"Inwieweit dürfen Medienvertreter Vereine kritisieren oder auch umgekehrt? Ich finde, es ist beides möglich und muss in diesem Geschäft auch möglich sein." So äußerte sich Prof. Dr. Michael Schaffrath vergangenen Freitag, den 02.11.2018, in einem Interview mit dem Internet-Sportkanal DAZN.
"Das merkt der Fan irgendwann auch, wenn nicht mehr kritisch und unabhängig berichterstattet wird, dadurch schadet man letztlich dem eigenen Produkt." Deshalb solle den Vereinen laut Prof. Schaffrath bewusst sein, dass sie auf einen autonomen und kritisch-kontrollierenden Journalismus angewiesen seien. Ohne diesen gehe die Glaubwürdigkeit bzw. Authentizität verloren.
Der Leiter des Arbeitsbereiches für Medien und Kommunikation forderte von Sportjournalisten, sich einmal die Frage zu stellen, ob das verbale Attackieren und In-Die-Ecke-Drängen von Spielern, Trainern und Managern Teil ihrer journalistischen Pflicht sei. "Bei bevorstehenden Trainer-Entlassungen beispielsweise stellen die Reporter immer dieselben Fragen und bekommen darauf stets dieselben plattitüdenhaften und oft auch ausweichenden Antworten. Welchen Sinn macht das also?"
Zu der in der Öffentlichkeit heftig diskutierten Medienkritik des FC Bayern München im Rahmen einer Pressekonferenz vor einigen Wochen, meinte Schaffrath, dass es "wohl kontraproduktiv" sei, wenn man auf derselben Veranstaltung die "eigenen Ansprüche" konterkariere. Die Frage, ob "respektlose" Berichterstattung justiziabel sei, negiert der habilitierte Kommunikationswissenschaftler. "Üble Nachrede, Verleumdungen oder die Behauptung unwahrer Tatsachenbehauptungen widersprechen nicht nur journalistischer Sorgfaltspflicht, sondern sind juristisch anfechtbar. Aber bei Respektlosigkeiten, die ja nicht selten auf subjektives Empfinden rekurrieren, dürfte es vor Gericht schwierig werden."
Text: Laura Edele
Foto: Privat