Wohnraum ist in Bayern ein knappes Gut. Wer in Städten wie München eine Wohnung sucht, braucht viel Geduld und oft noch mehr Geld. Im Umkreis Münchens gibt es ähnliche Probleme. Aus diesem Grund hat der Lehrstuhl für Diversitätssoziologie von Ordinaria Prof. Dr. Elisabeth Wacker zusammen mit dem Landkreis Dachau das Projekt „WohL – Wohnungsleerstand wandeln!“ gestartet. Über einen Zeitraum von drei Jahren soll die Wohnungssituation im Landkreis untersucht und erforscht werden, warum nach Angaben des Statistischen Landesamtes etwa 1.800 Häuser und Apartments leer stehen. Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr (StMB) unterstützt das Vorhaben mit 135.000 Euro, der Landkreis Dachau stellt 115.000 Euro zur Verfügung.
Von 1987 bis 2016 ist der Landkreis um rund 47.000 Personen und damit um etwa 46 Prozent gewachsen. Er fasst mittlerweile mehr als 150.000 Einwohner_innen. Diese dynamische Bevölkerungsentwicklung wird sich vermutlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Ziel des Projektes ist es daher, einen Beitrag zu nachhaltigen Lösungen für gutes Wohnen der gegenwärtigen und zukünftigen Bevölkerung des Landkreises zu leisten. Zudem sollen passgenaue Wohnarrangements in Gemeinden im Großraum München und im Freistaat Bayern entwickelt werden. „Die Gemeinden in Bayern machen sich viele Gedanken darüber, ob sie neues Land verbauen sollen oder bestehenden Wohnraum nutzen können. Hierbei spielt das Thema Nachhaltigkeit daher eine wichtige Rolle“, beschreibt Prof. Wacker die Ausgangslange.
Die Studie soll Motive für den Leerstand finden und letztlich Lösungswege zur Aktivierung von Wohnraum ausfindig machen. Die Forschungsgruppe will herausfinden, warum neben renovierungsbedürftigen Wohnungen, die nur vorübergehend leer stehen, ein beachtlicher Anteil von Wohnungen langfristig nicht vermietet oder genutzt wird. „Wir wollen analysieren, was Menschen, die Quadratmeter zur Verfügung haben, dazu bewegt, diese nicht zu nutzen“, erklärt Prof. Wacker.
Für das Projekt soll unter anderem die Delphi-Methode angewandt werden. Dabei handelt es sich um ein mehrstufiges qualitatives Befragungsverfahren. Ziel ist es, das Wissen mehrerer Expert_innen zusammenzuführen, um zu einer Zukunftsprognose zu kommen. Für das Projekt „WohL“ werden dabei beispielsweise ausgewählte Fachleute wie die Bürgermeister oder Pfarrer der Gemeinden schriftlich befragt. Im Anschluss werden diese gesammelten Meinungen analysiert und zusammengefasst. Abschließend kommentieren und bewerten dieselben Expert_innen das so entstandene Meinungsbild neu.
Insgesamt steht im Verlauf der 360-Grad-Studie aber der Kontakt zu den Bürger_innen im Vordergrund. Diese sollen auf Bürgerversammlungen oder speziellen Veranstaltungen informiert und um ihre Meinung gebeten werden. In Fokusgruppen sind dazu auch Fachgespräche vorgesehen. Des Weiteren soll es Aufrufe über die Gemeinden geben, die potentielle Gesprächspartner_innen auch direkt zur Teilnahme einladen werden. Geschulte Interviewer_innen werden dann mit den Teilnehmer_innen Gespräche über die verschiedenen Motivlagen führen. „Uns ist insbesondere wichtig, dass es sich um ein Mitmachprojekt handelt, bei dem alle Beteiligten voneinander lernen sollen“, betont Prof. Wacker.
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Kontakt:
Prof. Dr. Elisabeth Wacker
Lehrstuhl für Diversitätssoziologie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24460
E-Mail: Elisabeth.Wacker(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: Pixabay/Lehrstuhl für Diversitätssoziologie