Die promovierte Sportjournalistin Dr. Hanna Raif, Sportredakteurin des Münchner Merkur, besuchte am 12. November 2023 den Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation. In einer Gesprächsrunde mit Prof. Dr. Michael Schaffrath, Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation sowie 40 Student_innen des Moduls „Sportkommunikation und Sportsponsoring", teilte Raif Einblicke ihrer täglichen Erfahrungen als Frau in einer männerdominierten Branche. Sie sprach zudem über ihren beruflichen Werdegang und diskutierte mit dem Plenum über die Chancen und Herausforderungen im Sportjournalismus.
Den Grundstein für ihre berufliche Laufbahn legte Raif mit dem Diplomstudium der Sportwissenschaften an der TU München, mit dem Schwerpunkt „Sport, Medien und Kommunikation“. Anschließend verfasste Sie ihre Doktorarbeit zum Thema „Qualität im Sportjournalismus". Die Zeit an der Universität spielte eine bedeutende Rolle für die berufliche Entwicklung: „Die Kontakte, die ich während des Studiums knüpfen konnte, haben mir den beruflichen Einstieg enorm erleichtert“, erläutert Raif und hob die Wichtigkeit von Praktika und freien journalistischen Tätigkeiten hervor: „Praktikanten die für den Journalismus brennen, werden immer ihren Weg in die Branche finden und eine berufliche Perspektive haben.“
Die tägliche Arbeit in einer Sportredaktion bietet hierfür vielfältige und spannende Aufgaben. Innerhalb des Sportresorts des Münchner Merkur ist Raif hauptsächlich für die Berichterstattung rund um den FC Bayern München verantwortlich. Zusätzlich betreut sie Sportarten wie Turnen, Bob, Rodeln und Skeleton. Die Sportjournalistin ermutigte die Studierenden auch über Sportarten zu berichten, in denen sie keine ausgewiesenen Expert_innen sind: „Ich habe selbst nie Fußball gespielt. Zwar habe ich mittlerweile ein sehr gutes Grundverständnis für die Dynamik und Taktik des Spiels, aber viel wichtiger ist es, die Geschichten drumherum zu erkennen und erlebbar darzustellen.“ Den finalen Artikel in den Händen zu halten, stelle für sie einen weiteren Anreiz dar, in einer Redaktion zu arbeiten.
Die männerdominierte Fußballbranche hält dabei einige Herausforderungen bereit: „Ich bin in meiner kompletten journalistischen Laufbahn immer die einzige Frau in der jeweiligen Sportredaktion gewesen. Daran bin ich gewöhnt - und es hat Vor- und Nachteile. Die Erfahrung lehrt, dass man als Frau genauso ernst genommen wird wie die männlichen Kollegen, wenn man ihnen in Sachen Kompetenz auf Augenhöhe begegnet. Warum auch nicht?“, unterstreicht Raif die Wichtigkeit selbstbewusst aufzutreten. Im Hinblick auf das Thema MeToo, habe die Sportjournalistin keine negativen Erfahrungen machen müssen. Dass es aber durchaus Frauen in der Medienbranche gibt, die mit Sexismus und Belästigungen zu kämpfen haben, sei bekannt.
Auch die Qualität der Printmedien habe sich in den letzten Jahren spürbar verändert. Raif erläuterte dies am Beispiel der Zusammenlegung der hauseigenen Sportredaktionen der TZ und des Münchner Merkur, was zum Abbau von Stellen geführt hat. „Zusätzlich gibt es weniger Budget für Reisen, was die Möglichkeiten weiter einschränkt, qualitativ hochwertige Berichterstattung zu liefern“, so Raif.
Die Ursachen für die Qualitätsveränderungen seien vielfältig. Aufkommende neue (Online-)Medien haben hierauf einen bedeutenden Einfluss. Die Schnelllebigkeit der Nachrichtenwelt, in der Informationen in Sekundenschnelle online verfügbar sind, stellt eine Herausforderung dar: „Die Arbeit liegt heutzutage darin, die Nachrichten mithilfe von Expertenmeinungen und exklusiven Interviews einzuordnen“, erklärt Raif.
Zum Abschluss der Veranstaltung wagte die Journalistin dennoch einen positiven Blick in die Zukunft des Printjournalismus. „Trotz der vielfältigen Veränderungen in den Redaktionen ist die Nachfrage nach gut geschriebenen journalistischen Texten nach wie vor hoch. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, so Raif, die den Studierenden noch einen Ratschlag mit auf den Weg gab: „Schaut nicht nur durch die Fußballbrille auf die Sportwelt, sondern berichtet über die Vielfalt, die die Sportwelt zu bieten hat.“
Text und Fotos: Julian Lukas