Die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) vergibt seit 2013 jedes Jahr eine PostDoc-Vorlesung an zwei promovierte Nachwuchswissenschaftler_innen, die damit im Rahmen des sportwissenschaftlichen Hochschultages ein Forum erhalten, um vor einem größeren Fachpublikum über ihre Forschung zu berichten.
„Die dvs hat mit der Vergabe der PostDoc-Vorlesung ein Instrument, um Nachwuchswissenschaftler_innen zu unterstützen“, so Prof. Dr. Ansgar Schwirtz, dvs-Präsident und Leiter der Professur für Biomechanik im Sport. „Diese Vorlesung ist der höchste Preis, den wir vergeben, insofern sind wir auch sehr stolz auf die Preisträger_innen.“
Unter neun Bewerbungen in zwei Kategorien wählte die dreiköpfige Jury in diesem Jahr neben Dr. Birgit Braumüller (Deutsche Sporthochschule Köln) Dr. Otto Kolbinger aus, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter seit 2013 am Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik tätig ist. Er setzte sich im Themengebiet Natur- & Verhaltenswissenschaft mit seinem Abstract zu „Text Mining in Trainingswissenschaft und Leistungssport“ durch.
„Nachdem es für Postdocs nicht viele Preise gibt, ist diese Auszeichnung eine schöne Bestätigung für mich, dass das Thema Text Mining bislang noch sehr selten verwendet wird, aber für viele Wissenschaftler_innen durchaus von Interesse ist“, erklärt Dr. Kolbinger. „Insofern war es natürlich toll, eine solche Bühne auf dem dvs-Hochschultag zu erhalten und im Rahmen eines Methodentalks das Text Mining zu präsentieren sowie aufzuzeigen, welches Potenzial hier noch vorhanden ist.“
Beim Text-Mining-Verfahren wird ähnlich wie beim Data Mining automatisch Wissen aus großen Textdatensätzen abgeleitet. Dieser Ansatz wird vor allem verwendet, um Themen oder Stimmung (Sentiment) von Texten und Textabschnitten zu identifizieren oder um Verhalten oder Ereignisse vorherzusagen. Im Bereich der Sportwissenschaft kommt das Verfahren bislang vor allem in der Sportsoziologie zum Einsatz. Daher präsentierte Dr. Kolbinger in seinem Vortrag, wie sich Text Mining auch in der Trainingswissenschaft und im Leistungssport im Allgemeinen einsetzen lässt. Als Anwendungsbeispiele stellte er auf der einen Seite die Evaluation von Regeländerungen sowie den Bereich des Talentscoutings vor.
So wurde am Beispiel des Video Assistant Referee (VAR) im Fußball gezeigt, wie Social-Media-Posts genutzt werden können, um Auswirkungen von Regeländerungen auf das Meinungsbild von Interessengruppen zu untersuchen. Auch im Talentscouting kann das Text-Mining-Verfahren zur Anwendung kommen, wenn beispielsweise für die Auswertung von Scouting-Berichten im Eishockey Sentiment-Analysen anhand einer lexikonbasierten Kategorisierung durchgeführt werden.
„Text Mining ist eine außergewöhnliche Herangehensweise, um beispielsweise Social-Media-Posts inhaltsanalytisch zum Thema Sentiment Analysis aufzubereiten“, so Prof. Dr. Martin Lames, Inhaber des Lehrstuhls für Trainingswissenschaft und Sportinformatik. „Das Verfahren wird bislang eher im Sportmanagement und dem Bereich der Imageforschung angewandt. In der Trainingswissenschaft ist die Methode dagegen bislang noch nicht so verbreitet. Anhand der hervorragenden Auszeichnung für Otto Kolbinger sieht man aber, welche Relevanz hier für unseren Forschungsbereich vorhanden ist.“
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Kontakt:
Prof. Dr. Martin Lames
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24500
E-Mail: Martin.Lames(at)tum.de
Dr. Otto Kolbinger
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24502
E-Mail: Otto.Kolbinger(at)tum.de
Prof. Dr. Ansgar Schwirtz
Professur für Biomechanik im Sport
dvs-Präsident
Georg-Brauchle-Ring 60/62
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Tel.: 089 289 24
E-Mail: Ansgar.Schwirtz(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: dvs