Die Spielvereinigung Unterhaching ist die Überraschungsmannschaft der 3. Liga. Trotz eines niedrigen Budgets ist das jüngste Team im Profifußball derzeit als Sechster nur zwei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz. Am Freitagabend, den 6. Dezember, empfangen die Hachinger Tabellenführer 1. FC Heidenheim 1846 im Alpenbauer Sportpark (19:00 Uhr). Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TU München sowie Studierende vergibt die Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft Freikarten für das Spiel.
Ziel: Weitere Kooperationen mit der Elite-Universität
Zwischen der Fakultät und dem Verein besteht eine ganz besondere Bindung. In mehreren Projekten wird bereits kooperiert. Der Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie von Prof. Renate Oberhoffer führt Sportuntersuchungen der Jugendspieler durch; Prof. Jürgen Beckmann, Ordinarius des Lehrstuhls für Sportpsychologie betreut den Profikader im Rahmen einer wöchentlichen Sprechstunde im Sportpark Unterhaching und berät den Trainerstab. "Wir wollen die Zusammenarbeit mit der Universität künftig gerne noch weiter ausbauen", sagt Geschäftsführer Florian Rensch. "Die Vision ist schon, eine Art Zweigstelle der TUM in Unterhaching zu machen", erklärt Teamchef Manuel Baum. So könnten Forscherinnen und Forscher der Universität Leistungsdiagnostik mit den Fußballprofis machen, Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen im Rahmen von Praktika und Projekten mitarbeiten, beispielsweise im Marketing bei der Entwicklung von Fanartikeln.
Trainerstab mit Absolventen der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft
"Wir verstehen uns durchaus als TUM-Verein, weil fast das gesamte Funktionsteam an der Universität studiert hat", sagt Baum. Der 34-Jährige, Konditionstrainer Georg Wallner und Co-Trainer Alexander Schmalhofer sind Absolventen des Studiengangs "Diplom Sportwissenschaften". Schmalhofer promoviert derzeit bei Prof. Martin Lames am Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik. Chef-Trainer Claus Schromm begann sein Studium an der Fakultät, wechselte dann aber später an die Deutsche Sporthochschule Köln.
Akademische Ausbildung ein Vorteil
Schromm und sein Team sind der Meinung, dass der wissenschaftliche Hintergrund ein großer Vorteil ist. "Wir haben dadurch eine andere Herangehensweise und verstehen durch das breite Allgemeinwissen Dinge besser", erklärt der 44-Jährige. "Ich kann Elementarbewegungen besser analysieren und weiß, wie ich das vermitteln muss, damit die Technik sauber ausgeführt wird", konkretisiert Baum. Die akademische Ausbildung zeigt sich auch im Tagesgeschäft. Im Unterhachinger Trainerstab finden sich Experten für diverse Bereiche. Der Cheftrainer übernimmt so auch eine Rolle als Koordinator. "Ich muss den Überblick behalten und steuern. Die Tiefe kommt dann über die Fachtrainer, die sich auch über wissenschaftliche Erkenntnisse informieren und Kongresse besuchen", so Schromm.
Akribische Analyse mit Videotool
In Unterhaching spielt beispielsweise die Videoanalyse eine große Rolle. Nach dem Spiel werden die wichtigsten Szenen gemeinsam mit der Mannschaft besprochen, Fehler analysiert. Die Analysen erarbeitet Co-Trainer Alexander Schmalhofer. Im Rahmen seiner Promotion bei Prof. Lames hat er ein Videotool zur Spielanalyse entwickelt, das in Unterhaching bereits angewendet wird. "Für eine fundierte Spielanalyse ist es notwendig, sportwissenschaftlichen Methoden zu folgen. Die Fragestellung muss aus der Praxis kommen, die Antwort dann wissenschaftlich herausgearbeitet werden", erklärt der 26-Jährige. Vor jedem Spiel erstellt Schmalhofer ein Video mit den letzten beiden Spielen des Gegners. Dafür konzentriert er sich auf sogenannte "torkritische Situationen", also solche, in denen das Tor der Unterhachinger oder des Gegners in Gefahr war. Das Video erhalten alle Trainer, die dann gemeinsam Stärken, Schwächen und typische Handlungsmuster der Gegner erarbeiten, "beispielsweise das Verhalten im Pressing, bei Standardsituationen oder die defensive Grundordnung", erklärt Schromm.
Zusätzlich zu den Analysen vor und nach den Spielen erstellt Schmalhofer Makro-Analysen über mehrere Spiele. "Ist dann etwas besonders auffällig, wird es als Inhalt ins Training eingebaut. Zum Beispiel durch ein Positionstraining", erklärt der diplomierte Sportwissenschaftler.
Veränderte Spielergeneration
Bei den Spielern kommt die Herangehensweise gut an. "Als ich nach Unterhaching gekommen bin, war das für mich Neuland, dass taktisch so detailliert gearbeitet wird und gleichzeitig auch sehr individuell, bezogen auf den einzelnen Spieler", sagt Kapitän Maximilian Welzmüller. Von ehemaligen Mitspielern weiß er, "dass auch in der 1. und 2. Liga nur bei wenigen Vereinen so vorgegangen wird." Für Baum eine Selbstverständlichkeit. "Wir haben heute nicht mehr nur den konsumierenden Spieler, sondern einen, der auch wissen möchte, warum er etwas macht. Wenn er das versteht, bringt er einen ganz anderen Einsatz und dann ist das Training letztlich auch effektiver", sagt Baum.
Jüngstes Team im Profifußball - nur zwei Punkte hinter den Aufstiegsplätzen
Der Erfolg gibt dem Trainer-Team recht. Das mit einem Durchschnittsalter von nur 21,3 Jahren mit Abstand jüngste Team der Liga steht auf Platz sechs, holte unter anderem auswärts beim großzügig alimentierten RB Leipzig einen Punkt (2:2), gewann beim dritten Wehen Wiesbaden (0:2) und gegen den Vierten Erfurt (2:1). Das Spiel gegen Heidenheim stellt für die Mannschaft eine neue Herausforderung dar. Die Schwaben sind mit deutlichem Abstand Tabellenführer, verpassten in der vergangenen Saison den Aufstieg nur knapp. "Heidenheim dominiert die Liga. Das Team hat sicherlich 2.-Liga-Qualität", weiß Schromm. Damit sein junges Team für eine Überraschung sorgen kann, haben sie den Gegner wieder mit wissenschaftlichen Methoden analysiert.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende der TUM, die das Team live sehen wollen, können Freikarten in der Geschäftsstelle der SpVgg Unterhaching direkt am Sportpark abholen. Bitte bringen Sie dafür Ihren Mitarbeiter- oder Studierendenausweis mit.