"Frauen haben sich im TV-Sport längst etabliert. Teilweise ist das Verhältnis in den Redaktionssitzungen schon 50 zu 50", sagt Julia Scharf über das Geschlechter-Verhältnis in der "Männer-Bastion"-Sportjournalismus. Allerdings spiele das Geschlecht aus ihrer Sicht nur eine untergeordnete Rolle, denn am Ende müsse jeder bzw. jede durch Kompetenz überzeugen.
Am 02.02.2017 war die ARD- und BR-Moderatorin zu Gast an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. Im Rahmen des Moduls "Sportkommunikation und Sportsponsoring" diskutierte sie mit Prof. Dr. Michael Schaffrath und mehr als 40 Studierenden über die Rolle der Frauen im Sportjournalismus, aber auch über Karriereplanung sowie die vielfältigen Veränderungen innerhalb der Medienbranche.
Sportstudium als breite Grundlage
Julia Scharf startete ihre Karriere, nachdem sie an der TU München den Diplomstudiengang "Sportwissenschaft" mit dem "Schwerpunkt Medien und Kommunikation" absolviert hatte, im Jahr 2006 mit einem Volontariat bei der Zeitungsgruppe Münchner Merkur/tz. Es folgte unter anderem ein Engagement als Moderatorin und Fieldreporterin für Sport 1. Seit 2011 moderierte sie verschiedene Magazinsendungen im SWR und ist seitdem in verschiedenen weiteren Formaten der ARD zu sehen. Seit ihrem Wechsel zum BR 2016 präsentiert Scharf auch die Sendung "Blickpunkt Sport".
Das Sportstudium hat der Absolventin der Fakultät beim Berufsweg geholfen. "Ich denke, dass ich durch die vielen Lehrinhalte von der Trainingswissenschaft, über die Traumatologie bis hin zu Sportpsychologie und natürlich der Sportkommunikation ein sehr gutes Basiswissen bekommen habe", sagt Scharf.
Den Studierenden empfiehlt sie, so früh wie möglich Erfahrungen in der Praxis zu sammeln: "Der Sportjournalismus ist ein praktischer Beruf. Wenn man bereits Praktika und Hospitanzen absolviert hat, dann macht auch ein Volontariat im Anschluss an den Bachelor durchaus Sinn." Dennoch müsse jeder persönlich entscheiden, welche Karriereplanung für ihn am sinnvollsten sei. Zudem riet Scharf den Studierenden, Kompetenz in verschiedenen Sportarten zu erwerben und sich nicht nur in seiner Lieblingssportart auszukennen.
Der Reiz am Wintersport
Eine Sportart, die die Moderatorin selbst gerne begleitet, ist der Wintersport. Dabei gefällt Scharf vor allem der direkte und unkomplizierte Umgang mit den Athleten, die sich beispielsweise im Ski-Weltcup auch gerne einmal Zeit für eine kurze Unterhaltung ohne Kamera nehmen. Dies sei eine "angenehme Abwechslung" zur streng reglementierten Medienarbeit innerhalb des Fußballs.
Frauen im Sportjournalismus - Gar kein Thema mehr?
Zur Rolle der Frauen im TV-Sportjournalismus hat Scharf eine klare Meinung: "Am Ende muss das Gesamtpaket stimmen. Nur mit gutem Aussehen und einer ordentlichen Kamera-Präsenz wird man keinen Erfolg haben." Dass es immer mehr Frauen im Sportjournalismus gibt, daran haben sich mittlerweile sogar alteingesessene Trainer gewöhnt. Mittlerweile seien sogar eine Reihe Interviewpartner auch aus dem Fußball froh, von einer Frau interviewt zu werden." Hier habe sich in den letzten Jahren erhebliches geändert.
Text: Sebastian Liebrandt
Fotos: Isabel Tannert