Einen neuen Leuchtturm in der bayerischen Bildungslandschaft erhält das Berchtesgadener Land. Nach mehrmonatigem Umbau ist in den Räumen des ehemaligen Gymnasiums Berchtesgaden in enger Kooperation mit der Technischen Universität München das Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land, ein in Bayern bisher einmaliges Projekt entstanden. An der Einweihungsfeierlichkeiten am 2.12.2011 nahmen Ministerpräsident Horst Seehofer, der Präsident der Technischen Universität München (TUM), Professor Dr. Wolfgang A. Herrmann und der Generaldirektor des Deutschen Museums München, Professor Dr. Wolfgang M. Heckl teil.
Im Rahmen der Eröffnung und am „Tag der offenen Tür" am Freitag, 2. Dezember und am Samstag, 3. Dezember waren für alle großen und kleinen Besucher im Schülerforschungszentrum im Alten Gymnasium ein abwechslungsreiches Programm geboten: An vielen Stationen demonstrierten Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen und Schularten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler praxisnahe Experimente in Mathematik, Physik, Biologie, Chemie, Geographie/Informatik, Sportwissenschaft und Robotik. Mit unter den Ausstellern war auch die Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft. Mitarbeiter des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie, unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Renate Oberhoffer, präsentieren an den zwei Tagen verschiedene sportmotorische Messsysteme und gesundheitsorientierte Forschungsprojekte, die unter anderem schon in der Berchtesgadener Region angesiedelt sind. Hier zu nennen sind die Studien „Evaluation Skipping Heart“ und die „Machbarkeitsanalyse Gesundheits- und Wanderregion Salzalpen“.
Das Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land, das durch Mittel der Berchtesgadener Landesstiftung, des Marktes Berchtesgaden, des Freistaates Bayern und des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) im Rahmen des Leader-Förderprogramms finanziert wurde, soll Kinder und Jugendliche aus der Region und darüber hinaus sowie auch Schülerinnen und Schüler, die in der Region ihre Ferien verbringen, bereits sehr früh an Naturwissenschaft und Technik heranführen und eigene Forschungsaktivitäten fördern. Die Bayerische Staatsregierung setzt mit ihrer Zukunftsstrategie „Aufbruch Bayern" auf innovative Projekte insbesondere im Bereich der Bildung. Ministerpräsident Horst Seehofer hat sich deshalb im Rahmen seiner „Zukunftsreise" über das Schülerforschungszentrum in Berchtesgaden informiert.
Im Schülerforschungszentrum wird erstmals im Freistaat Bayern der pädagogische Auftrag der Schulen mit dem Forschungsauftrag einer Universität verbunden. Weitere Bildungseinrichtungen wie das Deutsche Museum, der Nationalpark Berchtesgaden oder die Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege sind Partner. Die Technische Universität München hat die wissenschaftliche Leitung und unterstützt aktiv die Forschungsvorhaben von Schülerinnen und Schülern.
So plant auch der Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie die Kooperation im Berchtesgadener Land zu intensivieren und hofft auf die Initiierung des avisierten Forschungsinstituts, welches dem Schülerforschungszentrum angegliedert werden soll. Zusammen mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berchtesgadener Land GmbH, der Firma Cossinus und weiteren regionalen Firmen haben die Arbeitsgruppe um Frau Prof. Oberhoffer einen Förderantrag im KMUinnovativ-Programm des BMBF eingereicht. Ziel der Studie ist die georeferenzierten Erfassung von physiologischen Leistungsparametern im Gelände, um mögliche Überlastungserscheinungen zu prognostizieren und somit effizienter vermeiden zu können. Auf Basis dieser Messungen sollen neuartige „Belastungswanderkarten“ enstehen.
Mit solchem, am Schülerforschungszentrum angebotenen Projekten, sollen Jugendliche soweit wie möglich eigenverantwortlich an einer selbst gewählten Forschungsaufgabe arbeiten können. Sie werden dabei vom Team des Schülerforschungszentrums und von beratenden Wissenschaftlern unterstützt. Die damit verbundene Entwicklung sozialer Kompetenz, die Selbststeuerung des Lernens und die Eigenverantwortlichkeit sind wesentliche Bestandteile der späteren Berufs- und Studierfähigkeit. Als Vorstufe der Schülerforschung soll am Schülerforschungszentrum in einem Grundschullabor mit einem innovativen Angebot die Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik gefördert werden. Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen bietet das Schullabor die Möglichkeit zu Experimenten mit professioneller Laborausstattung.
Das Schülerforschungszentrum wird auch Partner etablierter Initiativen. Ein Beispiel ist „TheoPrax", eine vom Fraunhofer Institut entwickelte Lehr-Lern-Methodik. Schülerinnen und Schüler erlernen professionelles Projektmanagement und bearbeiten Aufträge von Unternehmen, Kommunen oder Hochschulen.