In den 2 verschiedenen Disziplinen „Lead“ und „Speed“ traten die Kletterer gegeneinander an. Die Teilnehmer werden je nach Beeinträchtigung in verschiedene Gruppen eingeteilt. In den Kategorien werden Einschränkungen an Armen, Beinen oder dem Sehvermögen unterschieden. Im Allgemeinen versuchen Kletterer beim Lead- Klettern, auch Schwierigkeitsklettern genannt, im Vorstieg eine ihnen bis dahin unbekannte Kletterroute in einer vorgegebenen Zeit so hoch wie möglich zu klettern. Vorstieg bedeutet normalerweise das Vorangehen einer Kletterroute mit Seilsicherung von unten, was eine besondere psychische und physische Beanspruchung der Kletterer mit sich bringt. Beim Paraclimbing wird in der Disziplin Lead-Klettern die Route abhängig von der körperlichen Einschränkung nicht von allen Kletterern in Vorstieg absolviert. Im Gegensatz dazu sind die Kletterer beim Speed-Klettern von oben, also „Toprope“, gesichert. Jeweils zwei Teilnehmer klettern zur gleichen Zeit gegeneinander so schnell wie möglich nach oben.
Besondere Aufmerksamkeit verdient diese Weltmeisterschaft aufgrund der Teilnahme des Münchners Sebastian Richter. Neben ihm traten auch die beiden anderen deutschen Kletterer Alexander Biermann und Günther Grausam sehr erfolgreich bei den Wettkämpfen an. Trotz seiner Querschnittslähmung ist Sebastian ein begeisterter Kletterer. Er trainiert in einer Trainingsgruppe für Patienten mit Infantiler Cerebralparese (ICP) im Rahmen des Kuratoriums für Prävention und Rehabilitation der Technischen Universität München und des Klinikums Rechts der Isar. In diesem Jahr bekam Sebastian die Möglichkeit, Ende Juli an der ersten Paraclimbing WM in Italien teilzunehmen. Nach Rücksprache mit seiner Trainerin, Miki Rammelmayr, entschied er sich für die Teilnahme. Miki, die an der TU München Sportwissenschaft studierte und sich in ihrer Diplomarbeit mit dem Thema Ganganalyse, Klettern und Kindern mit ICP beschäftigte, erfüllt somit bestens die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Klettertraining.
Drei Tage vor dem Start der Wettkämpfe, am Freitag den 15. Juli, reiste Sebastian schon nach Arco an, um sich in Ruhe auf die bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Dazu gehörten beispielsweise auch ein Teammeeting, um den Ablauf der Wettkämpfe zu besprechen, sowie ein Medical Check zur Einstufung in die entsprechende Kategorie für den Grad der Behinderung. Abseits der Wettkampfvorbereitung wurde den Kletterern aber auch ein feierliches Rahmenprogramm geboten. Am Samstagabend zogen die Teilnehmer in einem Festzug vom Marktplatz in Arco zur Kletterhalle, wo anschließend die Eröffnungsfeier stattfand. Den Sonntag hatten die Kletterer zur eigenen Verfügung, bevor am Montag die Wettkämpfe in der Disziplin „Speed“ auf dem Plan standen. Der zweite Wettkampftag beinhaltete die Disziplin Lead-Klettern sowie wie die Siegerehrung als krönender Abschluss der Wettkämpfe. Sebastian belegte in seiner Wettkampfklasse den ersten Platz und durfte sich bei der Siegerehrung über den Titel Weltmeister im Paraclimbing freuen.
Abschließend betrachtet war die Weltmeisterschaft ein voller Erfolg und ein Schritt nach vorne um der Welt zu zeigen, dass Klettern für jeden möglich ist. Für Sebastian persönlich waren die Tage in Arco eine einmalige Erfahrung. Er fiebert schon der Teilnahme an den Wettkämpfen im nächsten Jahr entgegen, für die er sein Training zukünftig noch gezielter ausrichten will. Natürlich wird Sebastian auch deshalb weiterhin zielstrebig trainieren, um bei den nächsten Weltmeisterschaften seinen Titel verteidigen zu können.
Bedanken möchte Sebastian sich ganz herzlich beim Deutschen Alpenverein (DAV) sowie dem Kuratorium für Prävention und Rehabilitation (KTU). Claudia Kern, Physiotherapeutin, Diplomsportwissenschaftlerin und Abteilungsleiterin der neurologischen Gruppen des Kuratoriums hatte Sebastians Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Zusammenarbeit mit DAV und KTU organisiert. Großer Dank geht auch an seine Trainerin Miki, an Dominik, der Sebastian während der WM in Arco betreute, sowie allen anderen, die ihn unterstützt und die Teilnahme für ihn möglich gemacht haben.
Weitere Informationen und Videos finden Sie unter www.klettern.de