Kirch und Co. – Die Geschichten rund um der TV-Rechte in der Fußball-Bundesliga sind vielfältig. Prof. Dr. Michael Schaffrath ordnet die Historie im Medienmagazin „@mediasres“ beim Radiosender Deutschlandfunk ein. Außerdem erklärt Schaffrath im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, das in verschiedenen Medien, wie n-tv oder HORIZONT, erschienen ist: „Die traditionellen Spielzusammenfassungen im frei-empfangbaren Fernsehen könnten schneller wegfallen, als es vielen Fußballromantikern lieb sein dürfte."
60 Jahre ist die Deutsche Fußball-Bundesliga mittlerweile jung und bietet mehr denn je aufregende Spiele, 100-Millionen-Euro-Neuzugänge – und einen exklusiven Zugang für Fans, allerdings hinter einer Bezahlschranke im Pay-TV. Diese Entwicklung war in den frühen 1960er Jahren nicht absehbar, zeigte das ZDF damals erstmalig einen achtminütigen Bericht über die Partie zwischen 1860 München und Eintracht Braunschweig. Bis heute hat sich vermarktungstechnisch viel getan in der Bundesliga.
„Die DFL hat die sich bietenden Möglichkeiten eines wachsenden und kompetitiven TV-Marktes exzellent ausgenutzt und jahrelang davon profitiert, dass diverse Sender und Plattformen um die Senderechte der Bundesliga mit steigenden Investments konkurriert haben", erklärt der Professor für Medien und Kommunikation – dies geht allerdings zu Lasten der Fans, die mittlerweile mehrere Abos abschließen müssen, um Fußball in Gänze zu sehen.
Die Zeiten des Wachstums seien nach Jahren des monetären Aufschwungs der Bundesliga allerdings vorbei. Dies ist zurückzuführen auf Krisen der „Big Player“ wie Sky oder DAZN. Mehr Geld gibt es nach Ansicht von Schaffrath nur durch Exklusivität und den Wegfall der Spielzusammenfassungen, wie der ARD „Sportschau“: „Denn es gibt laut Medienstaatsvertrag kein Recht auf Bundesliga im Free-TV", konkretisiert der habilitierte Kommunikationswissenschaftler seine Ausführungen.
Prof. Schaffrath zur Geschichte der TV-Rechte in der Bundesliga im Deutschlandfunk
Dabei war man beim Deutschen Fußball-Bund in den Anfangsjahren der Bundesliga gar nicht begeistert über die Fernsehgelder und einhergehenden Ausstrahlungen im TV, denn „der DFB vermutete, je intensiver das Fernsehen überträgt, desto weniger gehen die Leute ins Stadion“, so der Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation im Medienmagazin @mediasres des Deutschlandfunks. Bekanntlich kam alles anders, das Privatfernsehen nahm sich Anfang der 1990er-Jahre dem Fußball an und spülte viel Geld in den Markt und in die Vereine.
„Wenn man heute auf den Etat der Liga guckt, der laut DFL-Jahresbericht bei 3,6 Milliarden Euro liegt, dann entfallen knapp 40 Prozent davon aus dem Fernsehgeschäft. Zusätzlich generiert die Liga knapp eine Milliarde durch Trikotwerbung und Sponsoring – diese Gelder fließen nur, weil das Fernsehen die Spiele überträgt“, erläutert Schaffrath die finanzielle Abhängigkeit des Fußballs vom TV.
Ob die Öffentlich-Rechtlichen ihren Teil zum Milliardenzirkus beitragen müssen, sieht Schaffrath auch in diesem Fall kritisch: „Der Fußball ist eine der wenigen Sportarten, die einen Nachfragemarkt hat. Wir als Gesellschaft müssen uns die Grundsatzfrage stellen, ob man dieses hochkommerzialisierte Geschäft mit öffentlichen Gebühren alimentieren muss.“
Ein gutes Beispiel hierfür sei die Pleite des ehemaligen Medienmoguls Leo Kirch, der mit der Bundesliga Profit machen wollte und gescheitert ist. Aus diesem Grund sollten ARD und ZDF umdenken, denn „der Fußball ist ein Produkt, welches man privatwirtschaftlichen Anbietern oder Nachfragern überlassen sollte. Diese sollten dann für sich klären, ob ihre horrenden Investments überhaupt refinanzierbar sind“, erläutert Schaffrath in dem Radio-Beitrag.
Der Kommunikationswissenschaftler glaubt, dass die Gelder lieber in andere Sportarten, wie aktuell in die Leichtathletik-WM in Budapest investiert werden sollten, anstatt in „das ruinöse Fußballgeschäft“. Schaffrath hebt dabei die qualitativ hochwertige Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen hervor: „ARD und ZDF haben schon jahrelang, vielfach bewiesen, wie zum Beispiel im letzten Jahr bei den European Championships 2022 in München, wie großartig sie auch zum Teil sogenannte Randsportarten journalistisch perfekt präsentieren können.“
Zum Interview bei @mediasres, Deutschlandfunk
Text: Bastian Daneyko
Fotos: Deutschlandfunk/Privat