„Ich habe den Sender geprägt, aber der Sender hat auch mich geprägt." Das sagt Roman Steuer über seine Arbeit als „Executive Vice President Sport“ beim Pay-TV-Sender Sky Deutschland. Auf Einladung von Prof. Dr. Michael Schaffrath, Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation, stellte er sich am 13. Dezember 2022 den Fragen der 50 Studierenden des Moduls „Sportkommunikation und Sportsponsoring“. Dabei sprach der studierte Politikwissenschaftler über seine Arbeit bei Sky, Chancen und Möglichkeiten im Sportjournalismus und worauf er bei Bewerbungsgesprächen Wert legt. Zum Ende der Talkrunde mit den Studierenden sprach Roman Steuer über seine „Herzensangelegenheit“, die „Special Olympics World Games“, die im kommenden Jahr in Berlin stattfinden und bei denen er den Bereich Host Broadcasting verantworten wird.
Wenn es um Einstellungskriterien und Bewerbungsgespräche geht, erwartet Roman Steuer vor allem eines: Leidenschaft. „Ihr müsst für den Job brennen. Seid neugierig und hinterfragt Sachverhalte“, gab er den angehenden Absolvent_innen mit auf den Weg. Authentizität spiele eine große Rolle. Auch wenn etwas mal nicht funktionieren sollte, „steht zu dem, was ihr macht, gesteht euch Fehler ein, denn daran wachst ihr als Person“, erklärt Steuer. Einen beruflichen wie privaten Tipp gab er den Studierenden auch noch: „Es gibt nicht die eine Lösung. Ihr werdet viele Felsen im Leben überwinden, da müsst ihr entweder darüber klettern oder herumlaufen.“
Auch das Studium verläuft nicht immer geradlinig. Um in das Berufsfeld des Sportjournalismus einzusteigen, sei es sinnvoll, einen Bachelor- oder Masterabschluss in Sportwissenschaften, wie er an der TU München angeboten wird, zu besitzen. Die Note sei für ihn dabei aber nicht das entscheidende Kriterium. „Wichtig ist, ob man in das bestehende Team fachlich und charakterlich hineinpasst.“ Bezogen auf die Fachlichkeit hob der renommierte TV-Macher hervor, dass sich die Kompetenzen nicht nur auf das Thema Fußball beziehen sollten. Es werde eine breite Sportfachkompetenz erwartet, aber ein Grundverständnis von Fußball sollte immer vorhanden sein, insbesondere im Bereich Fernsehen, da dies die dominierende Sportart sei. Dies werde sich auch durch aktuelle Trends, wie dem immer größer aufkommenden Football-Hype rund um die NFL nicht ändern.
Beim Thema Frauen im Sportjournalismus sieht Steuer noch Nachholbedarf. In den letzten Jahren seien zwar immer mehr Journalistinnen in den Sport gedrängt – insbesondere im Bereich Moderation –, allerdings scheinen die Meinungen der Öffentlichkeit zur Sportfachkompetenz von Frauen durchaus gespalten zu sein - vor allem bei der Kommentierung von Männersport, wie es bei der aktuellen Fußball-Winter-WM in Katar zu sehen war. Erstmals durften drei Frauen in der ARD, ZDF und bei MagentaTV die Spiele live kommentieren. Die Journalistinnen müssen sich zuweilen aber heftige Kritik über Social Media gefallen lassen. Steuer sieht die Entwicklung trotzdem positiv: „Ich bin froh, dass Frauen im Sport präsent sind, aber es ist noch ein weiter Weg bis zur vollständigen Akzeptanz."
So wie sich aktuell die Präsenz der Frauen im Sportjournalismus wandelt, so verändert auch die Präsenz von Streamingdiensten die TV-Landschaft. Besonders DAZN und Amazon Prime sichern sich immer mehr Sportrechte, wie die der Bundesliga oder der Champions League. Steuer glaubt, dass dieses Modell in Zukunft den Markt beherrschen und das klassische Fernsehen in den Hintergrund gedrängt werde. Bei technischen Neuerungen, wie Veranstaltungen über VR-Brillen, bleibt er allerdings skeptisch. Es gebe drei Ereignisse, bei denen die Leute immer live im TV zuschauen werden: bei Katastrophen, Showevents und Livesport. „Sportevents haben ein besseres Drehbuch als jeder Hollywood Film“, unterstreicht Steuer. Bei Livesport stehe die Spannung im Mittelpunkt und der gebe den Zuschauer_innen eine Art Lagerfeuer-Effekt.
Zum Abschluss stellte Steuer noch ein Herzensprojekt vor, und zwar die "Special Olympics World Games", die 2023 in Berlin stattfinden. Er animierte die Studierenden, als Volunteers mitzumachen und ein wohl einmaliges Event vor Ort zu begleiten. Über 7000 Athlet_innen mit geistiger Behinderung beziehungsweise Mehrfachbehinderung nehmen an der Sportveranstaltung vom 17. bis 25. Juni 2023 teil. Im Spotlight des Events stehe nicht die Leistung, sondern der Sport selbst. „Ich habe so viele sportliche Spitzenevents begleiten dürfen, doch so eine schöne und ehrliche Freude wie bei Special Olympics-Events habe ich nie im Leistungssport erfahren“, gesteht Steuer sichtlich bewegt.
Zu den Special Olympics World Games 2023 in Berlin
Text: Lucia Renz & Bastian Daneyko
Fotos: Lucia Renz