Das Community Farm-Projekt
Prof. Dr. Jörg Königstorfer und Sabrina Lucke, Doktorandin am Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement, betreuen in Kooperation mit der Grootbos Foundation im Rahmen des Gansbaii Community Farm-Projekts südafrikanische Familien. In Masakhane, Western Cape, nehmen derzeit ca. 100 Familien an einem einwöchigen Intensiv-Training teil, in dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Prinzipien nachhaltigen Anbaus von Gemüse lernen. In einem von einem Unternehmen gespendeten Areal lernen Sie die Kultivierung von Nährboden, das Anlegen von Beeten und das wassersparende Pflegen der Pflanzen. Auch der Umgang mit der Umwelt im Gesamten rückt in den Fokus des Interesses. Nach erfolgreichem Abschluss des ersten Trainings haben die Familien die Möglichkeit, in ihrem eigenen Garten Gemüse anzubauen. Das Saatgut wir dabei von der Regierung kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Die wissenschaftliche Begleitung durch den Lehrstuhl
Das Team des Lehrstuhls für Sport- und Gesundheitsmanagement begleitet diese Schulungen und belegt die Wirksamkeit der Maßnahmen auf mehreren Ebenen. Beispielsweise erhoffen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die Familien mehr Geld für Bildung und zum Sparen zur Verfügung haben, da sie durch den eigenen Gemüseanbau Ausgaben für Lebensmittel einsparen können. In einer langfristigen Perspektive ist sogar ein kleiner Nachbarschaftsmarkt in Masakhane denkbar, mit dem Ziel das eigens angebaute Gemüse einzutauschen oder zu verkaufen. Zudem erhoffen sich die Initiatoren, dass sich die Familien gesünder ernähren und auch die Personen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt werden. Dass dies unter erschwerten Bedingungen stattfindet, ist allen Beteiligten bewusst. Jörg Königstorfer beschreibt diese zusammenfassend: "Manche Familien haben monatlich 200 Rand, ca. 13 Euro, für Lebensmittel und Kleidung zur Verfügung. Das Bildungsniveau ist niedrig, da viele Township-Bewohner keinen Schulabschluss haben. Diesen Personen sind wichtige Bezüge von menschlichen Verhaltensweisen zur Umwelt weniger bewusst als gut ausgebildeten Personen". Lily Uptown, Projektmanagerin der Grotboos Foundation, fügt hinzu: "Auch wenn manche Personen nach einigen Monaten kein Gemüse mehr anbauen, haben wir beobachtet, dass sie trotzdem profitieren: durch die Schulung entwickeln sie ein größeres Selbstvertrauen, das beispielsweise zwei Teilnehmern geholfen hat, eine feste Anstellung zu bekommen. Dies hat uns sehr gefreut und verdeutlicht die größeren Zusammenhänge des Projekts".
Das Überwinden von Herausforderungen
Sabrina Lucke hat ein Messmodell entwickelt, das die Wirkungen des Projekts belegen soll. Sie hat vor allem die methodischen Herausforderungen gemeistert, teils wenig gebildete Township-Bewohnerinnen und Bewohner zu befragen. "Viele der Bewohner sind noch niemals mit Befragungen oder wissenschaftlichen Skalen in Kontakt gekommen. Es ist ungewohnt für sie, ihre Meinung gegenüber Wissenschaftlern zu sagen. Wir mussten die Skalen in Länge und Komplexität deutlich anpassen, ohne dabei einen Informationsverlust zu riskieren. Noch dazu kam die Sprachbarriere: Der Großteil der Bewohner spricht Xhosa – eine Sprache, die eher gesprochen als geschrieben wird". Im Jahr 2016 fanden mehrere Befragungen statt, die in 2017, nach erfolgreichem Abschluss des ersten Trainings und Anpflanzung der eigenen Gemüsegärten, wiederholt werden sollen. Im November 2016 waren Sabrina Lucke und Jörg Königstorfer vor Ort, um die Messungen zu begleiten. Die Ergebnisse des Projekts werden nicht nur für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern auch für Township-Familien in ganz Südafrika relevant sein. Denn: der Umgang mit Wasserknappheit, gesunde Ernährung und Schutz und Pflege der endemischen Pflanzen sind die Themen des 21. Jahrhunderts.
Weitere Informationen zur Grootbos Foundation.
Kontakt
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
Sekretariat: Mirjam Eggers
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