Die Dimitris N. Chorafas Stiftung des Weizman Institute of Science vergibt seit 1992 wissenschaftliche Preise für herausragende Arbeiten in ausgewählten Bereichen der Ingenieurswissenschaften, der Medizin und der Naturwissenschaften. Sie prämiert Forschungsarbeiten, die sich durch ein hohes Potenzial für die praktische Anwendung und durch die besondere Bedeutung, die ihnen zukommt, auszeichnen. Partneruniversitäten in Europa, Nordamerika und Asien können jedes Jahr die besten Dissertationen für den Preis nominieren, der mit 5.000 US-Dollar dotiert ist. Die Preisträger_innen müssen in ihrer Arbeit zeigen, dass sie die Folgen ihrer Forschung für Mensch und Natur bedacht haben und bereit sind, als Individuen Verantwortung für diese Folgen zu übernehmen.
Auch im Jahr 2023 wurden wieder zwei Forschungsprojekte der Technischen Universität München ausgezeichnet. Dr. Caroline Andonian-Dierks, die ihre Promotion mit Auszeichnung an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften abschloss, erhielt den Preis für ihre Dissertation mit dem Titel „Quality of Life and Psychosocial Outcomes in Adults with Congenital Heart Disease“. Prof. Dr. Jürgen Beckmann, emeritierter Professor für Sportpsychologie, hat die Dissertation betreut.
Ziel des Forschungsvorhabens war es, erstmalig Prozesse der Krankheitsverarbeitung bei Menschen mit angeborenen Herzfehlern (AHF) zu erforschen, um das bisherige Krankheitsverständnis im Sinne eines ganzheitlichen psychosomatischen Behandlungskonzepts zu überdenken und dabei einer vermeintlich „übersehenen“, aber stetig (heran)wachsenden Patient_innenpopulation ein maximales Maß an Lebensqualität zu ermöglichen. Dafür analysierte Dr. Andonian-Dierks Daten von über 4.000 Patient_innen, um die emotionalen Kosten ihrer chronischen Erkrankung und der damit einhergehenden langfristigen Überwachung zu verstehen. Sie ermittelte neue prognostische Marker für die individuelle Krankheitsbewältigung, die bei der künftigen klinischen Behandlung zahlreicher anderer chronischer Erkrankungen zunehmend an Bedeutung gewinnen werden.
Die Dissertation liefert neue Einblicke in klinische und psychische Faktoren, die über den Bereich der AHF hinaus ein Leben mit chronischer Erkrankung begleiten. Die Befunde belegen, dass die Erkrankung selbst zwar Ursache ist, aber das Problem der Patient_innen vor allem in den subjektiv wahrgenommenen Symptomen und beeinträchtigten Lebensbedingungen liegt, die ihre chronische Erkrankung hervorruft und verstärkt. Die Ergebnisse von Dr. Andonian-Dierks bilden mittlerweile die Grundlage für die Entwicklung eines holistischen Therapieansatzes am Deutschen Herzzentrum München. So wird eine individuelle psychokardiologische Diagnostik und Mitbetreuung angeboten, die ein verstärktes Augenmerk auf das psychische Befinden, die Lebensqualität und einen möglichen Bedarf an weiterführender psychotherapeutischer Unterstützung legt.
„Diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel, da ich seit 2018 meine gesamte Zeit in diesen Forschungsbereich investiere, um unseren Patient_innen zu helfen“, erklärt Dr. Andonian-Dierks. „Vor dem Hintergrund wachsender Zahlen chronisch kranker Menschen erhöht sich nicht nur der Druck auf die Medizin, sondern auch auf die Psychologie, neue Behandlungszugänge zu entwickeln. Ich bin sehr dankbar darüber, meine wissenschaftlichen Erkenntnisse auch in meiner heutigen Praxis als Psychotherapeutin (i.A.) aktiv anwenden zu können. Die Ergebnisse meiner Forschung sollen Behandler_innen aller Art für die Wichtigkeit psychologischer Begleitmaßnahmen im Rahmen rasanter medizinischer Fortschritte des 21. Jahrhunderts sensibilisieren.“
Auch Prof. Beckmann freut sich über die Auszeichnung seiner Doktorandin: „Das ist ein herausragender Preis, der hier über das Weizman Institut vergeben und auch gut dotiert ist. Besonders hervorzuheben ist, dass diese Würdigung erstmalig an das Department Health and Sport Sciences vergeben wurde. Das zeigt, dass unsere Forschung auch nachhaltige Auswirkungen hat. Durch die wissenschaftliche Leistung von Frau Dr. Andonian-Dierks haben wir deutlich gemacht, dass aus diesem Department heraus herausragende Leistungen erbracht werden.“
Nach dem Abschluss ihrer Promotion Ende 2022 befindet sich Dr. Andonian-Dierks aktuell in der Endphase ihrer Approbation zur psychologischen Psychotherapeutin im Fachkundebereich Verhaltenstherapie.
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Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Beckmann
Arbeitsgruppe Sportpsychologie / TUM Emeritus of Excellence
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24541
E-Mail: Juergen.Beckmann(at)tum.de
Dr. Caroline Andonian-Dierks
Sigmund Freud Ambulanz
Praxis für Psychotherapie im Lehel
E-Mail: kontakt(at)dr-andoniandierks.de
Text: Romy Schwaiger
Foto: Dr. Caroline Andonian-Dierks