Europäische Städte lenken ihre Aufmerksamkeit immer mehr auf Gebiete, die, angesichts des Bevölkerungswachstums und der Verdichtung von Wohngebieten, für die Bewegung von Kindern und Jugendlichen besonders wichtig sind – so auch die bayrische Landeshauptstadt. Hierfür ist es zunächst wichtig zu verstehen, wo sich die Heranwachsenden in ihrer Freizeit für Bewegung, Sport und Spiel aufhalten. In diesem Kontext zielt unser Projekt „WALKI-MUC“ darauf ab, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen herauszufinden, welche bewegungsfördernden Orte es gibt und was diese Orte ausmacht. Im Sommer 2022 haben wir mittels partizipativer Forschungsmethoden untersucht, wo sich die jungen Münchner*innen (nicht) bewegen und ihrem Sport nachgehen und welche Gründe sie für die Wahl ihrer Lieblings- und Nicht-Bewegungsorte angeben.
Die Bindung an einen Ort verstehen
Die entstandene Sammlung an Münchner (Bewegungs-)Plätzen und Vorschlägen zur Verbesserung der Bewegungsfreundlichkeit werden aktuell unter verschiedenen Gesichtspunkten ausgewertet. Vom wissenschaftlichen Standpunkt her erhofft sich das Forschungsteam, Aussagen darüber treffen zu können, warum manche Orte gehäuft von Kindern und Jugendlichen angesteuert oder vermieden werden. Liegen die Beweggründe in der Qualität der Spiel- und Sportplätze oder doch eher am sozialen Treiben? Die Bindung an einen Ort (engl. Place Attachment), die als emotionale Bindung zwischen einer Person und einem Ort beschrieben wird, ist ein wichtiges Konzept in der Umweltpsychologie, das Erklärungen dafür sucht, was einen Ort so "bedeutsam" macht. Eine Analyse unserer erhobenen Daten soll Auskunft darüber geben, welche Orte in diesem Zusammenhang besonders relevant sind, sodass im nächsten Schritt ein Instrument zur subjektiven Messung der von Kindern und Jugendlichen wahrgenommenen Bewegungsfreundlichkeit entwickelt werden kann. Die Erkenntnisse helfen u.a. bei der Stadtgestaltung und bei der Konzeption von Interventionen mit dem Ziel der Gesundheitsförderung bzw. der Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen.
Welche Bewegungsorte müssen gepflegt werden und sollten langfristig erhalten bleiben?
Unsere Schlussfolgerungen helfen dabei auch der Praxis: Im Rahmen von WALKI-MUC soll ein sog. Walkability-Atlas entstehen, eine Art Online-Karte, die Bewegungsmöglichkeiten und -angebote für Kinder und Jugendliche in den untersuchten Stadtvierteln aufzeigt. Angesichts der zunehmenden Bebauung und Versiegelung in der Stadt ist es wichtig hervorzuheben, welche Flächen unbedingt erhalten bleiben sollten, um den Kindern und Jugendlichen eine Auseinandersetzung mit und in natürlichen Räumen zu ermöglichen.