„Belastende Dinge, die wir erlebt haben, können wir nicht rückgängig machen oder löschen. Sich ihnen zu stellen, erscheint oft unmöglich. Aber das ist es nicht. Und wenn wir uns ihnen stellen, können wir lernen, mit ihnen zu leben.“ - Prof. Dr. Rita Rosner, Psychologische Psychotherapeutin und Mitglied des StAR Projektteams.
Steigende Nachfrage nach (Online-)Therapieangeboten
Bereits vor der Corona-Pandemie konnte eine steigende Tendenz durchlebter Traumata bei Kindern und Jugendlichen festgestellt werden. Durch den Lockdown sind die Fälle häuslicher Gewalt noch weiter angestiegen. „Häusliche Gewalt und Missbrauch, genauso wie das Miterleben von Amokläufen, Naturkatastrophen oder eine eigene schwere Krankheit sind Ereignisse, die einen Ausnahmezustand von außergewöhnlicher Bedrohung darstellen und werden deshalb häufig als traumatisch erlebt“, erklärt Christina Schulte, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Psychology and Digital Mental Health Care. Traumatische Ereignisse können Spuren hinterlassen, die sich manchmal sofort, manchmal auch Monate oder Jahre später bemerkbar machen. Wenn diese Spuren anhalten, zu Leid führen und/oder den Alltag beeinträchtigen, ist es ratsam, mithilfe therapeutischer Unterstützung das Erlebte aufzuarbeiten.
Online-Training StAR als Chance für Betroffene
Therapieplätze sind allerdings rar und oftmals mit langen Wartelisten verbunden. „Für junge Menschen spielen darüber hinaus Scham, Angst vor einer Stigmatisierung und auch das fehlende Wissen über vorhandene Angebote eine große Rolle dabei, dass keine Vor-Ort-Therapie aufgesucht wird“, erklärt Prof. Ebert. Das speziell für Jugendliche und junge Erwachsene mit Posttraumatischer Belastungsstörung entwickelte StAR Online-Training ist daher ein niederschwelliges Angebot und eine große Chance für Betroffene, das Erlebte mithilfe von geschulten eCoaches über einen Zeitraum von ca. zwölf Wochen aufzuarbeiten und dabei wirksame Strategien für die Zukunft zu erarbeiten. Die eCoaches sind mindestens in der Ausbildung zum_r psychologischen Psychotherapeuten_in. Gerade für junge Menschen, die vorerst keine Vor-Ort-Therapie beginnen können oder möchten, kann das Angebot zeitnahe niedrigschwellige Unterstützung liefern.
Teilnehmende gesucht!
Aktuell werden noch Teilnehmende für das Pilotprojekt StAR gesucht. Für die Studie anmelden können sich alle im Alter von 15 bis 21 Jahren, die in der Vergangenheit eine oder mehrere schlimme Erfahrungen gemacht haben. Bei Minderjährigen muss das Einverständnis von beiden Sorgeberechtigten vorliegen. Zu Beginn der Studienteilnahme wird ein Aufnahmegespräch mit einer approbierten Psychotherapeutin geführt, in dem diagnostiziert wird, ob die betroffene Person unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Anschließend können die Teilnehmenden die neun Online-Einheiten selbstständig bearbeiten und werden dabei von einem eCoach begleitet. Ziel des Trainings ist es, einen Weg für die die belasteten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu finden, zukünftig besser mit dem Erlebten umgehen zu können und trotz der Erfahrung ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Weitere Informationen zur StAR-Studie
Zur Homepage der Professur für Psychology and Digital Mental Health Care
zur Website des Protect Labs von Professor Ebert
Kontakt:
Prof. Dr. David Daniel Ebert
Professur für Psychology and Digital Mental Health Care
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
E-Mail: david.daniel.ebert(at)tum.de
Dr. Anna-Carlotta Zarski
Professur für Psychology and Digital Mental Health Care
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
E-Mail: anna-carlotta.zarski(at)tum.de
Christina Schulte
Professur für Psychology and Digital Mental Health Care
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
E-Mail: christina.schulte(at)tum.de
Text: Nina Hofmann
Fotos: privat/"Protect Lab"