Im Sommer 2016 erlebte die ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann einen veritablen Shitstorm. Erstmals im Fernsehen hatte mit Neumann eine Frau Fußballspiele einer Männer-Europameisterschaft kommentiert. Doch: War Neumann wirklich schlechter als ihre männlichen Kollegen?
Erste Ergebnisse zu dieser Fragestellung präsentierte Prof. Dr. Michael Schaffrath am 26. September auf einem Kongress in Hamburg. Dort tagte die Ad-hoc Gruppe Mediensport & Sportkommunikation der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft.
Die von Schaffrath präsentierten Ergebnisse basieren auf einer aufwändigen Inhaltsanalyse der EM-Kommentierung. Dafür wurden zunächst je zwei Spiele der sechs EM-Kommentatoren von ARD und ZDF verschriftet, insgesamt also zwölf Partien. Der Transkriptionsband umfasst mehr als 300 Seiten. Die Spielkommentierungen wurden hinsichtlich formaler Aspekte (z.B. Sprechdauer etc.), inhaltlicher Kriterien (z.B. Spielerverwechslungen, Fehleinschätzungen etc.) und sprachlicher Besonderheiten (z.B. Versprecher etc.) analysiert.
„Bisher bestehen keinerlei wissenschaftliche Modellierungen, was denn Qualität für einen TV-Kommentar überhaupt bedeutet. Ich habe daher verschiedene Aspekte aus dem journalistischen Qualitätsdiskurs, den wenigen zum Kommentar vorliegenden Studien sowie Empfehlungen von Berufspraktikern abgeleitet“, erklärt Schaffrath.
In den kommenden Monaten erfolgen weitere Auswertungen zum umfangreichen Datensatz. Dann wird die Studie auch in reviewten Fachzeitschriften publiziert.
Text: Fabian Kautz
Foto: Fabian Kautz