"Wir wollen beim FC Bayern authentische Charaktere haben!" Aus diesem Grund werden die Spieler des FC Bayern München in Medienangelegenheiten nur dann geschult, wenn sie dies auch selber wollen. Dies berichtet Holger Quest, Teamleiter Media Operations des deutschen Rekordmeisters vor rund 40 Studierenden bei seinem Besuch im Seminar von Prof. Schaffrath mit dem Titel "Sport-PR für Vereine, Verbände und Unternehmen" am 16.05.2017. Zu den zentralen Aufgabenbereichen von Holger Quest gehören die Organisation von Presseevents, die Akkreditierung von Journalisten sowie die Interviewzuführung von Spielern. Außerdem ist er noch Ansprechpartner für alle Medienvertreter sowie für die UEFA. Eine große Herausforderung besteht für Quest darin, "mit allen Gruppen, die etwas vom FC Bayern nahezu täglich wollen, gut zusammenzuarbeiten". Oftmals sei es schwierig die Wünsche der Spieler und Trainer auf der einen Seite und die Wünsche der Medien auf der anderen Seite "unter einen Hut zu bekommen".
Typischer Arbeitstag
Normalerweise beginnt der Arbeitstag für Quest mit einer Mediensitzung am frühen Morgen. Dort werden die Aufgaben für den Tag sowie Interviews besprochen. Im Anschluss beantwortet er E-Mails und erledigt Organisatorisches. Er arbeitet meistens sechs Tage pro Woche. An Spieltagen ist er bereits drei bis vier Stunden vor Spielbeginn in der Allianz Arena, die er dann gegen 20 Uhr verlässt. Bei Auswärts- sowie Champions-League Spielen wechseln sich die Medienvertreter ab. Während englischer Wochen kommen 120 bis 140 Anfragen von Journalisten pro Tag durchaus vor.
Presseabteilung FC Bayern
Die Direktion für Medien, Digital und Kommunikation des FC Bayern umfasst 40 bis 50 Angestellte. Sechs bis sieben Mitarbeiter beschäftigen sich mit klassischer Pressearbeit. Zur Pressearbeit im Allgemeinen und an Spieltagen macht die DFL genaue Vorgaben: zum Beispiel muss derzeit jeder Bundesligaverein mindestens zwei hautamtliche Mitarbeiter für die Medienarbeit haben. Auch wird festgelegt, ab wann, wie viele Medienvertreter im Stadion sein müssen und wie viele Spieler, welchem Medium am Spieltag zugeführt werden sollen.
Umgang mit den Journalisten
"Journalisten sollen Geschichten bekommen", damit möchte der FC Bayern dem Gerüchtejournalismus vorbeugen. Unter anderem dürfen Journalisten beim Training vor Ort sein, damit "sie O-Töne bekommen, um ihre Blätter zu füllen". In englischen Wochen geben die Spieler des FCB jedoch keine Interviews. Auf die Frage, ob im Zeitalter von Vereins-TV und Internet heute überhaupt noch Journalisten notwendig seien, meint Quest, "dass man sie auf jeden Fall generell braucht. Denn ein unabhängiger Journalismus, der Dinge auch kritisiert und Fakten bewertet ist unverzichtbar". Trotzdem werde Social Media ein immer wichtigerer Bereich.
Voraussetzungen für eine PR-Job
Laut Quest ist ein Master nicht zwingend erforderlich, wenn man eine journalistische Laufbahn einschlagen möchte. Viel wichtiger seien "praktische Erfahrungen" und, dass man "Schreiben kann". Vor allem durch Praktika und Berufserfahrungen könne "man Leute kennen lernen und sich somit ein Netzwerk aufbauen", auf das man zurückgreifen kann.
Text und Fotos Isabel Tannert