Das von Toni Kroos nach dem Champions-League-Sieg abgebrochene Live-Interview beim ZDF schlug medial höhere Wellen als das Finale zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool. Prof. Dr. Michael Schaffrath bewertet im Interview mit der Augsburger Allgemeinen und in einem Gast-Kommentar im Münchner Merkur – beides am 2. Juni erschienen – den Kroos-Boykott vor laufender Kamera.
Der Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation stuft Kroos' Reaktion als unprofessionell ein und kritisiert, dass manche Fußballer den kausalen Zusammenhang zwischen dem eigenen Salär und den TV-Übertragungen nicht erkennen. Denn die vielen Millionen Euros, die die Profis kassieren, seien „nur aufgrund der fernsehmedialen Reflexion und wegen der hohen Übertragungslizenzkosten“ möglich. Deshalb gehört es auch zum Jobprofil eines Fußball-Profis, sich auch einmal kritische Fragen gefallen zu lassen. Denn Journalisten, so Schaffrath, „sind keine Fans mit Mikrofonen“ und dürfen auch nicht zu solchen mutieren. Journalismus sei mehr als Information und Unterhaltung. Journalismus sei eben auch Einordnung, Bewertung, Kritik und Kontrolle.
Nach Schaffrath, der schon vor 20 Jahren das Buch „Das sportjournalistische Interview im deutschen Fernsehen" geschrieben hat, kann man über die Qualität der Fragen vor allem bei den sogenannten Field-Interviews unmittelbar nach Abpfiff sicher streiten. Aber die Qualität der Antworten mancher Fußballer bleibe oft auch eher dürftig. „Redundante Plattitüden und abgedroschene Phrasen“ gäbe es dort immer wieder zu hören.
Zum Online-Beitrag des Interviews in der Augsburger Allgemeinen
Text: Romy Schwaiger
Fotos: Augsburger Allgemeine/Münchner Merkur/privat