"Pressesprecher dürfen keine einfachen Ja-Sager sein. Trotzdem sollte man als PR-Mitarbeiter im Sport ein gutes Verhältnis zu den Verbandsfunktionären und Vereinsbossen pflegen, für die man die PR macht", meint Christian Klaue, Direktor für Kommunikation, Marketing und Internationales des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Am 14. Mai 2018 hatten mehr als 30 Studierende der Fakultät für Sport und Gesundheitswissenschaften der Technischen Universität München die Gelegenheit, profunde Einblicke in den Beruf und den Alltag eines Pressesprechers zu bekommen. Im Rahmen des Seminars "Sport-PR für Vereine, Verbände und Unternehmen" war Klaue auf Einladung des Seminarleiters Prof. Dr. Michael Schaffrath Gastreferent. Es wurde über verschiedene Themen der Sport-PR-Branche gesprochen, vom Berufsalltag bis zum Kommunikationsmanagement von Doping-Skandalen.
Beruflicher Werdegang
Klaue startete seine berufliche Karriere als freier Mitarbeiter der Wernigeröder Zeitung, Harzer Volksstimme und der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Nach seinem Studium der Sportwissenschaften in Köln und seiner Tätigkeit als Pressesprecher der Leichtathletik-Abteilung des TSV Bayer Leverkusen, arbeitete er beim SID. Daraufhin wurde er Leiter des Ressorts Medien- und Öffentlichkeitsarbeit beim DOSB sowie Pressesprecher von Thomas Bach. Nach dessen Wahl zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) im Jahr 2013 folgte ihm Klaue im September 2015 nach Lausanne und wurde beim IOC Sprecher für die deutschsprachigen Ländern. Im April 2018 kehrte er zum DOSB nach Frankfurt zurück.
Berufliche Voraussetzungen für einen Pressesprecher
Wichtig für eine Tätigkeit in der PR-Branche ist, laut Klaue, "dass man journalistische Kompetenzen, Management-Skills und am besten noch internationale Erfahrung und eine gewisse betriebswirtschaftliche Denkweise mitbringt". Ein gute und richtige "Schreibe" von Texten sei eine weitere wesentliche Grundvoraussetzung. Starre formale Einstiegshürden für eine Karriere beim DOSB gäbe es nicht, ein Studium und möglichst viele praktische Erfahrungen seien aber grundlegend.
Bewerbung um Olympische Spiele in Deutschland
Zum Scheitern der Olympia-Bewerbungen von München 2018 und Hamburg 2024 erklärte Klaue: "Die Bewerbung von München wurde trotz eines sehr überzeugenden Konzepts verloren. Die Winterspiele in Pyeongchang 2018 waren aber wunderbare, kompakte Spiele." Dass Hamburg nicht die Spiele 2024 bekommen hat, lag nicht, wie viele immer noch glauben, am Image des IOC, sondern vor allem, weil es schwierig gewesen sei, den Hanseaten schon "sieben Jahre vor den Spielen den späteren persönlichen und allgemeinen Benefit im Vergleich zu den Kosten zu vermitteln". Dies habe eine kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Studie herausgefunden.
Verhalten des IOC mit dem russischen Staatsdoping
Die Suspendierung des russischen NOK für Pyeongchang wegen Staatsdopings fand Klaue "gut und richtig. Das IOC hat in Südkorea das getan, was es musste." Es wurden nur diejenigen Athletinnen und Athleten zu den Spielen eingeladen, gegen die kein Hinweis auf Doping vorlag. Die 169 Athleten durften nicht unter der russischen Landesflagge auflaufen. Darüber hinaus wurden sie doppelt so oft getestet wie das am zweithäufigsten getestete Land, nämlich Deutschland. "Mit dieser Maßnahme hat man das System des Staatsdopings bestraft und ist trotzdem den einzelnen Athleten gerecht geworden", resümierte Klaue.
Olympische Spiele in Deutschland
Auf die Frage von Prof. Schaffrath, ob Deutschland irgendwann noch mal Olympische Spiele bekommen werde, gab sich Klaue zuversichtlich: "Irgendwann sicher, allerdings wohl eher nicht in naher Zukunft."
Text: Moritz Dollsack
Fotos: Eva Puschmann