euro, sportlich ist die Liga die stärkste der Welt. Umso überraschender ist, dass bisher nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen zum Sportspiel vorliegen. Das soll sich künftig ändern.
Vernetzung zwischen Verband und Wissenschaft
Als erste Maßnahme veranstaltete der Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsdidaktik von 13. bis 14. Januar das erste DHB Hochschulsymposium. Der Kongress wurde in Zusammenarbeit mit dem DHB sowie dem Bayerischen Handball-Verband (BHV) ausgerichtet.
"Unser Schwerpunkt lag auf der Vernetzung zwischen Verband und Wissenschaft, Wissenschaftlern untereinander und auch auf der Erhebung des Ist-Zustandes der Forschung. Beide Ziele konnten erreicht werden", bilanziert Prof. Dr. Filip Mess, der Ordinarius des Lehrstuhls für Sport- und Gesundheitsdidaktik. "Das Symposium war eine sehr gelungene Veranstaltung. Wir erhoffen uns künftig weitere Impulse durch wissenschaftliche Forschungen, um so die Möglichkeiten des Handballs im Breiten- und Leistungssport weiter auszuschöpfen", sagt Georg Clarke, der beim DHB Vizepräsident für Jugend, Bildung und Schule ist.
In Impulsvorträgen wurden verschiedene Blickwinkel der Handball-Forschung erläutert. So stellten Prof. Dr. Stefan König (PH Weingarten) und Clarke empirische Studien zum Ehrenamt vor. Ein großes Problem besteht darin, dass Jugendliche, die sich gerne engagieren möchten, zu wenig oder nicht adäquate Anerkennung und Wertschätzung von verschiedenen Akteuren des Vereins (u.a. Vorstände). Ziel sei nun, Konzepte zu entwickeln, wie diese Anreize für die junge Generation integriert werden könnten.
Dr. Steffen Greve (Leuphana Universität Lüneburg) präsentierte Ergebnisse zu den Themen "Integration" und "Inklusion" und resümierte, dass das hierin liegende Potenzial bisher nicht ausgeschöpft werde.
Forschung zu Handball im Schulsport
Einer der Schwerpunkte des Symposiums lag auf der Forschung zu Handball im Schulsport. "Die Schule ist ein interessantes Setting, um Kinder früh für den Handball zu begeistern und so im Breitensport eine Basis zu schaffen aus der der Leistungssport seine Talente rekrutieren kann", erklärt Ben Schulze. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Lehrstuhls für Sport- und Gesundheitsdidaktik organisierte das Symposium. Schulze promoviert bei Mess zum Themenfeld Handball im Schulunterricht. Darüber hinaus ist er beim Bayerischen Handball-Verband (BHV) Vizepräsident Talentförderung.
Probleme bestehen im Schulunterricht in Deutschland vornehmlich darin, dass Lehrer_innen für den Sportunterricht eingesetzt werden, die für dieses Fach nicht ausgebildet wurden. "Hier sind wir als Universität und Ausbildungseinrichtung gefragt. Wir müssen neue Konzepte für die Aus- und Fortbildung bereitstellen", sagt Schulze. Mess könnte sich vorstellen, "dass wir unsere Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer künftig an deren Schulen anbieten, im Sinne einer aufsuchenden Weiterbildung."
Als konkretes Ergebnis des Symposiums wird der DHB bis Ende 2019 eine Kommission bilden, die ein Forschungsprogramm für und mit dem Verband entwickelt. "Wir brauchen weitere Forschung zum Handball, und zwar am besten in Zusammenarbeit mit dem Verband", sagt Mess.
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Kontakt
Ben Schulze
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24524
E-Mail: Ben.Schulze(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Fotos: Ben Schulze/Dr. Fabian Kautz