Förderung von Autonomie, Kompetenzerleben und sozialer Eingebundenheit im Sportunterricht zur Erhöhung der körperlichen Aktivität von Sechstklässlerinnen in der Realschule
Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Risiko, von chronischen Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes Typ 2 oder kardiovaskulären Erkrankungen betroffen zu sein, langfristig mindern. Wer bereits in Kindheit und Jugend gerne und regelmäßig körperlich aktiv ist, ist auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit im Erwachsenenalter vergleichsweise aktiver, um damit ein gesünderes und längeres Leben zu führen. Leider erfüllt nur eine Minderheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland die WHO-Empfehlung von durchschnittlich mindestens einer Stunde moderater bis intensiver körperlicher Aktivität pro Tag. Kinder und Jugendliche aus Haushalten mit vergleichsweise niedrigem sozioökonomischen Status und insbesondere Mädchen fallen dabei noch stärker durch körperliche Inaktivität auf.
Mit dem Projekt „CReActivity“ möchten wir die körperliche Aktivität von Sechstklässlerinnen der Realschule sowohl während des Sportunterrichts als auch in ihrer Freizeit erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll im Rahmen des Sportunterrichts die Autonomie, das Kompetenzerleben und die soziale Eingebundenheit der Schülerinnen gefördert werden. Diese drei Konstrukte sollen die intrinsische Motivation zur körperlichen Aktivität erhöhen und somit langfristig zu einem gesunden Aktivitätsverhalten aus eigenem Antrieb heraus beitragen. Die Autonomie soll z.B. gefördert werden, indem die Schülerinnen stets Erklärungen erhalten, warum eine Übung wichtig ist. Zudem sollen sie mitbestimmen können, wie Übungen durchgeführt werden und die Möglichkeit bekommen, Änderungen vorzuschlagen und auch umsetzen zu dürfen. Um das Kompetenzerleben zu fördern, gibt es mehrere Wege, um in Übungen und Spielen zu Erfolgserlebnissen zu gelangen. Zudem wird beim Feedback der Lehrkraft stets der Fokus auf die intraindividuelle Entwicklung einer Schülerin gelegt. Soziale Eingebundenheit soll durch die konsequente Umsetzung von Ritualen und der Einbeziehung von Freunden und Familien außerhalb des Sportunterrichts erreicht werden. Die Sportlehrkräfte teilnehmender Klassen erhalten neben einer kompakten individuellen Einführung in die Intervention komplett ausgearbeitete und vorab erprobte Stundenverlaufspläne für 48 Doppelstunden, die zum einen gänzlich lehrplanorientiert sind und zum anderen die drei Grundbedürfnisse fördern.
Um den Effekt eines solchen Sportunterrichts auf die körperliche Aktivität evaluieren zu können, werden mit Beginn des Schuljahres 2018/19 neun Klassen den „CReActivity“-Sportunterricht durchführen. Im Verlauf des Schuljahres wird daraufhin drei Mal die körperliche Aktivität dieser Schülerinnen mit jener von in etwa ebenso vielen Sechstklässlerinnen, die einen regulären Realschul-Sportunterricht genießen, verglichen. Um etwaige Unterschiede in der körperlichen Aktivität erklären zu können, werden zudem die Förderung und Befriedigung der Grundbedürfnisse per Fragebogen gemessen sowie das Geschehen im Sportunterricht von Interventions- und Kontrollgruppe durch systematische Beobachtungen und Interviews erfasst. Somit soll dieses Projekt nicht nur die körperliche Aktivität von Sechstklässlerinnen mittel- und langfristig erhöhen, sondern auch eindeutige Schlüsse zulassen, welche Mechanismen hinter dieser Erhöhung stehen.
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Förderungsdauer: 2018 - 2020