"Das Schöne am Printjournalismus ist, nach jedem Arbeitstag ein abgeschlossenes Tagesprodukt zu haben", sagt Dr. Hanna Raif über die Attraktivität ihrer Arbeit im Printjournalismus. Dem stehen allerdings die häufig unregelmäßigen Arbeitszeiten entgegen, denen sie mit viel guter Organisation entgegentritt.
Am 18. Januar 2018 war die Redakteurin der Sportredaktion des Münchner Merkur zu Gast am Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation. Im Rahmen des Moduls "Sportkommunikation und Sportsponsoring" diskutierte Dr. Hanna Raif mit Prof. Dr. Michael Schaffrath und mehr als 40 Studierenden über die Rolle der Frau im Sportjournalismus, über die täglichen Herausforderungen und Veränderungen im Printjournalismus und die Vorbereitung der Studierenden auf die mediale Arbeitswelt.
Sportstudium als Grundlage
Dr. Raif legte das Fundament für ihre Karriere schon während ihres sportwissenschaftlichen Diplom-Studiums mit dem Schwerpunkt "Sport, Kommunikation und Medien" an der TU München. "Durch mehrere Praktika, Hospitanzen und freie Mitarbeiten z.B. beim sid, der Bild-Zeitung oder dem Münchener Merkur, konnte ich schon früh viel Arbeitserfahrungen sammeln und gute Kontakte knüpfen", berichtete Dr. Raif. In verschiedenen Praxiskursen an der Universität entstand eine Vorliebe für den Printjournalismus, der ihr im Vergleich zu TV-Moderation oder Radio-Kommentierung auch "persönlich mehr liege".
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Diplomstudiengangs promovierte Hanna Raif noch an der Fakultät zum Thema "Qualität im Sportjournalismus. Entwicklung eines Konzepts zur Beurteilung des Sportressorts im Print". Die Studie ist 2014 im MedienSportVerlag als Buch erschienen. Auch heute noch ist diese Publikation immer mal wieder bei der täglichen Arbeit handlungsleitend. "Wenn ich mir nicht sicher bin, ob meine Quelle auch tatsächlich verlässlich ist, denke ich zurück an meine Studie und verzichte im Zweifel auch auf eine Story," berichtete Dr. Raif.
Den Studierenden empfahl die Merkur-Redakteurin vor allem auf die Berufspraxis vorbereitende Kurse zu belegen, um herauszufinden, welche Tätigkeiten einem am meisten liegen. "Die konstruktive Kritik, die ich von den Dozenten an der Uni bekam, waren für mich sehr hilfreich, mich ständig weiterzuentwickeln, was mir auch den Berufseinstieg erleichtert hat."
Alltag einer Sportredakteurin
Seit August 2013 ist Dr. Raif festangestellte Sportredakteurin beim Münchner Merkur, für den sie vor allem über den FC Bayern München berichtet. Dass sie die einzige Frau unter neun Männern in der Sportredaktion ist, daran habe sie sich längst gewöhnt. Und Sport und vor allem der Fußball seien eben immer noch vor allem "Männerdomänen". Von Prof. Schaffrath auf die aktuelle MeToo-Debatte angesprochen, sagte Raif: "Ich habe keine Erfahrungen in dieser Richtung gemacht und kann nur für mich als Frau unter vielen Männern sprechen. Man sollte seine Rolle zu nutzen wissen, sie aber keinesfalls ausnutzen."
Da der Sportjournalismus nicht nur eine Männer-, sondern auch eine Fußballdomäne darstellt, sind Fußballkenntnisse für den Einstieg in den Sportjournalismus für Dr. Raif unabdingbar. "Unsere Redaktion besteht aus fünf Personen, die das sog. "Normalsportteam" bilden, und aus weiteren fünf Personen, die das "Fußballteam" stellen", erklärte Dr. Hanna Raif zur Sportarten-Verteilung beim Merkur. Problematisch für die tägliche Arbeit sei die zunehmende Abschottung der Vereine vor Journalisten. Täglich werden neue Herausforderungen geschaffen, indem die Barrieren höher gelegt werden: "Der Unterschied zwischen den geführten und den letztlich autorisierten Interwies wird immer größer, wodurch Berichterstattung immer substanzloser wird."
Tipps für die Studierenden
Im Hinblick auf die anstehende Exkursion der Studierenden zum Skiweltcup in Garmisch empfahl Dr. Raif für die Interviewführung, sich vorab mit dem Menschen dahinter zu beschäftigen. Außerdem brauchen die Studierenden sich keineswegs demütig zeigen: "Ihr dürft nicht vergessen, dass Euch gegenüber auch nur ein Mensch steht."
Text: Eva Puschmann
Fotos: Eva Puschmann