Zum 1. Oktober 2023 fusionieren die Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften und die Fakultät für Medizin zur neuen TUM School of Medicine and Health. Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz, bislang Dekanin der Fakultät SG und Ordinaria des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie, stellt sich in der neuen TUM School zur Wahl als Vice Dean für Talent Management und Diversity. Das Amt des Heads des Departments Health and Sport Sciences übernimmt Prof. Dr. Joachim Hermsdörfer, Inhaber des Lehrstuhls für Bewegungswissenschaft.
Der Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation hat Prof. Oberhoffer-Fritz zum Interview getroffen, in dem sie ein Resümee zu ihren langjährigen Funktionen als Studiendekanin (2008-2017), Prodekanin (2017-2018) und Dekanin der Fakultät SG (2018-2023) zieht.
Liebe Frau Prof. Oberhoffer-Fritz, Sie wurden direkt nach Ihrem Wechsel an die Fakultät im Jahr 2008 Studiendekanin. Was waren dabei die größten Herausforderungen?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Bei meiner Tätigkeit als Studiendekanin war die Anfangszeit sicherlich die größte Herausforderung, denn ich hatte dieses Amt sofort nach Wechsel an diese Fakultät inne. Die Aufgabe war, den Diplom-Studiengang in einen Bachelor-Studiengang umzuwidmen und im weiteren Verlauf dann auch die Gesundheitswissenschaften in Studiengängen abzubilden. Aus einer medizinischen Fakultät kommend, an der ich zwar auch stellvertretende Studiendekanin war, aber ausschließlich mit den medizinischen Studiengängen zu tun hatte, war das natürlich komplettes Neuland für mich. Es war aber eine Notwendigkeit, die zu erfolgen hatte. Mit dieser Herausforderung habe ich die Fakultät aber auch gut kennengelernt. Im Nachhinein hat es auch Spaß gemacht, gestalterisch tätig zu sein.“
2018 wurden Sie zur Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften gewählt. Wie ist Ihre Anfangszeit als Dekanin verlaufen?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Die Fakultät war und ist sehr heterogen. Wir haben Kolleg_innen, die die unterschiedlichsten Felder beforschen und auch die unterschiedlichsten Vorstellungen haben, wie diese Fakultät aussehen soll. Insofern war es am Anfang nicht leicht, ein gemeinsames Themenfeld zu finden, nämlich das der Prävention, in dem sich jede_r in irgendeiner Form abgebildet finden konnte. Ich habe immer einen partizipativen Ansatz gewählt, in manchen Fällen war es aber notwendig, auch aufgrund der zeitlichen Herausforderungen eigene Entscheidungen zu treffen, um etwas umzusetzen.“
Wie haben Sie die Zeit als Dekanin erlebt?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Das Amt der Dekanin hat mich in den letzten Jahren sehr beansprucht. Gerade zu Beginn war es eine große Herausforderung. Es hat mir aber auch Freude bereitet, da ich sehr viel bewegen konnte. Ich bin sehr gerne als Netzwerkerin unterwegs, das war dafür natürlich prädestiniert. Und ich habe in dieser Zeit natürlich auch viel von dieser Fakultät gelernt.“
Welcher Moment ist Ihnen als Dekanin besonders in Erinnerung geblieben?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Die Einweihungsfeier des TUM Campus im Olympiapark im Mai 2022 war ein absolutes Highlight, weil wir dadurch auch nach außen darstellen konnten, wer wir sind. Die Sichtbarkeit durch den Neubau ist jetzt natürlich viel mehr gegeben. Mit den alten Gebäuden, bei denen so langsam der Verfall eingetreten war, konnte das nicht gelingen.“
Welche Bedeutung hat der TUM Campus im Olympiapark für die neue TUM School of Medicine and Health?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Er ist auf jeden Fall ein adäquates Gebäude, das auch präventiv für uns agiert. In all den Jahren der Entwicklung hin zur Fusionierung mit der Medizin war immer die Sorge, dass Themenfelder unserer Fakultät unnötig über Bord geworfen werden müssen. Gerade das Thema Sport für die Prävention ist damit aber nun gesetzt.“
Was waren Ihre größten Erfolge als Dekanin?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Wenn ich überlege, wie non-kommunikativ unsere Unternehmenskultur bei meiner Übernahme war, hat sich unter meiner Amtszeit eine gewisse Gesprächskultur und Interdisziplinarität entwickelt. Das sieht man auch an der gemeinschaftlichen Einwerbung von Drittmittelprojekten und dem Stellenausbau der Fakultät. Wir haben in meiner Zeit als Dekanin acht neue Professor_innen berufen, um das Thema Prävention weiter zu fördern. Dazu gehört der Auf- und Ausbau des Präventionszentrums, das 2017 gegründet wurde und sukzessive an Bedeutung gewonnen hat. Auch die Sichtbarkeit unserer Fakultät hat enorm zugenommen, insbesondere durch Veranstaltungen wie das Future of Health Summit oder die Etablierung des CHAMPION-Centers.“
Welche Entwicklungen hat die Fakultät während Ihrer Amtszeit genommen?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Eine der Entwicklungen war insbesondere die Außendarstellung unserer Fakultät als eine Gemeinschaft, die die Fakultät vertritt, gegenüber, aber auch mit der Fakultät für Medizin. Eine weitere Entwicklung haben wir dadurch genommen, dass das Thema Prävention akzeptiert und in der Forschung und Lehre umgesetzt wurde. Das ist in dieser Zeit gelungen. Das verbindende Element der Prävention ist angekommen.“
Was waren besondere Aufgaben, Herausforderungen oder auch Schwierigkeiten auf dem Weg zur Fusionierung mit der Medizin?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Die größte Herausforderung war, die unterschiedlichen Wissenschaftskulturen aneinander annähern zu lassen. Das war ein langwieriger Prozess. Wenn ich an die ersten Sitzungen denke, bei denen unterschiedliche Vorstellungen von Spitzenmedizin und Spitzengrundlagenforschung im Vergleich zu einer sehr anwendungsorientierten Forschung, die auch sozialwissenschaftliche Komponenten hat, aufeinanderprallten. Größer als diese beiden Gegensätze hätte es nicht kommen können. Keine der anderen Schools hat solche Gegensätze meistern müssen. Das wird auch noch ein paar Jahre dauern, bis man sich noch mehr angenähert hat. Aber die ersten Schritte sind sicher getan – auch in der Komposition des späteren Leitungsgremiums. Insbesondere auch in der Kommunikation hat es enorme positive Entwicklungen genommen. In der Rückschau bin ich zufrieden, wie es gelaufen ist."
Sie stehen zur Wahl als Vice Dean for Diversity and Talent Management an der neuen TUM School of Medicine and Health – welche Ziele und Ideen haben Sie für dieses Amt?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Ich würde in diesem Amt besonderes Gewicht auf das Talent Management legen. Die Förderung nicht nur unserer Studierenden, sondern auch unserer jüngeren Mitarbeiter_innen, ist das Wichtigste, was man tun muss, um zum Erfolg zu kommen. Dass sich darunter natürlich auch die Themen Diversität und Gender als Komponenten verbergen, die man mitbeachten muss, ist mir klar. Ich würde aber lieber die Entwicklung des Talent Managements im Auge behalten. Im Bereich Talent Management sehe ich aber auch das Thema Wertschätzung und positive Arbeitsumgebung, um Mitarbeiter_innen langfristig an die School zu binden. Auch unsere Weiterbildungs-Akademie zur Vermittlung von Kompetenzen gehört für mich dazu, denn es geht nicht nur darum, sich wissenschaftlich weiterzuentwickeln, sondern auch für den Implementationsbereich präpariert zu sein.“
Welche Schwerpunkte wollen Sie in dieser Funktion setzen?
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz: „Wir haben Menschen unterschiedlichster Couleur in unserer künftigen School. Darunter verstehe ich nicht nur (die Ausprägungen) männlich, weiblich und divers, sondern auch Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung. Diesen müssen wir im Studium, in der Ausbildung, aber auch in ihrer wissenschaftlichen Karriere helfen. Und umgekehrt müssen wir als School auch in diesem Bereich tätig und sichtbar sein. Es muss unsere vornehmste Aufgabe sein, inklusiv aktiv zu werden. Zu Talent Management gehört für mich auch das Thema Gesundheit unserer Studierenden und Mitarbeiter_innen, denn nur ein nachhaltig gutes Klima – und dazu gehört die Möglichkeit, sich gesund und fit zu halten – kann auch zum Erfolg eines Unternehmens beitragen. Deswegen wäre TUM4Health auch etwas, das ich darunter fassen und in die School bringen würde.“
Vielen Dank fürs Gespräch!
Zur Homepage des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie
Kontakt:
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24574
E-Mail: dekanat.sg(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Foto: privat