"Quo Vadis, Sportjournalismus?" – so lautet der Titel eines Artikels von Prof. Dr. Michael Schaffrath in der aktuellen Ausgabe (Dezember 2019 / Januar 2020) der Zeitschrift "Sportjournalist". Der Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation geht darin auf die Zukunft des Sportjournalismus ein und kreiert ein futuristisches Szenario für das Frühjahr 2025.
So prognostiziert er, dass der amerikanische Online-Versandhändler Amazon sämtliche Sendelizenzen der 1. und 2. Bundesliga für die kommenden drei Spielzeiten erhält und alle Spiele im neu gegründeten Streaming-Dienst Amazon Soccer kostenfrei ausstrahlen wird. Den beiden Pay-TV-Sendern Sky und DAZN blüht damit ein möglicher Verlust der für sie wichtigsten Ware Fußball, weshalb Prof. Schaffrath eine Kompensation durch die programmliche Stärkung anderer Sportarten wie Formel 1, Tennis, Handball oder Basketball empfiehlt.
Für die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF könnte aufgrund ihrer Niederlage beim Kampf um die Übertragungsrechte für die Europameisterschaft 2024 gegen die Telekom ein Ausbau der bereits intensiven Sportberichterstattung aus 3. Liga und Frauenfußball eine Alternative sein, so Schaffrath.
Weiterhin rechnet er zum einen damit, dass sich der massive Auflagenrückgang aller Printtitel fortsetzen wird. Zum anderen wird aber auch die zeitliche Exklusivität immer wichtiger werden. Jedoch warnt Prof. Schaffrath davor, dass die Prämisse "Aktualität schlägt Akribie" der Verbreitung von Fake News alle Tore öffnen wird.
Abschließend erwartet der 53-Jährige, dass die klassischen Sportmedien ihre Rolle als Informationsvermittler zwischen Spitzensport und Gesellschaft noch stärker verlieren werden. Jedoch werde unabhängiger Sportjournalismus unverzichtbar bleiben. Denn publizistische Kritik und Kontrolle wären laut Prof. Schaffrath für das Sportsystem konstitutiv.
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Prof. Dr. Michael Schaffrath
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Text: Romy Schwaiger
Fotos: Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS)