Prof. Dr. Joachim Hermsdörfer, Ordinarius des Lehrstuhls für Bewegungswissenschaft, ist im Rahmen der Hochschulwahl zum neuen Head des Departments Health and Sport Sciences der TUM School of Medicine and Health gewählt und zum 1. Oktober 2023 durch das Hochschulpräsidium bestellt worden.
Der Bewegungswissenschaftler blickt auf eine lange und beeindruckende Karriere zurück. Zwischen 1978 und 1985 studierte er an der TUM im Bereich der Ingenieurswisenschaften, wo Hermsdörfer im September 1985 sein Diplom an der Fakultät für Maschinenwesen erhielt. Es folgte ein längerer Zeitraum am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, in der Entwicklungsgruppe Klinische Neuropsychologie, die im Klinikum München angesiedelt war, und parallel an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Dort erhielt er 1993 den Ph.D. (Dr. rer. biol. hum.) vom Institut für Medizinische Psychologie mit der Auszeichnung „magna cum laude“. Im Mai 2004 erlangte er schließlich die Habilitation (PD Dr. biol. hum.) an der Medizinischen Fakultät der LMU.
Im November 2010 kehrte Prof. Hermsdörfer an die TUM zurück, und zwar als Leiter des Lehrstuhls für Bewegungswissenschaft an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. 2015 wurde er Zweitmitglied der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München. Seit dem 01.10.2023 ist er Head des Departments Health and Sport Sciences der neuen TUM School of Medicine and Health.
Im Interview mit dem Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation spricht Prof. Hermsdörfer über seine strategischen Ziele als Department Head sowie Chancen im Rahmen der Fusionierung mit der Fakultät für Medizin zur neuen TUM School of Medicine and Health.
Prof. Hermsdörfer, Sie wurden nun offiziell zum neuen Department Head Health and Sport Sciences bestellt, nachdem Sie bereits im Sommer bei der Hochschulwahl gewählt wurden. Herzlichen Glückwunsch, was bedeutet Ihnen die Wahl?
Prof. Hermsdörfer: „Zunächst einmal möchte ich mich auf diesem Weg bei allen Kolleg_innen für das Vertrauen und die Unterstützung bedanken, die mit dieser Wahl verbunden sind. Die Ernennung zum Head des Departments Health and Sport Sciences bedeutet mir sehr viel. Ich habe mir im Vorfeld gut überlegt, ob ich diese verantwortungsvolle Position übernehmen will oder nicht. Ich arbeite nun schon viele Jahre an unserer Fakultät, kenne also die Zusammenhänge, die Personen, die hier arbeiten und die Themenkomplexe. Es war mir sehr wichtig, aus dieser Gemengelage den großen Schritt der Schoolbildung (TUM School of Medicine and Health) mitleiten und -gestalten zu können."
Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Herausforderungen für Sie als Department Head und das Department Health and Sport Sciences?
Prof. Hermsdörfer: „Es ist klar, dass der Zusammenschluss der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften mit den beiden medizinischen Abteilungen respektive Departments ein großer und zugleich ein ungewöhnlicher Schritt ist. Auch wenn es dies schon an ein paar anderen Universitäten gab, für uns ist es natürlich eine andere und eine besondere Situation. Wir müssen die Fusion auf eine fördernde Art und Weise für beide Seiten hinbekommen – Ressourcen bündeln und die Stärken aus der Kollaboration der Departments ziehen. Es geht darum, dass beide Seiten ein gutes Gefühl füreinander bekommen."
Welche Chancen bietet denn die neue Struktur des Departments hinsichtlich der Fusionierung mit der Medizin?
Prof. Hermsdörfer: „Durch die Fusionierung ergeben sich vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Nehmen wir die Prävention und in diesem Kontext die Primärprävention, also die Phase, bevor eine Erkrankung eintritt, als Beispiel: Es wird mittlerweile verstanden, dass diese Aspekte ein wichtiger Teil der Gesundheitswissenschaft, aber auch der Medizin als klassischem Fach sind. Es liegt nun an uns, dass die beiden Fächer Synergien entwickeln, zusammenwachsen und zusammenarbeiten. Wenn wir das flächendeckend hinbekommen, führt uns das in eine erfolgreiche Zukunft mit spannenden Forschungsprojekten."
Wie sehen Sie denn das Zusammenspiel der Sport- und Gesundheitswissenschaften in der neuen TUM School of Medicine and Health? Und welche Rolle soll das Department in der School spielen?
Prof. Hermsdörfer: „Das Department Health and Sport Sciences hat eine hohe Bedeutung in der neugegründeten School. Wir sind in der Verantwortung, dort einen gewichtigen Beitrag zu leisten. Wir haben den Anspruch und die Erwartung, unser Potential zu entfalten, Kollaborationen zu generieren, gemeinsame Projekte zu schaffen und uns gegenseitig zu unterstützen, zum Gemeinwohl der TUM School of Medicine and Health. Und dabei ist es mir ein großes Anliegen, dass das Thema Sport weiterhin erhalten bleibt, da gibt es auch eine große Einigkeit mit der School. Sport ist für die Gesellschaft und für die eigene körperliche Aktivität enorm wichtig. Es wird ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit sein, den Sport wie auch die Menschen in unserem Department, die diesen dort vertreten, sichtbar zu machen. Wir wollen die Sportwissenschaften fördern, um auch in Zukunft von den unterschiedlichen Teilgebieten zu profitieren."
Welche Rolle spielt dabei der neue TUM Campus im Olympiapark?
Prof. Hermsdörfer: „Der Campus ist ein großes Plus unseres Departments. Ich empfinde es als Privileg, einen so tollen Arbeitsplatz im Herzen Münchens zu haben, wo man gerne tätig ist und täglich Kolleg_innen wie auch Studierende antreffen kann. Durch die Architektur des Baus ist eine großartige Substanz geschaffen worden, um das zu gewährleisten. Der zweite Punkt ist, dass mit dem existierenden Präventionszentrum und dem Living Lab bereits Kolleg_innen der unterschiedlichsten Teilbereiche miteinander forschen, also dort die angesprochenen Synergien und möglichen Projekte bereits entstehen."
Was sind Ihre strategischen Ziele als Department Head Health and Sport Sciences?
Prof. Hermsdörfer: „Also ich denke nicht, dass es sinnvoll wäre, eine eigene Strategie für unser Department Health and Sport Sciences zu entwickeln, das nicht im Einklang mit den Ideen der School übereinstimmt. Strategische Planung kann nur in der Kollaboration entstehen, geleitet durch das School Council. Nichtsdestotrotz ist es natürlich wichtig, dass die Philosophie und Identität unseres Departments erhalten bleibt und wir sichtbar sind und Abläufe auch transparent kommuniziert werden. Wir werden beispielsweise aufgrund der Strukturen mit deutlich weniger Professor_innen im School Council vertreten sein als bisher in unserem Fakultätsrat. Das bedeutet, dass es ein ganz wichtiger Aspekt ist, alle Kolleg_innen kommunikativ mitzunehmen, indem eine Plattform geschaffen wird, um zu erklären, was auf den Ebenen des School Councils passiert. Natürlich wollen wir auch Erfolge, wie z. B. abgeschlossene Forschungsprojekte, feiern und den Zusammenhalt innerhalb des Departments fördern."
Ihre Amtszeit ist auf drei Jahre limitiert. Was sind Ihre Visionen für die kommende Amtsperiode?
Prof. Hermsdörfer: „Aktuell befinden wir uns in einem spannenden Zeitraum mit dem Start der School. Drei Jahre werden vermutlich nicht reichen, um in stabiles Fahrwasser zu kommen. Aber jetzt ist der Startschuss, jetzt gibt es Ideen zur Entwicklung, jetzt geht es darum, eine gute Grundstimmung zu schaffen und den Leuten ein Gefühl zu geben, dass die Zusammenarbeit nützt. Das wollen wir mit großem Engagement angehen."
Vielen Dank für das Gespräch und einen guten Start als neuer Head des Departments Health and Sport Sciences!
Zur Homepage des Lehrstuhls für Bewegungswissenschaft
Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Hermsdörfer
Department Head Health and Sport Sciences
Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24550
E-Mail: joachim.hermsdoerfer(at)tum.de
Text: Bastian Daneyko
Foto: privat