Prof. Dr. Martin Halle, Ordinarius des Lehrstuhls für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, hat im „Deutschlandfunk Nova“, dem jungen Infoprogramm von Deutschlandradio, ein Interview zu den aktuellen Aktivitätsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie dem Bereich der präventiven Kardiologie gegeben.
Im Gespräch mit der Moderatorin Rahel Klein sagte der habilitierte Kardiologe, dass er fest von den allgemeinen Empfehlungen überzeugt sei, die 30 Minuten körperliche Bewegung am Tag befürworten. „Oder wenn es ein bisschen intensiver ist, kann es auch die Hälfte sein. Ich bin schon sehr davon angetan, dass die Studien zeigen, dass der Körper auf eine Belastung an zehn Minuten pro Tag mit einer gewissen höhere Intensität, die einen leicht zum Schwitzen bringt, bereits reagiert. Es zeigt sich schon, dass sich das auf viele Aspekte im Bereich des gesunden Alterns oder der Vermeidung von Erkrankungen bezieht und dass sich das nicht nur als ausreichend, sondern effektiv darstellt. Wir reden jetzt nicht darüber, dass man jeden Tag ins Fitnessstudio gehen oder eine Dreiviertelstunde joggen muss. Zehn Minuten sind eine kurze Einheit, aber sie zeigt unbeschreibliche Effekte.“
Weiterhin empfahl der Sportmediziner eine Mischung aus Ausdauersport und Krafttraining: „Sicherlich ist die Kombination schon entscheidend. Es muss aber auch das Verständnis vorhanden sein, dass das Eine mit dem Anderen nur bedingt etwas zu tun hat. Jeder Bereich in dieser Komponente hat seine Effekte. Ich würde schon meinen, dass die Ausdauerbelastung die Basis ist und das Krafttraining oben drauf kommt. Das ist aber natürlich auch altersabhängig. Jemand, der 75 Jahre alt ist, bei dem steht das Krafttraining im Vordergrund. Wenn man jünger ist, spielt das Ausdauertraining ganz klar die entscheidende Rolle.“
Ein weiterer Aspekt, über den Prof. Halle im Interview sprach, war Sport und Bewegung, die nach seiner Einschätzung als Behandlungsmethode in der klassischen Schulmedizin „eindeutig unterrepräsentiert“ seien: „Als ich vor 17 Jahren in München angefangen habe, haben mich meine Freunde für verrückt erklärt, Prävention oder präventive Kardiologie zu machen und den Menschen körperliches Training zu verschreiben. Warum mache ich nicht weiter Herzkatheter und verdiene mein Geld damit? Ich wollte etwas Neues machen, ich wollte versuchen, ein neues Feld der Medizin, auch innerhalb der Kardiologie, mit aufzubauen.“
Im „SZ Magazin“ hat Prof. Halle zudem in einem Interview mit Redakteur Marc Baumann Bewegungs-Tipps für ein bewegteres Leben gegeben, die auch für absolute Anfänger realisierbar sind. „Gehen Sie es lieber klein an: Begreifen Sie Sport als kurze Basisaktivität wie Zähneputzen. Und planen Sie nicht gleich ein komplexes Trainingsprogramm. Erstmal nur eine Übung in den Alltag integrieren, sehen, wie das klappt, dann eine zweite Übung, so wie man Öl in eine selbstgemachte Mayonnaise rührt: Tropfen für Tropfen, langsam, sukzessive“, so Prof. Halle.
Zum Interview mit Prof. Martin Halle in "Deutschlandfunk Nova"
Zum Interview mit Prof. Martin Halle im "SZ Magazin"
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Kontakt:
Prof. Dr. Martin Halle
Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin
Georg-Brauchle-Ring 56 (Campus C)
80992 München
Tel.: 089 289 24441
E-Mail: sportmed(at)mri.tum.de
Text: Romy Schwaiger
Foto: Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin