Mehr als 150.000 Kilometer an Blutgefäßen befinden sich im erwachsenen menschlichen Körper. Sie sind sozusagen die Autobahnen, die die Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen und dienen als Kommunikationswege für Botenstoffe im Körper. Ihre Aufgabe ist vielseitig und lebenswichtig.
Aber was, wenn diese Versorgungswege nicht mehr richtig funktionieren? Mit steigendem Alter steigt die Gefahr der Abnutzung und Verengung der Arterien: Der Name dafür lautet Atherosklerose. Falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, Rauchen und weitere Risikofaktoren verstopfen die Blutgefäße und führen zu deren Einsteifung. Die Folgen sind Bluthochdruck, Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Was dabei wenig oder gar nicht bekannt ist, schon Kindern und Jugendliche können diese Gefäßerkrankung bekommen: Übergewicht oder sogar Adipositas, Rauchen, zu wenig Bewegung, Dyslipidämie, Diabetes mellitus und auch arterielle Hypertonie sind Risiken, die bereits in jungen Jahren zu teils irreparablen Schäden in den Gefäßen führen können. Schon jetzt sind die Zahlen der erkrankten Kinder und Jugendlichen erschreckend.
Allerdings werden Gefäßerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen häufig nur zufällig entdeckt - wenn überhaupt. Dann ist es für Präventivmaßnahmen jedoch zu spät. Oft müssen bereits an Atherosklerose erkrankte Kinder und Jugendliche behandelt werden, indem man einen Einfluss auf die Risikofaktoren nimmt: d.h. zum Beispiel den Bluthochdruck behandelt, das Übergewicht reduziert oder die Bewegung im Alltag durch spezielle Maßnahmen fördert. Aber nicht nur die Gesundheit der Betroffenen leidet, auch die Kosten für das Gesundheitssystem sind immens: Bereits 2006 lagen die Kosten zur Behandlung von Herzkreislauferkrankungen bei 35,2 Milliarden Euro. Sie stellen den größten Kostenfaktor bezogen auf ein einzelnes Krankheitsbild dar.
Ziel der Studie, die von dem Team um Dr. Julia Elmenhorst und Tobias Giegerich durchgeführt wird, ist es, die Elastizität der Gefäße im Zusammenhang mit den motorischen Fähigkeiten der Kinder zu untersuchen. Mit der Pulswellenanalyse steht eine neue nicht invasive Untersuchungstechnik zur Verfügung, die frühe Hinweise auf eine erhöhte Gefäßsteifigkeit als möglicher Vorläufer der Atherosklerose bietet. Zunehmend in Kardiologie und Neurologie im Erwachsenenalter eingesetzt, sollen in dieser Studie Normwerte für Kinder erhoben und mögliche Einflüsse von Körperkomposition, Blutdruck, Bewegungsaktivität und motorische Fähigkeiten erfasst werden. Durch dieses von der Deutschen Herzstiftung geförderte Projekt soll untersucht werden, wie früh und unter welchen Umständen bei Kindern Veränderungen der Adern entstehen können und ob motorische Fitness bei dieser Veränderung eine Rolle spielt. Dies soll die Basis für normwertbasierte Handlungsempfehlungen für eine sportliche Intervention von risikobehafteten oder bereits erkrankten Kindern darstellen. Langfristiges Ziel ist es, durch einfache diagnostische Möglichkeiten und realistische Handlungsempfehlungen eine Persistenz und Progredienz der im frühen Jugendalter beginnenden Erkrankung zu reduzieren.
Für Rückfragen und weitere Information über die Studie wenden Sie sich bitte an die Projektleitung: julia.elmenhorst(at)tum.de oder tobias.giegerich(at)tum.de