"Geschenkt bekommt man 2015 nichts mehr!" So beschreibt Olaf Schröder, Vorsitzender der Geschäftsführung der Sport1 GmbH und in Personalunion auch Chefredakteur und Programmdirektor bei dem Sportmedienunternehmen, die heutige Berufswelt der Sportjournalisten. Auf Einladung von Prof. Dr. Michael Schaffrath besuchte er am 20. Januar 2015 die Vorlesung "Einführung in die Sportpublizistik". Schröder ermöglichte den rund 120 Studierenden Einblicke in die Medienbranche und nannte Gründe für die Fußballdominanz in der deutschen Sportberichterstattung. Anschließend stellte er sich den Fragen der Studierenden.
Die Multimedia-Dachmarke SPORT1 entstand 2010 nach dem Zusammenschluss des Deutschen Sport Fernsehens (DSF) und des Online-Anbieters Sport1.de. Schröder, der 1993 kurz nach der Gründung des DSF zum Sender kam, trägt seit November 2012 als Chefredakteur und Programmdirektor die redaktionelle Verantwortung bei SPORT1. Seit Dezember 2013 verantwortet er die Bereiche Programm und Redaktion aller Plattformen unter der Marke SPORT1 als Geschäftsführer und seit Oktober 2014 als Vorsitzender der Geschäftsführung.
1.500 Stunden Sport-Live-Sendungen im Jahr
So liegt auch die Entscheidung bezüglich der programmlichen Inhalte in seinen Händen. Die Kritik, dass SPORT1 mit nur rund 51% Sportanteil seinem Status als Sportsender nicht gerecht werde, will Schröder nicht gelten lassen. "Mit etwa 1.500 Stunden Live-Sendungen zu verschiedenen Sportarten im vergangenen Jahr sind wir gut aufgestellt".
Die allgemeine Fußballdominanz in der deutschen Sportberichterstattung macht Schröder vor allem am mangelnden internationalen Erfolgen von anderen Sportarten wie beispielsweise Basketball oder Volleyball fest. "Auf welcher Plattform eine Sportart präsentiert wird, bestimmt die Leistung - und da ist der Fußball nun mal konkurrenzlos.
Die Erfolge der deutschen Flaggschiffe FC Bayern München und der Fußball-Nationalmannschaft überschatten leider den Fakt, dass Deutschland ein gravierendes Sportproblem hat", warnt Schröder. Es sei in erster Linie die Aufgabe der Verbände und Ligen, dieses Problem zu lösen.
Verändertes Berufsprofil im Sportjournalismus
Sportliche Erfolge und Misserfolge sind als wichtiges Thema bei der massenmedialen Sportberichterstattung geblieben, doch ansonsten hat sich "das Berufsbild von Sportjournalisten über die letzten Jahrzehnte ziemlich verändert", meint Schröder. Verglichen mit seinen eigenen Anfängen zu Beginn der 90er, sei der Einstieg in die Arbeitswelt deutlich schwieriger geworden. Die tägliche Arbeit der Sportjournalisten habe an Komplexität gewonnen. "Der Journalist hat heute seine eigene Kamera dabei und schneidet teilweise noch direkt am Spielfeld. Man muss sich heutzutage insgesamt deutlich mehr einbringen", erläutert der SPORT1-Chefredakteur.
Für ein Praktikum bei SPORT1 hingegen sind berufliche Vorerfahrung und Kenntnisse in Kameratechnik und Bild-Schnittprogrammen nicht das ausschlaggebende Kriterium. Vielmehr zählt für Schröder die Authentizität der Bewerber. "Sei du selbst und mach klar, was du willst. Geschenkt bekommt man 2015 nichts mehr", rät der Geschäftsführer den Studierenden. Wer über Engagement, einen starken Willen und ein gesundes Maß an Selbstvertrauen verfüge, habe eine reelle Chance bei SPORT1 den Einstieg zu schaffen.
Eine gute und wichtige Grundlage dafür bleibt auch ein abgeschlossenes Universitätsstudium. Mehrere Absolvent_innen der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der TU München sind heute bei SPORT1 in unterschiedlichen Funktionen vor und hinter der Kamera tätig.