Bedingt durch die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie können viele Sportler_innen seit Monaten nicht mehr, wie gewohnt, trainieren. Im Rahmen der Sendung „Fitnessmagazin – Corona als Fitnessbremse“ des Bayerischen Rundfunks sprach Privatdozent Dr. Daniel Link vom Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik mit Moderatorin Frauke Gerbig über die Auswirkungen der Pandemie auf die Fitness und die Herausforderungen des Wiedereinstiegs.
„Bei längeren Trainingsunterbrechungen gehen die positiven Effekte des Trainings kontinuierlich zurück. Unser Körper ist zunächst einmal ‚faul‘ und möchte Strukturen und Systeme, die er nicht mehr auslastet, auch nicht mehr unterhalten“, so PD Dr. Link. Aus diesem Grund sei es wichtig, auch während der Pandemie regelmäßig Sport zu treiben – selbst, wenn die Möglichkeiten dafür eingeschränkt sind.
Unter anderem wurde in der Sendung auch die Bedeutung des Sports für die Gesundheit herausgestellt. Zahlreiche Studien belegen, dass Bewegungsmangel ein großes gesellschaftliches Problem darstellt und für eine Vielzahl von Krankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes verantwortlich ist. „Die pauschale Schließung nahezu aller Sportanlagen mag da kontraproduktiv erscheinen“, erklärt Link.
Insbesondere wurde auf die Gefahr von gesundheitlichen Spätfolgen für die Gesellschaft durch den Lockdown hingewiesen. Hier sieht Link die Gefahr, dass sich insbesondere Kinder und Jugendliche in der Pandemie anderen Beschäftigungen zuwenden und nachher dem Sport verloren gehen. „Wir sehen auch, dass Vereine und Fitnessstudios derzeit Mitglieder verlieren – ob diese je zurückkommen werden, das ist fraglich“, erläutert Link. „Wenn wir im Jahr 2030 deutlich mehr Diabetiker_innen und Menschen mit Herzkrankheiten behandeln müssen, werden wir möglicherweise etwas verpasst haben.“
Wenn die Corona-Maßnahmen gelockert werden und alle Sportarten wieder möglich sind, wäre es laut Link ein großer Fehler, das Training genauso fortzusetzen wie vor der Pause – also mit den gleichen Gewichten oder die gleichen Übungen zu trainieren. Stattdessen müsse mit dem Training langsam und behutsam begonnen werden, um sich wieder an die Belastung zu gewöhnen. Die Muskeln würden recht schnell adaptieren, Knorpel und Sehnen bräuchten hingegen etwas mehr Zeit.
Aber auch hier gibt es gute Nachrichten: „Die Muskulatur lässt sich recht schnell wieder aufbauen“, weiß PD Dr. Link. „Verantwortlich dafür ist das sogenannte ‚Muskelgedächtnis‘. Ein Muskel, der einmal gut trainiert war, ‚merkt‘ sich diesen Leistungszustand und erreicht diesen auch schneller als ein nicht trainierter Muskel. Auch die Grundlagenausdauer bleibt recht lange erhalten. Lockere Einheiten sind für die meisten ehemals gut trainierten Sportler kein großes Problem. Leistungseinbußen finden sich vor allen Dingen bei hochintensiven Ausdauerbelastungen.“
Zum Beitrag im „Fitnessmagazin“ des Bayerischen Rundfunks
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Kontakt:
PD Dr. Daniel Link
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24498
E-Mail: Daniel.Link(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Foto: privat