Hintergrund
Bisher war unbekannt, ob das Abhalten von Großveranstaltungen die Lebensqualität der Einwohner steigen lässt. Die jüngst erschienene Studie in BMC Public Health erfasst die Veränderungen in der Lebensqualität der Einwohner des Gastgeberlandes während der Abhaltung der Veranstaltung bis zu drei Monaten nach Beendigung der Veranstaltung. Diese wird betrachtet in Abhängigkeit davon, wie die Einwohner die Atmosphäre während der Veranstaltung wahrnehmen. Der Beitrag berichtet von der weltweit ersten Studie, die die Lebensqualität mit einer multidimensionalen Skala misst und die die Veränderungen bei den Einwohnern über eine bestimmte Zeit betrachtet.
Die Studie
Die Studie wurde in Rio de Janeiro durchgeführt, eines der Gastgeberländer der Fußballweltmeisterschaften 2014. Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden rekrutiert und online befragt. Die WHO entwickelte einen auch in Portugiesisch verwendbaren Fragebogen, der die Lebensqualität der Einwohner von Rio de Janeiro (n=281) während der Fußballweltmeisterschaft 2014 in drei Wellen erfasste. Die Atmosphäre bei der Veranstaltung wurde anhand einer von Sebastian Uhrich (ein Kollege der Deutschen Sporthochschule Köln) entwickelten Scala gemessen. Latente Wachstumsmodelle wurden genutzt, um individuelle Veränderungen in den vier Bereichen der Lebensqualität per se und in Abhängigkeit der wahrgenommenen Stimmung zu analysieren. Diese Dimensionen stehen in Bezug zu körperlicher Gesundheit, sozialer Gesundheit, psychologischer Gesundheit und gesundheitsförderliche Umweltbedingungen.
Ergebnisse und Implikationen
Einwohner, die eine positive Atmosphäre wahrnahmen, bewerteten die sozialen und umweltbezogenen Bereiche der Lebensqualität positiver direkt nach Ende (im Vergleich zu direkt vor) der Weltmeisterschaft. Der Anstieg hielt bis zu drei Monate nach Beendigung der Veranstaltung an. Körperliche Gesundheit (insbesondere bei hohem Level der wahrgenommenen Atmosphäre) und psychologische Gesundheit sanken von dem Zeitraum direkt nach der Veranstaltung bis zu drei Monaten danach. Außerdem konnten keine positiven Effekte auf die vier Bereiche der Lebensqualität durch Abhaltung der Großveranstaltung für alle Einwohnerinnen und Einwohner beobachtet werden. Die individuellen Veränderungen in der Lebensqualität variieren abhängig von Wahrnehmung der Atmosphäre und dem Bereich der Lebensqualität. Veranstalter und städtische Vertreter sollten auf Basis der Ergebnisse ermutigt werden, sich für die Austragung von Großveranstaltungen zu bewerben und zudem sicherstellen, dass die Stadt ihren Bewohnerinnen und Bewohnern eine animierende Atmosphäre (z.B. kulturelle Aktivitäten, Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten und körperliche Aktivitäten) bietet. Nur dann ist eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität erzielbar.
Kontakt
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
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