Die gerade laufende Fußball Weltmeisterschaft verbindet weltweit Nationen und Generationen und ist so das größte Inklusions-Event. Mehr als drei Milliarden Zuschauer_innen verfolgen das Turnier vor den TV-Geräten. In Deutschland schalteten am Montagabend 28,21 Millionen den 2:1-Achtelfinal-Erfolg der Nationalmannschaft über Algerien ein.
Pilotprojekt mit Lehrstuhl für Diversitätssoziologie
Mit 6,8 Millionen Mitgliedern ist der Deutsche Fußball Bund (DFB) der größte Einzelsportverband der Welt - und ein wichtiger gesellschaftspolitischer Akteur in Deutschland, der sich nun auch für Diversität engagieren will. "Der DFB hat erkannt, dass er etwas beitragen kann zu einer inklusiven Gesellschaft und nimmt seine Verantwortung nun wahr", sagt Prof. Elisabeth Wacker, Ordinaria des Lehrstuhls für Diversitätssoziologie der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft. In dem mit 40 000 Euro geförderten Pilotprojekt "Fußball als Inklusionsfaktor in Deutschland - Der DFB im Spiegel der UN-BRK" erstellt der Lehrstuhl einen Status quo zur Diversität beim DFB.
"Wir entwerfen für den DFB eine Art Positionspapier auf Basis der UN Behindertenrechtskonvention", sagt Stefan Schmidt, der als Projektmitarbeiter die Durchführung koordiniert. Ende Juni trafen sich Wacker und Schmidt in Frankfurt zum Projektstart mit Prof. Dr. Martin-Peter Büch, dem DFB Beauftragten für Wissenschaft, und Willi Hink, dem Direktor für Amateurfußball, Qualifizierung, Schiedsrichter und Gesellschaftliche Verantwortung.
UN-Behindertenrechtskonvention: Teilhabe für Menschen mit Behinderung
Vor sechs Jahren wurde die Behindertenrechtskonvention (BRK) von den Vereinten Nationen (UN) verabschiedet. Die Bundesregierung hat die Konvention bereits 2009 ratifiziert und arbeitet an der Umsetzung. Die UN-BRK gilt als neuer Referenzrahmen für die Realisierung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft. Inklusion wird im Sinn der zugrunde gelegten Konvention als das umfassende Ziel gedacht, allen Menschen von Anfang an und in allen gesellschaftlichen Bereichen, eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen und einen ungehinderten, barrierefreien Zugang sowie eine umfassende Beteiligung am bürgerlichen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben zu gewährleisten. Auch der Sport spielt eine wichtige Rolle, wie der Artikel 30 zeigt, der die Teilhabe am kulturellen Leben sowie an Erholung, Freizeit und Sport regelt. "Die Frage ist, wie der DFB Menschen mit Behinderung besser unterstützen kann. Sei es durch die Teilnahme an Freizeitangeboten, den Zugang zu Stadien oder auch zu Informationen. Das lässt der DFB nun erstmals evaluieren", erklärt Prof. Wacker.
Bestandsaufnahme und neue Impulse
Bereits seit mehreren Jahren engagiert sich der DFB im Behindertenfußball, etwa durch die Förderung der Blindenfußball-Bundesliga, deren Spieltage in den Innenstädten jährlich zehntausende Zuschauer verfolgen. Seit zwei Jahren beschäftigt jeder Landesverband eine_n Beauftragte_n für Behindertenfußball. Die Sepp-Herberger Stiftung unterstützt durch ideelle und materielle Hilfe Projekte für Menschen mit Behinderung. "Es ist beeindruckend, wie beispielsweise blinde Menschen Fußball spielen. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, möglichst vielen Menschen mit Behinderungen einen Zugang zum Fußball zu ermöglichen. Die jetzt beauftragte Bestandsaufnahme soll uns dafür weitere Impulse und Ansatzpunkte liefern", sagt DFB-Präsident Wolfang Niersbach.
Das Projekt läuft von Juni bis Dezember 2014.
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Die Pressemitteilung des Deutschen Fußball Bundes
Kontakt:
Prof. Dr. Elisabeth Wacker
Lehrstuhl für Diversitätssoziologie
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24460
E-Mail: Elisabeth.Wacker(at)tum.de