Die seit 2017 weltweit virulente „#MeToo“-Debatte hat Prof. Dr. Michael Schaffrath zum Anlass genommen, der Frage empirisch nachzugehen, ob und inwieweit sexuelle Belästigungen auch in deutschen Sportredaktionen vorkommen. Bei der 2018 am Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation durchgeführten Online-Befragung von 233 Sportjournalistinnen aus allen tagesaktuellen Medien nahmen insgesamt 154 Frauen teil. Das entspricht einer sehr guten Rücklaufquote von 66,1 Prozent. Die Studie erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität. Sie ist aber die größte Umfrage unter Sportjournalistinnen in Deutschland überhaupt. Die wichtigsten Ergebnisse hat der Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation in der aktuellen Ausgabe des „Sportjournalist“, dem Verbandsorgan des deutschen Sportjournalismus, auf vier Seiten zusammengefasst und interpretiert.
73,7 Prozent der befragten Frauen halten die „#MeToo“-Debatte für „sehr wichtig“ oder „ziemlich wichtig“. 74,5 Prozent glauben auch, dass sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz im deutschen Sportjournalismus vorkommen. Selbst erleben oder besser erleiden mussten solche Belästigungen immerhin schon 25,9 Prozent der Befragten. Das Spektrum ist recht facettenreich. Von einem sieben Formen umfassenden Katalog sexueller Belästigungen berichten z. B. 47,4 Prozent von „sexuellen Anspielungen, obszönen Worten oder Gesten“. 13,6 Prozent haben auch schon einmal „unerwünschte Briefe oder elektronische Nachrichten mit sexuellem Inhalt“ bekommen. 8,4 Prozent der Sportjournalistinnen waren mit „sexualisierten Berührungen“ konfrontiert. Keine der Befragten musste „sexuelle Gewalthandlungen“ erleben.
Aufgrund seiner Umfrage kann Schaffrath zeigen, dass das Thema „#MeToo“ auch in deutschen Sportredaktionen zwar jahrelang ignoriert und tabuisiert wurde, aber doch durchaus in verschiedenen Ausprägungen vorkommt.
Text: Romy Schwaiger
Foto: Pixabay/"Sportjournalist"