Schon morgens sind viele der Mitglieder von »MS on the rocks« in der Leichtathletikhalle mit den zwei Kletterwänden und dem Boulderbereich auf dem TUM-Campus im Olympiapark in München. Vielleicht lässt die eine oder der andere Kletterer, die schon von Anfang an dabei sind, die Gedanken schweifen und denkt daran, wie alles anfing: Im Mai 2005 lud der Sportstudent Tobias Käser zur ersten Kletterpartie ins Olympiazentrum. Er schrieb an seiner Diplomarbeit über therapeutisches Klettern am Lehrstuhl für Sport und Gesundheitsförderung der TU München. Seinen Ansatz, dass Menschen mit einer neurologischen Erkrankung wie MS durch therapeutisches Klettern Gleichgewicht, Koordination und Kraft stärken könnten, bestätigen die 37 Mitglieder der Gruppe »MS on the rocks«, die sich aus dem Pilotprojekt bildete. Die Gruppe ist heute in das Angebot des »Kuratoriums für Prävention und Rehabilitation der TU München« integriert.
Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit und nach dem obligatorischen Aufwärmen geht es ans Klettern. Alles ist wieder optimal von der Übungsleiterin Claudia Kern und ihrem Team vom Lehrstuhl für Sport und Gesundheitsförderung der TU München vorbereitet.
Sie haben an den über zehn Meter hohen Kletterwänden sieben unterschiedliche Routen mit verschiedensten Schwierigkeitsstufen eingerichtet. Je nach Form und Farbe der Klettergriffe kann sich der Schwierigkeitsgrad der ein und derselben Wand immens verändern.
Da die Gruppe, geübter und ungeübter Kletterer, „top rope“ klettert, werden die »Rockies« in der Kletterwand von den engagierten Teamern nicht nur per Überlaufkarabiner von oben gesichert, sondern vor allem in kritischen Situationen per Seil stabilisert. Unter der Regie von Claudia Kern, die auch die wissenschaftliche Koordinatorin der Studie 'TKMS – Therapeutisches Klettern mit MS' ist, klettern bei der Gruppe »MS on the rocks« Menschen mit den verschiedensten Handicaps, die unterschiedlicher nicht sein können. Mit theoretisch fundiertem Background und großem Engagement, kann das Team der Vielzahl der Beeinträchtigungen, die die Krankheit Multiple Sklerose - die Krankheit der tausend Gesichter - hervorruft, professionell entgegentreten. Reicht beispielsweise die Rumpfstabilität nicht aus, kann mit einem Brustgurt geklettert werden. Immer wieder zieht es die Kletterer an die Sprossenwand, wo mit Hilfe von Farben und verschiedenen Klettergriffen bestimmte Bewegungen und Techniken geübt werden können.
Kurz nach 12.00 Uhr kommen Familienangehörige, Freunde und Interessierte in die Leichtathletikhalle. „Dies zu sehen, ist unglaublich“, spricht ein Zaungast, wahrscheinlich stellvertretend für die vielen anderen Augenzeugen.
Zusammen geht es in die Audi-Lounge, wo auf Einladung und Initiative von Markus Hermann, dem Sprecher von »MS on the rocks« bereits die fünfte „Rocky Dinner Party“ steigt.
Das Buffett haben Teamer, Freunde und Angehörige wunderbar aufgebaut. Es passt hervorragend zur repräsentativen Lounge – ein toller Augen- und wie sich später herausstellen wird auch ein wahrer Gaumenschmaus. Die Sponsoren und privaten Gönner haben es wirklich gut gemeint: Von deftig – Weißwürste, Leberkäse, Brezeln und Kaisersemmeln über raffiniert – leckere Pizzen bis hin zu süß – tollen Kuchen und verführerisches Gebäck. Dazu Wasser, Saft, Weißbier und Kaffee. Markus Hermann heißt alle willkommen. „Ich möchte all unseren Sponsoren, Gönnern und Helfern herzlich danken. Dank Eures Einsatzes gibt es nun schon die fünfte „Rocky Dinner Party“.“ Nachdem er erwähnte, dass man gerne mehr als weniger spenden könnte, sagt er den entscheidenden Satz: „Das Büfett ist eröffnet und ich wünsche allen einen Guten Appetitt!“
Bevor die Gäste zum Büfett eilen, dankt Frau Lehnacker-Weiß von der DMSG Bayern Markus und Claudia für ihre Verdienste. Sie übergibt den beiden zwei schöne Pflanzen mit der Bemerkung, dass diese hoffentlich so anständig wachsen wie die Gruppe »MS on the rocks«.
Nach dem Essen geht es an den einzelnen Tischen munter, besinnlich, fröhlich und angeregt weiter. Bisher fremde Menschen unterhalten sich bestens und jene, die sich kennen, sowieso.
An unserem bunt zusammengewürfeltem Tisch geht es zwar nicht nur ums Klettern, aber es war natürlich auch Thema. Korinna erzählt, dass das Klettern bei ihr über die körperliche Ebene hinaus positive Effekte hat. Sie schätze vor allem ihren klaren Kopf danach. Christian pflichtet ihr quasi bei: „Ich bin auch deshalb so gerne bei der Gruppe, weil hier nicht gejammert wird.“
Vielleicht erfüllt sich bei so positiven Stimmen der Wunsch von Markus, Klettern als Therapie zu etablieren. Zumindest hat die fünfte „Rocky Dinner Party 700,- € eingebracht, so viel wie noch nie. Dieses Geld wird der DMSG Bayern als Spende überwiesen mit der Bitte es möglichst für Kletterprojekte zu verwenden.
Irgendwann einmal werden Träume Wirklichkeit.
Klaus Massa
Sponsoren und Gönner:
- „Perfetto im Karstadt am Nordbad“
- Sonja Vogel
- Claudia und Klaus Hinz
- Peter Pointl
Weitere Informationen zum Therapeutischen Kettern mit Multiple Skleorse (TKMS)