"Sportfernsehen für Alle?" Diese Frage diskutierte Prof. Dr. Michael Schaffrath, Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation, im Rahmen einer Podiumsdiskussion am Mittwoch, den 15.11.2017, in der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM). Weitere Diskutanten waren der Sportchef des Bayerischen Rundfunks, Klaus Kastan, der Chefredakteur des Sportspartensenders SPORT1, Dirc Seemann, sowie der Director Product Development von Eurosport, Werner Starz.
Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Tobias Schimon, der an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft den Diplomstudiengang Sport mit dem Studienschwerpunkt Medien und Kommunikation erfolgreich absolviert hat und seit Jahren als Mitarbeiter bei SPORT1 angestellt ist.
Eines der vielen recht kontrovers diskutierten Themen war die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. So hinterfragte Seemann, ob es zu den Aufgaben der ARD und des BR gehöre, Saison-Vorbereitungsturniere - wie z.B. den AUDI Cup in diesem Sommer - zu zeigen. Klaus Kastan verteidigte die Übertragungen mit dem Hinweis, dass auch die öffentlich-rechtlichen Sender Sportereignisse auszustrahlen hätten, die große Reichweiten erzielten und das seien nun einmal in erster Linie Fußballspiele.
Prof. Schaffrath sah das anders und empfahl ARD und ZDF sogar, aus dem hochgradig kommerzialisierten Profi-Fußballgeschäft aufgrund der exorbitanten Rechtekosten auszusteigen. "Fußball ist die einzige Sportart, für die es in Deutschland einen Markt gibt und um den sich die verschiedenen Privatsendern gern streiten können. Diese müssen als Wirtschaftsunternehmen für sich prüfen, wie viel Geld sie für Fußball ausgeben wollen und ob sich ein solches Investment refinanzieren lässt."
Aber Gebührengelder z.B. für die Champions League auszugeben, wie dies das ZDF seit 2012/13 tue, sei aus Schaffraths Sicht kaum zu rechtfertigen. "SAT. 1 und vorher RTL haben die Champions League jahrelang ordentlich übertragen. Wieso muss das ZDF, wie man in verschiedenen Zeitungen lesen konnte, mehr als 50 Millionen pro Jahr für Champions League ausgeben?", fragte Schaffrath. Für Klaus Kastan, Sportchef des Bayerischen Rundfunks, war die Antwort schnell gefunden: "Attraktive Fußballübertragungen sind ein Bestandteil des Sportangebots. Sie bringen hohe Quoten und sind ein wichtiger Faktor für die Zuschauerakzeptanz, die auch öffentlich-rechtliche Sender brauchen. Und deshalb werden wir uns im Sinne unserer Zuschauer auch künftig um solche Rechte bemühen."
Text: Fabian Kautz
Foto: Gerhard Riewe