"Wir sind zugleich Bühnenarbeiter und Regisseure, die dafür sorgen, dass Mannschaft, Trainer und Präsidium oben stehen und gut beim Publikum und den Medien ankommen". Mit diesem Satz beschreibt Markus Hörwick, der Mediendirektor des FC Bayern die Arbeit der Presseabteilung beim deutschen Rekordmeister. Auf Einladung von Prof. Dr. Michael Schaffrath besuchte Hörwick am Donnerstag, den 24. Januar, das Modul "Kommunikation und Medien". Vor rund 350 Studierenden erklärte der 56-Jährige, wie man den täglichen Medienhype um Deutschlands größten Fußballverein bewältigt.
Aufmerksamkeit wie die Bundesregierung
Nach der Bundespressekonferenz zieht der FC Bayern die größte mediale Aufmerksamkeit auf sich. Rund 1500 Journalisten berichten in Deutschland regelmäßig über den Verein, für 170 Zeitungen, 19 Fernsehsender und mehr als 150 Radio-Stationen. Für die Presseabteilung stellt das eine gewaltige Herausforderung dar. Täglich erreichen die PR-Abteilung rund 300 E-Mails, 200 Telefonanrufe und zwischen 20 und 80 Interviewanfragen.
Neun festangestellte Mitarbeiter in der Presseabteilung
Als Hörwick 1983 beim FC Bayern begann, war er der zweite hauptberufliche Pressesprecher im deutschen Fußball überhaupt und der Erste bei einem Sportverein. Heute arbeiten neun fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Medienabteilung am Erscheinungsbild des Vereins, das für Hörwick zu einem großen Teil durch die mediale Berichterstattung geprägt wird. "80% des Images eines Fußballklubs wird bestimmt durch das Bild, das er in der Öffentlichkeit abgibt", sagt Hörwick.
Tägliche Pressekonferenz
Beim 22-fachen Deutschen Meister haben sie sich für eine "proaktive Pressearbeit" entschieden, so Hörwick. Um zu erläutern, was das bedeutet, benutzt er eine Metapher: "Der FC Bayern ist ein Haus. In dieses Haus wollen die Leute hineinschauen. Unsere Aufgabe ist es, die Türen und Fenster dafür zu öffnen - und nötigenfalls auch mal zu schließen. Wichtig ist, dass wir die Kontrolle behalten, wann die Fenster offen sind und wann geschlossen." So versuchen seine Mitarbeiter einerseits, den Journalisten ihre Arbeit so einfach wie möglich zu machen - beispielsweise durch die tägliche Pressekonferenz, mit der man etwa 80% der Medienwünsche abdecken könne. Bei allen Serviceleistungen für Presse, Funk, Fernsehen und natürlich das Internet müssten aber immer auch die Interessen des Vereins, der Spieler und Angestellten gewahrt bleiben. Dies sei von elementarer Bedeutung, so Hörwick.
Job "zwischen allen Stühlen"
Ein Balanceakt, der für Hörwick bedeutet, "ständig zwischen allen Stühlen" zu sitzen, wobei man zwangsläufig "oft zum Überbringer schlechter Nachrichten" werde. Entweder, wenn Journalisten Interviews verweigert würden, oder wenn man den Spielern zu vermitteln hat, dass sie noch für die Interviewwünsche der Medien Extraschichten einlegen sollen. Und dann ist da noch die Geschichte mit den unangenehmen Presseberichten - mit der Kritik an Trainern, Vereinsvertretern oder Spielern. Manchmal sachlich und begründet, teilweise aber auch überzogen und nicht selten reißerisch! Der ehemalige Trainer Louis van Gaal mutierte medial innerhalb weniger Monate von "van Qual" zu "van Genial". Das permanente mediale Wechselspiel zwischen "Hosianna" und "Kreuziget ihn" erlebt auch der FC Bayern München. Hörwick findet das auch nach 30 Jahren in seinem Beruf bedenklich und würde sich ein Mehr an "gesunder Verhältnismäßigkeit" wünschen.
Im Anschluss an den 45-Minütigen Vortrag, diskutierte Hörwick mit Prof. Dr. Michael Schaffrath die vielfältigen Einflüsse, die durch das Internet oder auch soziale Netzwerke wie Facebook, das Kommunikationsverhalten innerhalb und außerhalb von Sportvereinen massiv veränderten. Eine "mediale Explosion" habe durch das Internet stattgefunden, so Hörwick, die der Kolportage von Gerüchten bis hin zum freien Erfinden von Geschichten zu viele Möglichkeiten eröffne. Abschließend stellte sich der Mediendirektor des FC Bayern München den partiell auch kritischen Fragen der Studierenden, die er aber souverän und charmant beantwortete.
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Kontakt:
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Arbeitsbereich Medien und Kommunikation
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