"Erlebbar und anfassbar - das soll die SpVgg Greuther Fürth sein", erklärt Timo Schiller, Leiter der Marketing- und Kommunikationsabteilung des Fußball Zweitligisten. Für die Studierenden des Bachelorstudiengangs "Wissenschaftliche Grundlagen des Sports" wurde dieser Anspruch am 2. Februar 2016 Realität. Im Rahmen des Moduls "Basiskompetenz Kommunikation, Medien und Management" war der ehemalige TUM-Student zu Gast an seiner Alma Mater, gemeinsam mit seinem Kollegen Immanuel Kästlen, dem Pressesprecher der Fürther. Auf Einladung von Prof. Dr. Michael Schaffrath vom Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation ermöglichten beide Einblicke in das Berufsfeld der Public Relations und Vermarktung im Profifußball und stellten sich den Fragen der rund 100 Studierenden.
Fanbindung beim "familiären" Proficlub
Greuther Fürth möchte auch bei allen professionellen Ansprüchen auch als "familiärer" Proficlub wahrgenommen werden, erklärt Timo Schiller. Dazu sei vor allem die Fanbindung wichtig: "Ein guter Marketing-Mix hilft im Fußball nur bedingt, um neue Anhänger zu gewinnen und zu begeistern, weil Fans schon früh von Vereinen geprägt werden. Wir wollen daher bereits im Kindesalter junge Menschen für unseren Verein begeistern." Dafür haben die Mittelfranken beispielsweise einen Kids Klub gegründet. Dort offeriert der Zweitligist verschiedene Aktionen ausschließlich für die rund 800 "Ronhof Racker" - wie Ausflüge zu Auswärtsspielen oder auch Pressekonferenzen. Ein wichtiger Baustein, um den Verein "erleb- und anfassbar" zu machen, so der Marketingchef weiter.
Um auch mit anderen Altersgruppen in Kontakt zu treten, nutzen die Fürther soziale Medien. Als großes Plus sieht Pressesprecher Kästlen die "Unabhängigkeit von Journalisten" und "große Reichweiten". Doch er kennt auch die Gefahren der Netzwerke. So könnten unüberlegte Posts von Spielern Unruhe in die Mannschaft bringen oder sogar dem ganzen Verein schaden. Einen vorgeschriebenen Social-Media-Knigge oder spezielle Guidelines gibt es aber nicht. Vielmehr rät Kästlen den Profis der Spielvereinigung "immer mit gesundem Menschenverstand in den sozialen Medien zu agieren."
Stadionsponsoring bei einem Zweitligisten
Ein aktuelles Thema, auch in den sozialen Netzwerken, ist der neue Stadionname der Franken, die ihre Heimspiele ab sofort im "Sportpark Ronhof | Thomas Sommer" austragen. Ein "etwas sperriger und deshalb vermutlich medial schwer durchsetzbarer Name", so Prof. Schaffrath. "Es war die beste Alternative", entgegnet Schiller. Und Pressechef Kästlen ergänzt: "Unsere Fans wollten unbedingt ihren alten Sportpark Ronhof zurück. Und mit Thomas Sommer haben wir zudem einen Partner gefunden, der dies ermöglicht und der dem Verein schon lange verbunden ist."
Bereits 1997 waren die Franken mit der "Playmobil-Arena" die ersten in Deutschland, die Namensrechte an der Spielstätte vergeben hatten. Mittlerweile hätten die Namen der Stadien allerdings denkbar kurze Halbwertszeiten, so Schiller weiter. Das will das Kleeblatt durch den Vertrag über fünf Jahre vermeiden und die Fans auch langfristig im Sportpark Ronhof begrüßen - am besten schnellstmöglich wieder im Oberhaus des deutschen Fußballs.
Empfehlung: Abgeschlossenes Studium
Den Studierenden empfiehlt Schiller ihr Studium unbedingt abzuschließen. Der Studienabschluss ist für den Marketingleiter eine wichtige Voraussetzung: "Ein Job im Profifußball ohne Studium ist zwar möglich, aber ein Hochschulabschluss ist für Tätigkeiten der Vermarktung, der PR oder der Medienarbeit definitiv hilfreich und bei vielen Vereinen auch Pflicht." Das belegt auch eine Studie Prof. Schaffrath, die unter dem Titel "Sport-PR als Beruf" 2012 als Buch veröffentlicht wurde: Dort gaben rund zwei Drittel der Angestellten im Bereich Sport-PR an, ein abgeschlossenes Hochschulstudium zu besitzen.
Einen anderen Weg wählte dagegen Immanuel Kästeln. Der Pressesprecher der SpVgg Greuther Fürth volontierte nach dem Abitur beim Funkhaus Nürnberg und arbeitete dann als Freier Journalist - unter anderem für die BILD-Zeitung. Inzwischen hat der 26-Jährige allerdings ein Fernstudium begonnen, das er neben seiner Vollzeitbeschäftigung absolviert. Kästlen warnt vor dieser Doppelbelastung, die man nur mit einem sehr guten "Zeitmanagement" erfüllen könnte.Text: Sebastian LiebrandtFotos: Marie-Sophie Giebel
Kontakt:
Prof. Dr. Michael Schaffrath
Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation
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Telefon: 089 289 24639
E-Mail: Michael.Schaffrath(at)tum.de
Text: Sebastian Liebrandt
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