„Wenn du beim FC Bayern arbeitest, dann wollen sie immer gegen dich gewinnen. Das bekommen wir jeden Spieltag zu spüren.“ Bianca Rech, Abteilungsleiterin der FC Bayern München Frauen, besuchte am Montag, 11. Dezember 2023, den Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation der TUM für ein Gastreferat zum Thema „Frauenfußball im medialen Fokus“. In einer offenen Gesprächsrunde, geführt durch die wissenschaftliche Mitarbeiterin Romy Schwaiger, gewährte sie den rund 40 Studierenden Einblicke in ihren beruflichen Alltag beim deutschen Rekordmeister. Anschließend erhielten die Teilnehmer_innen des Moduls „Sportkommunikation und Sportsponsoring“ die Gelegenheit, der studierten Diplom-Sportökonomin Fragen rund um die mediale Entwicklung, die enorme Resonanz seit der Europameisterschaft 2022 in England sowie deren Konsequenzen und der sukzessiv zunehmenden Professionalität im Frauenfußball zu stellen.
Rech, die selbst von 2000 bis 2015 als Profifußballerin 209 Bundesliga-Spiele (u. a. 1. FC Köln, FC Bayern München) und als Nationalspielerin 20 Länderspiele absolviert hat, nimmt eine Veränderung für die Vereine durch die Turniere der letzten Jahre, die eine extreme mediale Aufmerksamkeit bekamen, wahr. Die vielen Fananfragen und das öffentliche Interesse haben sowohl Auswirkungen auf die Spielerinnen als auch auf den Verein. „Es gibt Spielerinnen, die mittlerweile sehr viel Aufmerksamkeit von Fans erhalten, weshalb wir Ordnungsdienste für die An- und Abreise bereitstellen müssen. Auch die Medienanfragen der Presse sind seit der Europameisterschaft 2022 extrem gestiegen. Ein paar Monate nach der Europameisterschaft dachten wir, den ‚Peak‘ erreicht zu haben. Im Sommer hat dann die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland stattgefunden, bei der die deutsche Nationalmannschaft nicht ganz so erfolgreich war und der Aufschwung dadurch womöglich etwas abflacht, aber ganz im Gegenteil! Unser Medienteam muss aktuell gut koordinieren, welche Medienanfragen wir überhaupt umgesetzt bekommen.“ Die Medienabteilung der FC Bayern Frauen besteht mittlerweile aus zwei festangestellten Mitarbeiter_innen, Praktikant_innen und erhält weitere Unterstützung aus dem Männerbereich an der Säbener Straße. Trotz des Zuwachses in der Abteilung ist es laut Rech eine Herausforderung, die verschiedenen Social-Media-Kanäle mit insgesamt 1,45 Millionen Follower zu bespielen.
Im Juli 2023 wechselte der Namensrechtepartner der Frauen Bundesliga von Flyeralarm hin zu Google Pixel, das auch offizieller Partner der Frauen-Nationalmannschaft ist. „Durch die Partnerschaft mit einem internationalen Unternehmen wie Google erreichen wir weitaus mehr Reichweite und haben auch technisch viel mehr Möglichkeiten. An Marketingtagen kann viel umgesetzt werden und die Spielerinnen werden viel mehr miteinbezogen.“
Aber auch die Selbstvermarktung der Spielerinnen auf Social Media ist heute eine andere als zur aktiven Zeit von Bianca Rech. Einige Spielerinnen, wie beispielsweise Giulia Gwinn, haben sich mittlerweile ein zweites Standbein als Influencer aufgebaut. Die Abteilungsleiterin der FC Bayern Frauen sieht aber eine Diskrepanz zwischen der Fußballer- und der Influencerkarriere. Stattdessen legt sie einen großen Wert darauf, dass die Spielerinnen nebenbei eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren, um sie für eine berufliche Karriere nach ihrer aktiven Fußballkarriere bestmöglich vorzubereiten.
Zur öffentlich anhaltenden Diskussion über ‚Equal Pay – Equal Play‘ hat Bianca Rech eine klare Meinung: „Ich finde das einen falschen Ansatz. Mir ist Equal Play viel wichtiger und, dass wir in der Google Pixel Frauen Bundesliga alle dieselben Voraussetzungen haben. Die haben wir leider bis heute nicht. Wenn wir von Equal Pay sprechen, sollten die Spielerinnen der Liga meiner Meinung nach davon leben können und nicht nebenbei noch arbeiten müssen.“ Auch zu den immer wiederkehrenden Vergleichen der Gehälter der Profispieler_innen der Männer- und Frauenmannschaften findet Rech deutliche Worte: „Equal Play ist für mich viel wichtiger, als dass unsere Fußballerinnen das gleiche Gehalt wie die Männer bekommen. Der Männerfußball ist einfach eine andere Welt.“
Text & Fotos: Elisa Kohl