„Medienlandschaft, -konsum und -verhalten haben sich in den vergangenen Jahren extrem gewandelt – und der Wandel geht weiter. Für uns beim Bayerischen Fußball-Verband heißt das, darauf zu reagieren und Inhalte anders aufzubereiten. Das ist ein ständig anzupassender Prozess, der bis dato auch funktioniert. Allerdings ist und bleibt das eine Frage der personellen Ressourcen. Wir stoßen auch an Grenzen.“ Mit diesen Worten leitete Fabian Frühwirth, Leiter Medien und Kommunikation des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV), seinen Vortrag zum Thema „Verbandskommunikation & Einsatz von künstlicher Intelligenz im Amateurfußball“ ein. Die Veranstaltung fand am Montag, 17. Juli 2023, im Rahmen des Seminars „Sport-PR für Vereine, Verbände und Unternehmen“ statt. Geleitet wurden der Vortrag und die anschließende Fragerunde von Romy Schwaiger, wissenschaftlicher Mitarbeiterin am Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation, die vor ihrer Zeit an der TUM gemeinsam mit Frühwirth hauptamtlich beim BFV gearbeitet hat. Derzeit verfasst sie ihre Doktorarbeit zum Thema Social-Media-Kommunikation im Amateurfußball.
„Unsere knapp 130.000 Follower auf den Social-Media-Kanälen entsprechen 27,9% der Followerzahlen aller Landesverbände zusammen“, erklärt der BFV-Pressesprecher. „Das ist im Vergleich zu den rund 18 Prozent unseres Anteils an der gesamten Mitgliederzahl in Deutschland ein starker Wert.“ Ziel der Social-Media-Arbeit ist es laut Frühwirth, „die zuweilen eher trocken anmutenden sportpolitischen Botschaften in einem möglichst unterhaltsamen Umfeld darzustellen und so auch für diese Themen Reichweite zu generieren“.
Der BFV ist nicht nur im Bereich der sozialen Medien deutschlandweit vorne dabei – auch, was die Digitalisierung des Spielbetriebs angeht, hat der BFV in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Die Spielberichte aller Partien sind inzwischen vollumfänglich digital und auf der offiziellen Website des Verbands frei zugänglich. Jeder Amateurfußball-Fan kann somit problemlos die Statistiken und Spielverläufe seines Lieblingsvereins nachverfolgen. Dass dies im Amateurbereich noch lange nicht selbstverständlich ist, betonte Frühwirth: „Kein Medienhaus kann in dieser Breite diese Daten anbieten.“ Die Spielergebnisse und -berichte seien nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal, sondern auch Hauptgrund für die weit über eine Milliarde Seitenaufrufe, die die BFV-Digitalprodukte wie Website, App oder Team-App Jahr für Jahr generiert. „Die Leute kommen über die Ergebnissuche zu uns, das ist der Türöffner. Wir müssen es allerdings schaffen, die Leute darüber hinaus auf der Seite zu halten, sie für unsere Inhalte gewinnen und zeigen, was wir für sie alles tun.“
Da diese fortgeschrittene Digitalisierung auch mit einer Menge Arbeit verbunden ist, verwendet der BFV vermehrt Künstliche Intelligenzen (KI) und automatisierte Prozesse. Anhand der neuartigen Technik des Unternehmens Sporttotal können mit Hilfe einer automatisch gesteuerten Kamera ganze Spiele live im Internet übertragen werden. Zudem können im Nachgang Zusammenfassungen erstellt und auch relevante Highlight-Szenen von der KI eigenständig herausgefiltert werden. Eine große Hilfe für Vereine sind außerdem sogenannte Robotertexte, welche von einem extra entwickelten Programm und mit Hilfe der vom BFV gesammelten Daten verfasst werden und beispielsweise als Widget in die Vereinshomepage eingebettet werden können. Als nächstes KI-gestütztes Projekt wäre auch ein „Transfer-Ticker“ denkbar, welcher automatisierte Transfer-Updates auf der Website abspielen könnte. „Das wäre sicherlich ein nettes Feature, das sich automatisch die Daten aus dem Passbereich, sollte der Spieler oder die Spielerin diese freigeben, ziehen würde“, sagt Frühwirth.
Trotz der schnellen Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz kommt der BFV aber nach wie vor nicht ohne normale Mitarbeiter_innen aus. Daher werden jederzeit engagierte und motivierte Praktikant_innen gesucht, die im Idealfall bereits eine gewisse Vorerfahrung im Verfassen von Texten besitzen sollten. Auf die Frage, welche weitere Voraussetzung mögliche Praktikant_innen mitbringen müssten, antwortete der Leiter der Medien- und Kommunikationsabteilung kurz und knapp: „Fußballaffinität.“
Text: Linus Wörgötter
Fotos: Linus Wörgötter & Romy Schwaiger