Im Rahmen des Seminars „Sport-PR für Vereine, Verbände und Unternehmen“ waren am 3. Mai 2021 Timo Schiller, Direktor Marketing der SpVgg Greuther Fürth, sowie Immanuel Kästlen, Leiter Medien und Kommunikation des fränkischen Zweitligisten, zu Gast am Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation. Unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Schaffrath referierte das Duo vor knapp 50 Studierenden via „Zoom“-Videokonferenz. Dabei sprachen sie über die Herausforderungen im Alltag des Profifußballs, ihre Aufgaben beim Fürther Traditionsverein und stellten sich auch den zahlreichen Fragen der Seminarteilnehmer_innen.
Für den 43-jährigen Timo Schiller war es zumindest virtuell eine Rückkehr an die Technische Universität. Er hat selbst an der TUM Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Sport, Medien und Kommunikation“ studiert und konnte hierbei einige Grundlagen für sein späteres Arbeitsleben schaffen. „Das Studium hat mir das Rüstzeug an die Hand gegeben, von dem ich gerade zu Beginn meiner Laufbahn enorm profitiert habe“, betonte er. Schon während des Studiums sammelte der seit 2010 bei der Spielvereinigung tätige Schiller erste Erfahrungen im Umfeld des professionellen Fußballs, unter anderem beim TSV 1860 München. „Mein Studium war wichtig, um einen anderen Blickwinkel zu gewinnen. Aber für meine Tätigkeit als Leiter Medien und Kommunikation ist der praktische Einsatz deutlich wertvoller“, ergänzte Kästlen, der BWL und Sportmanagement studierte und seit 2012 beim „Kleeblatt“ tätig ist.
Die tägliche Arbeit der beiden sei dabei durchaus verschieden. „Die Direktion Marketing ist personell sehr heterogen aufgestellt. Wir sind die größte Direktion bei der Spielvereinigung. Dabei kümmern wir uns nicht nur um die klassische Markenbildung, sondern auch um Sponsoring, Fanangelegenheiten, Tickets, Merchandising, die Fußballschule, den Kids-Club und natürlich auch den Bereich Medien und Kommunikation. Wir wollen das Thema ganzheitlich betrachten und ich trage im Team die Gesamtverantwortung für die einzelnen Themen“, sagte Schiller. Dabei gehe es vor allem um den Austausch mit den Bereichsleitern, die alle sehr autark arbeiten. Außerdem sei er das Bindeglied zur Geschäftsführung.
Bei Kästlen hingegen sei die Arbeit stark abhängig von aktuellen Ereignissen. „Für mich beginnt der Tag damit, die Zeitungen zu lesen und für uns relevante Themen herauszuarbeiten“, stellte der Pressesprecher der Spielvereinigung fest. „Hin und wieder schreibe ich auch noch selbst Texte, aber das ist nicht der Hauptbestandteil meiner Arbeit. Es geht vor allem um den Austausch mit dem sportlichen Bereich und die Bearbeitung der Themen, die dort anliegen sowie der Themen, die von außen an uns herangetragen werden“, so Kästlen. Dabei betonte er auch die Besonderheiten der Arbeit in einem Fußballverein: „Das ist kein klassischer Nine-to-Five-Job. Wir arbeiten dann, wenn Themen aufkommen. PR für einen Fußballklub ist natürlich auch Arbeit am Wochenende."
Sportlich läuft es bei den Franken in dieser Saison so gut wie lange nicht mehr. Nach 31 Spielen stehen die Fürther auf Rang zwei und haben beste Chancen, zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in die Fußball-Bundesliga aufzusteigen. Beruflich würde der Aufstieg beim Marketingchef aber gar nicht so viel verändern. „Die Tätigkeiten würden alles in allem sehr ähnlich bleiben. Natürlich würde ein anderer Fokus auf uns liegen und ein paar Themen hinzukommen. Aber ansonsten sind wir auch in unserer Infrastruktur nach dem Aufstieg 2012 so aufgestellt, dass das alles nahtlos weiter gehen kann“, berichtete Schiller. Der Erfolg ist besonders bemerkenswert, da auch an der Spielvereinigung die Corona-Krise nicht spurlos vorbeigegangen ist. „Ich glaube, der Fußball hat gerade eine sehr schwierige Phase durchlebt, so wie die ganze Gesellschaft. Deshalb konnten wir im vergangenen Sommer eine freigewordene Stelle auch nicht nachbesetzen“, schilderte Kästlen die Situation. Dies könnte sich im Aufstiegsfall wieder ändern, auch aufgrund nationaler und internationaler Anforderungen seitens des Ligaverbandes. Diese Arbeitsstellen müssten allerdings auch perspektivisch eine Relevanz haben, um bei einem eventuellen Wiederabstieg weiter zu bestehen. „Für uns ist es wichtig, dass Bewerber_innen das Handwerkszeug in dem Bereich beherrschen, in dem sie arbeiten wollen“, so Schiller. Für jemanden, der noch nie einen Text geschrieben oder ein Video geschnitten habe, sei es schwierig, im Bereich Medien und Kommunikation unterzukommen. Der Studiengang und der Abschlussgrad seien nicht das alles Entscheidende, meinte Schiller: „Der Bachelor ist bei uns absolut ausreichend. Wenn du deine Tätigkeit professionell, mit Einsatz und Engagement ableistest, stehen dir alle Türen offen."
Text & Fotos: Simon Sandig