"Irgendwann steht der Fußball im Abseits" - unter dieser Überschrift steht ein Gastkommentar von Prof. Dr. Michael Schaffrath im Weser Kurier. Der Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation beschreibt darin die aktuelle Entwicklung der medialen Verwertung und gibt einen kurzen Ausblick auf eine mögliche Zukunft. Der Gastbeitrag wurde am 22. März im Weser Kurier abgedruckt.
Längst sind Ablösesummen im dreistelligen Millionenbereich und zweistellige Millionengehälter zur Normalität im Fußball-Business geworden. Neben Ticketing und Sponsoring sind vor allem die TV-Rechte für die Refinanzierung verantwortlich. So müssen für die Champions League ab der Saison 2018/19 über 100 Millionen Euro gezahlt werden. All dies lässt sich nur durch eine Erhöhung der Exklusivität der Übertragungen bewerkstelligen. "Konkret geht es dabei, so paradox das klingen mag, um Ausdehnung und Verknappung gleichzeitig", erklärt Schaffrath.
Das heißt, dass zum einen immer mehr Anstoßzeiten eingeführt werden, um den Sendeanstalten viele exklusive Übertragungszeiten zu ermöglichen. Zum anderen wird die Ausstrahlung im Free-TV verknappt und verschiebt sich vermehrt ins Pay-TV. So kann der wahrscheinliche Fall eintreten, dass bald keine Bilder der Königsklasse mehr frei empfangbar sein werden - mit Ausnahme eines Finales mit deutscher Beteiligung. Denn das muss laut Rundfunkstaatsvertrag im Free-TV gezeigt werden. Andere Bereiche, wie etwa die zeitnahe Berichterstattung über die Bundesliga, ist dagegen gesetzlich nicht geschützt. Auch hier könnte also das gleiche Szenario wie bei der Champions League eintreten und der Fußball ab 2021 aus der ARD-Sportschau verschwinden.
"Vermutlich", so meint Schaffrath, "wird beim nächsten Rechtedeal sowieso alles anders". Denn dann könnten die finanzstarken US-Konzerne Amazon, Google und Facebook in den Poker um die Sportrechte eintreten und den bisher etablierten Sendern Rechte streitig machen.
Schaffrath mahnt diesbezüglich allerdings Vorsicht an. Denn der Fußball sei auch ein Kulturgut. Und sollte die unverhältnismäßige Preistreiberei nicht durch die ökonomische Vernunft zum Erliegen kommen, so wird die Fußballbranche bald "im Abseits des öffentlichen Interesses" stehen, so Schaffrath.
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Text: Moritz Dollsack