"Diversität ist mehr als nur Gender. Ich würde Vielfalt eher wie ein Kaleidoskop sehen. Abhängig davon wie man hindurchschaut, werden unterschiedliche Eigenschaften beleuchtet und sichtbar", sagt Prof. Elisabeth Wacker, Ordinaria des Lehrstuhls für Diversitätssoziologie der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft. Vom 6. bis 10. Juni fand in den Gebäuden der Technischen Universität München an der Arcisstraße die 7. Equality, Diversity, Inclusion Conference (EDI) statt. Organisiert wurde die internationale Fachtagung vom Lehrstuhl für Diversitätssoziologie gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik. "Es ist uns gelungen unsere Zielgruppen zu adressieren, also sowohl hochrangige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, als auch jene, die an der Schnittstelle zur Praxis arbeiten", bilanziert Prof. Wacker.
Nischenthema: "Behinderung" als Aspekt der Diversität
Die EDI verfolgt ein besonderes Konzept: das gleiche Thema wird aus verschiedenen sozialwissenschaftlich fundierten Perspektiven beleuchtet. In diesem Jahr wählte der Lehrstuhl für Diversitätssoziologie unter dem Motto "Organizing Inclusion: Beyond Privileges and Discrimination" eine Fokussierung auf das Thema "Disability". "Auch die Disability, die Behinderung, ist eine Dimension der Vielfalt wie beispielsweise Alter, Ethnie oder sexuelle Orientierung. Unser Erfolg ist, dass vielen dieser Aspekt auf der Konferenz klar geworden ist", erklärt Wacker.
Verschiedene Ansätze: Human-Ressources vs. Human-Rights
Bisher sei Behinderung eher ein Nischenthema gewesen, so Wacker. Beispielsweise in Amerika bestimmen den Diversitäts-Diskurs vornehmlich die Fragen und Perspektiven der klassischen Human Ressources: Wie können in Zukunft die Potenziale möglichst vieler Menschen für die Wirtschaft aktiviert werden?
In Europa wird dagegen eher der Human-Rights-Ansatz vertreten. Im Zentrum stehen dann Aspekte der sozialen Gerechtigkeit, beispielsweise die Entwicklung sozialer Strukturen zur Unterstützung Einzelner. Auf der Konferenz habe dieses Spannungsfeld "zu sehr fruchtbaren Diskussionen geführt", findet Wacker. Durch den Fokus auf "Behinderung" sei diese nun endlich auch im wissenschaftlichen Diskurs über eine enge Expertise in der Sonder- bzw. Förderpädagogik hinaus angekommen, so Wacker. "Insgesamt zeichnet sich die Mehrdimensionalität der Diversität nun immer deutlicher ab", erklärt die habilitierte Soziologin und ergänzt, "auch in ihrer Bedeutung für die Praxis."
Podiumsdiskussion: Hochrangige Expert_innen aus der Praxis
Ein weiterer Kernaspekt des EDI-Konzepts liegt in der Verknüpfung von Theorie und Praxis. So haben Praktiker_innen die Möglichkeit, wissenschaftliche Konzepte und Forschungsergebnisse kennenzulernen. Gleichzeitig können Wissenschaftler_innen durch den Dialog nachvollziehen, welche Problematiken in der Praxis relevant sind. Sichtbarer Ausdruck dieses Anspruchs war auch die Podiumsdiskussion zum Thema "Diversity Management in Practice - Some Lessons Learnt, Many Challenges Ahead". Zu den Diskutant_innen zählten mit Guangya Su, Chief Diversity Officer bei Siemens, Dr. Eva Voss, Diversity & Inclusiveness Manager bei Ernst & Young, und Dr. Sonja Dudek, Vertreterin der Berliner Antidiskriminierungsstelle, hochrangige Experten_innen aus der Praxis.
Bayerisches Umfeld: Empfang, Biergarten und Stadtführung
Neben dem offiziellen Tagungsprogramm gestaltete der Lehrstuhl für Diversitätssoziologie ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm für die Teilnehmer_innen, die aus Afrika, Südamerika, Australien, Nordamerika und ganz Europa angereist waren. So wurde am ersten Abend ein Empfang vor der Aula auf dem TUM-Stammgelände organisiert, am zweiten ein Abendessen in einem typisch bayerischen Restaurant am Viktualienmarkt. Außerdem wurden Stadtführungen angeboten.
Für Wacker war die Konferenz ein voller Erfolg: "Man sieht, dass sich hier eine Wissenschaftsdisziplin, die bisher vorwiegend aus einzelnen Programmen bestand, neu entwickelt." Dabei hätten es die Teilnehmer_innen sehr wertgeschätzt, "dass gerade an dieser exzellenten Universität das Thema Behinderung so aufgegriffen wird. Sie waren beeindruckt, mit wie viel Energie die TUM sich auf allen Ebenen der Diversity widmet."
Die nächste EDI-Conference findet 2015 in Tel Aviv statt.
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Kontakt:
Prof. Dr. Elisabeth Wacker
Lehrstuhl für Diversitätssoziologie
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24460
E-Mail: Elisabeth.Wacker(at)tum.de