Seit 1. September leitet Prof. Dr. Yolanda Demetriou das Fachgebiet für Sport- und Gesundheitspädagogik der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. Die 31-Jährige Tochter eines Zyprioten und einer Deutschen wuchs auf der Mittelmeerinsel auf, studierte dann an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg Sportwissenschaft, Erziehungswissenschaft und Psychologie. Nach dem Studium wechselte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Eberhard Karls Universität nach Tübingen und promovierte zum Thema "Health Promotion in Physical Education - Development and Evaluation of the Eight Week PE Programme". Dafür untersuchte sie die Effekte einer achtwöchigen Intervention im Sportunterricht auf die Gesundheit von 516 Schüler_innen. Für ihre Dissertation erhielt sie 2013 den "Publikationspreis Sportwissenschaftlicher Nachwuchs" der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (DVS).
Frau Prof. Demetriou: Sie haben zuletzt zum Themenbereich "Sportunterricht und Gesundheitsförderung" geforscht. Was wird Ihr Forschungsschwerpunkt in München sein?
"Im Großen und Ganzen geht es mir um die empirische Messung von Effekten des Sportunterrichts. Beispielsweise: Wie können Ballsportarten verwendet werden, um positive Einflüsse auf die Gesundheit zu erwirken? Welcher Schüler muss wie angesprochen werden? Oder auch: Wie können durch Sportunterricht soziale Kompetenzen gefördert werden? Vielleicht sogar die kognitive Leistungsfähigkeit erhöht werden? Das sind Fragen, mit denen wir uns beschäftigen werden."
Warum ist Sportunterricht an Schulen aus Ihrer Sicht so wichtig?
"Es gibt eine Richtlinie der WHO die besagt, dass Kinder ein Mindestmaß von eineinhalb Stunden Bewegung am Tag erreichen sollten. Und die Schule ist dafür eben das ideale Setting. Alle Kinder - unabhängig von sozialen Schichten - werden erreicht, die Schüler verbringen hier sehr viel Zeit und es gibt ausgebildete Pädagogen, die die Schüler erziehen können. Das macht die Schule zum idealen Setting."
Wie sollte der Sportunterricht dann aussehen?
"Zunächst ist es wichtig, dass Bewegung ein Großteil des Sportunterrichts ist. Heute wird oft versucht, die Relevanz des Sportunterrichts zu erhöhen, indem man mehr Theorie in den Unterricht integriert, ihn damit gewissermaßen akademisiert. Dieser Ansatz ist nach meiner Meinung kritisch zu hinterfragen. Ich denke, man muss sich im Sportunterricht auch immer bewegen.
Mein Forschungsgebiet ist hierbei auch, zu schauen, wie die Theorie in die Bewegung integriert werden kann. Dass Kinder während einer Spielform auch Hintergründe lernen, damit weniger Zeit aus der Bewegung entnommen wird. Das ist eine Herausforderung, aber genau daran arbeiten wir gerade. Gleichzeitig soll der Sportunterricht auch kein reiner Fitness-Unterricht sein, das wird häufig falsch verstanden. Es geht vielmehr um Erziehung zum Sport und durch Sport."
Sind das die Grundelemente, die Sie den Studierenden vermitteln wollen?
"Ja. Aber mein Ansatz ist nicht nur, die Lehrämtler auf ein Referendariat vorzubereiten, indem anhand von praktischen Übungen gezeigt wird, wie Sport vermittelt werden kann. Das ist ein wichtiger Teil. Aber das muss auch mit der wissenschaftlichen Perspektive gemischt werden. Mein Anliegen ist es, auch bei den Lehrämtlern Interesse an der Wissenschaft zu wecken.
Unsere Lehramtsstudierenden sollen lernen, wie Studien funktionieren, wie sie durchgeführt werden und auch unterscheiden können: Was ist eine gute und was eine schlechte Studie? Welchen Forschungsergebnissen kann ich vertrauen? Das ist auch eine Grundlage, um sich als Pädagoge ein Leben lang fortzubilden und weiterzuentwickeln."
Frau Prof. Demetriou: Was bedeutet Ihnen persönlich Sport?
"Sport ist für mich essentiell. Ich mache gerne Triathlon, weil ich alle drei Disziplinen sehr liebe. Allerdings nicht auf Wettkampf-Ebene. Ich brauche diesen Druck nicht, um mich zu motivieren. Sport soll für mich in erster Linie Erholung sein und auch ein inneres Gleichgewicht wiederherstellen. An intrinsischer Motivation mangelt es mir nie. Das war auch der Ausgangspunkt für mein Interesse an der Wissenschaft. Außerdem bin ich einfach der Meinung, dass das Leben mit Sport schöner und erfüllter ist!"
Vielen Dank für das Interview.
Das Gespräch führte Fabian Kautz