Wie viele Torschüsse, Eckbälle, Ballaktionen und Zweikämpfe gibt es bei einem Fußballspiel? Wer regelmäßig Europas Sportart Nr. 1 im Fernsehen verfolgt, kennt diese Statistiken zur Genüge. Doch wer erhebt derartige Daten? Mit welcher Methodik? Und für wen?
Antworten auf all diese Frage gab Dirk Ifsen, der Geschäftsführer der Perform Media Deutschland GmbH. Auf Einladung von Prof. Dr. Michael Schaffrath hielt Ifsen vor mehr als 100 Studierenden am Dienstag, den 17.11., im Rahmen der Vorlesung "Sportpublizistik" einen bemerkenswerten Vortrag und gab einen detaillierten Einblick in die Struktur und die Arbeitsabläufe des Unternehmens. Nach dem Vortrag stand Ifsen noch gemeinsam mit dem Senior Editor Matthias Möhle, einem Absolventen des Studienschwerpunktes Medien und Kommunikation der Sportfakultät der TU, für Fragen der Studierenden zur Verfügung.
Global Player
Die Perform Group ist für Ifsen der "weltweit zuverlässigste und umfangreichste Anbieter von digitalem Sportcontent." Zu den Kunden der Perform Group zählen weltweit mehr als 850 Unternehmen aus den Bereichen Medien, Sponsoren, Verbände/Vereine sowie Gaming/Betting. Mit dabei z.B. Sky, RTL, Eurosport und die Bildzeitung. Oder auch Mercedes, Adidas, Bitburger. Sowie die DFL, die Premier League oder der FC Bayern München. Von den weltweit 1.500 Angestellten arbeiten 80 Mitarbeiter in Deutschland (München und Hamburg).
Neben dem klassischen Business-2-Business-Geschäft sind Onlineportale wie spox.com, sportal.de und goal.com Teil der Unternehmensgruppe. Eine ganz wichtige Perform-Marke ist die Opta Sport Daten AG. Der 1996 gegründete Sport-Datendienstleister wurde 2013 von der Perform Gruppe übernommen.
Opta-Daten-Erhebung
Pro Spiel erheben jeweils drei bis vier Mitarbeiter manuell bis zu 2.000 sogenannte "Events". Dazu gehören Pässe, Zweikämpfe, Torschüsse oder Ballaktionen. Für diese Tätigkeit benötigt Opta Mitarbeiter mit "außerordentlichen Fußball- und IT-Kompetenzen," meint Matthias Möhle. Daneben werden bei jeder analysierten Partie vom Perform-Kooperationspartner ChyronHego die Laufleistung der beiden Mannschaften und jedes einzelnen Spielers ermittelt. "Sechs Kameras erfassen Sprints, Laufstrecken, Geschwindigkeiten und die Positionsdaten", erklärt Ifsen.
Neben dieser aufwendigen und vielfältigen Form der Datenerhebung ist die redaktionelle Aufarbeitung "ein wichtiger Bestandteil des Erfolges", meint Dirk Ifsen. 25 festangestellte liefern gemeinsam mit einer Vielzahl an freien Mitarbeitern aktuelle Top-Themen für die Berichterstattung verschiedener Medienunternehmen, im Fernsehbereich vor allem für Sky und RTL. Diese Themenliste hilft den TV-Kanälen beim Aufbau ihrer Sendungen und bei der Auswahl möglicher Gäste. Daher ist auch immer ein Opta-Mitarbeiter bei den Redaktionskonferenzen vor Ort. Darüber hinaus stellt die Redaktion um Matthias Möhle für die Live-Kommentatoren Mappen zur Spielvorbereitung zur Verfügung. Oft haben diese "Vorschauen" mehr als 100 Seiten - "dicker als jede Bachelorarbeit oder Master-Thesis", so Ifsen augenzwinkernd.
Zuschauer nicht überfordern
In der abschließenden Diskussion mit den Studierenden wurde dann vor allem eines deutlich: die Dosis an Daten muss stimmen! "Der Zuschauer möchte nicht überfrachtet werden mit Informationen", sagt Dirk Ifsen. "Aber gibt es überhaupt den typischen TV-Zuschauer? Und woher weiß man, was der Zuschauer tatsächlich will und an Datenmengen verträgt", entgegnet Prof. Schaffrath den Gästen der Perform-Group. Opta stützt sich hierbei auf Analysen der Sender und Anschauungen aus den sozialen Medien. Denn am Ende steht für das Fernsehen das Publikum im Mittelpunkt und für Opta der Sportfan und alle sportinteressierten Leser, User und Zuschauer.
Text: Sebastian Liebrandt
Fotos: Marie-Sophie Giebel