Seit ziemlich genau einem Jahr wird in der Fußball-Bundesliga aufgrund der COVID-19-Pandemie vor leeren Rängen und ohne Fans gespielt. Zunehmend verbreitet sich die Auffassung, dass sich dies in einem geringeren Heimvorteil niederschlägt. Im Zuge dessen hat der „Deutschlandfunk“ dazu nun Prof. Dr. Martin Lames, Ordinarius des Lehrstuhls für Trainingswissenschaft und Sportinformatik, interviewt. Diese Forschungsfrage wurde auch im Rahmen einer Bachelor-Arbeit von Florian Bäzner systematisch untersucht und bestätigt.
„Das Ergebnisprofil, also die Mischung aus Heimsieg, Unentschieden, und Auswärtssieg hat sich deutlich insofern verändert, als die Heimsiege um über 15 Prozent zurückgegangen sind, während die Auswärtssiege um gleichen Anteil gestiegen sind“, so Prof. Lames im „Deutschlandfunk“. „Dies gilt sowohl im langjährigen Vergleich, als auch im Vergleich des ersten Saisonabschnitts 19/20 mit Zuschauern zum zweiten ohne Zuschauer.“
Vor der Pandemie hat die Heimmannschaft noch fast die Hälfte der Spiele gewonnen, die Auswärtsmannschaft konnte nur rund ein Drittel der Partien für sich entscheiden. Diese Statistik hat sich nun gedreht: Die gastgebende Mannschaft beendet nur noch ca. ein Drittel der Heimspiele mit einem Sieg, während das Gästeteam nun in fast 40 Prozent der Fälle erfolgreich ist.
„Wenn man sich das veränderte Ergebnisprofil genauer anschaut, stellt man fest, dass es vor allem auf Rückgänge der Heimsiege von tabellarisch Unterlegenen gegen tabellarisch überlegene Gäste zurückgeht“, erläutert Prof. Lames die Ergebnisse. „Schaut man noch genauer hin, dann sind besonders Spiele, in denen die Heimmannschaft einen Rückstand gegen tabellarisch überlegene Mannschaften noch dreht, in Geisterspielen seltener geworden.“
Insgesamt haben die Partien ohne Fans also einen großen Einfluss auf die Ergebnisse der Fußball-Bundesliga, was laut Prof. Lames durchaus auch tiefergreifendere Auswirkungen besitzen könnte: „Darüber hinaus kann dies sogar das Interesse an der Liga oder am Fußball allgemein schmälern, da sich dieser zum Teil aus den Überraschungen und sensationellen Comebacks der Underdogs speist, und eine erhöhte Vorhersehbarkeit von Siegen der großen, finanzstarken Vereine dem Interesse eher abträglich ist.“
Zum Interview als Podcast auf der Homepage des „Deutschlandfunks“
Zur Homepage des Lehrstuhls für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Kontakt:
Prof. Dr. Martin Lames
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24500
E-Mail: Martin.Lames(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Foto: privat