Jörg Kottmeier, Sprecher Wirtschafts- und Finanzkommunikation im Bereich Konzernkommunikation und Politik der BMW Group, war am 21. Juni 2021 zu Gast im Seminar „Sport-PR für Vereine, Verbände und Unternehmen“. Aus pandemischen Gründen fand der Gastvortrag über die Plattform „Microsoft Teams“ statt. Im Gespräch mit Prof. Dr. Michael Schaffrath referierte Herr Kottmeier unter anderem über die Anforderungen der PR-Branche, die Herausforderungen der Unternehmenskommunikation bei BMW sowie über die Entwicklungen und Veränderungen in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus. Anschließend beantwortete Kottmeier die Fragen der rund 50 Studierenden.
„Das journalistische Handwerkszeug hilft mir bei meiner Tätigkeit in der Kommunikation enorm“, berichtet Jörg Kottmeier, der beide Seiten kennt – den Journalismus und die Öffentlichkeitsarbeit. „Das Erkennen von Themen, das klare Formulieren von Sachverhalten und das Redigieren von Texten sind im Journalismus und in der Öffentlichkeitsarbeit Basiskompetenzen, die man mitbringen sollte, wenn man in diesen Feldern arbeiten möchte.“ Seine Karriere im Journalismus begann Kottmeier mit einem Volontariat beim Mindener Tagblatt, bei dem er den Beruf „von der Pike auf gelernt“ hat. Das anschließende Studium der Diplom-Journalistik in München habe neue Perspektiven eröffnet, befand Kottmeier. Er war vor rund 30 Jahren einer von nur wenigen Studierenden, die ihren Schwerpunkt auf das Fach Sport legen konnten. Auch deshalb führte ihn der Weg noch vor dem Abschluss des Studiums zum Sport-Informations-Dienst (sid). „In der Nachrichtenagentur habe ich gelernt, sehr schnell und unter enormen Zeitdruck, aber immer auch mit der nötigen Sorgfalt zu arbeiten. Seit Juli 2002 ist Jörg Kottmeier in verschiedenen Abteilungen der Öffentlichkeitsarbeit für die BMW AG tätig.
„BMW ist in verschiedenen Sportarten engagiert“, erklärt Kottmeier die Engagements von BMW in Sportarten wie Segeln, Golf, Tennis, Wintersport und natürlich dem Motorsport. Für die Auswahl der passenden Sportengagements gibt es im Unternehmen unterschiedliche Kriterien: „Zum einen möchte BMW ein aktiver Player im Sport sein, weshalb wir auch im Motorsport tätig sind.“ Hinzu komme die Möglichkeit eines Technologie-Transfers zwischen Serienentwicklung und dem Motorsport. „Weiterhin wollen wir mit unserer Technologie-Kompetenz auch abseits des Motorsports punkten, weshalb wir beispielsweise mit dem deutschen Bob- und Schlittensport-Verband und seinen Aktiven zusammenarbeiten.“ Auch im America‘s Cup seien Kenntnisse der BMW-Ingenieure im Leichtbau in die Entwicklungsarbeit eingeflossen. Kottmeier: „Dieses Storytelling, bei dem wir unsere Kompetenzen auf andere Sportarten übertragen konnten, haben mir immer am besten gefallen.“ Und der dritte Punkt sei der Marketingaspekt. „Dabei geht es um die Frage, wie man den Sport für den Kunden erlebbar machen kann.“ Da gibt es im Golfsport ganz spezielle Aktionen für (potenzielle) BMW-Kunden im Rahmen der Turniere. Beim Berlin Marathon fuhr beispielsweise ein Elektromodell von BMW vor dem Feld der Läufer_innen und hat für positive Resonanz bei Sportler_innen und in den Medien gesorgt.
Seit dem 1. Juni 2021 ist Jörg Kottmeier nun Sprecher Wirtschafts- und Finanzkommunikation bei BMW. „Meine jetzige Tätigkeit hat Parallelen zu meiner Zeit in der Sportkommunikation“, vergleicht er seine neue Aufgabe mit seiner anfänglichen Tätigkeit als Leiter der Abteilung Sportkommunikation bei BMW. Die Herangehensweise an beide „Jobs“ sei sehr ähnlich. Aber natürlich unterscheiden sich die Themen. „Macht sollte nicht die Triebfeder sein. Ich sehe das eher als ein Miteinander“, beantwortet Kottmeier die Frage zum Machtverhältnis zwischen PR-Abteilungen und Medien-Redaktionen. Es sei für die Unternehmenskommunikation wichtig, die Journalist_innen mit Informationen zu bedienen. Natürlich sollte man auch die eigenen Kanäle nutzen, um Unternehmensbotschaften zielgruppen- und kanaladäquat zu kommunizieren, ergänzt Kottmeier.
Die Medienlandschaft und die damit verbundenen Aufgaben haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Während die traditionelle Arbeit mit den Journalist_innen nicht vernachlässigt werden dürfe, müsse man die Kommunikation in den sozialen Medien immer weiter intensivieren. „Das Feld des Kommunikators ist viel breiter, die Zielgruppen vielfältiger geworden, während die Zeit für unsere Arbeit eher knapper und damit der Druck größer wurde,“ beschreibt Kottmeier die Herausforderung.
Das Studium im Allgemeinen und die Fokussierung auf die Sportwissenschaft im Speziellen sei laut Kottmeier durchaus eine sehr gute Voraussetzung, um im Bereich der Sport-PR zu arbeiten. „Ich war immer froh über Praktikant_innen und Mitarbeiter_innen, die wissen, wie die Welt des Sports funktioniert und gleichzeitig einen komplexen, wissenschaftlichen Sachverhalt so formulieren können, dass ihn jeder versteht.“ Deshalb sei das universitäre Schreibtraining sinnvoll. „Aber weitere Praktika sind ebenso anzuraten.“
Ein abgeschlossenes Studium ist mittlerweile fast überall und auch bei BMW Pflicht. Da kann auch der Bachelorabschluss schon ausreichen, um in die Kommunikationsbranche hineinzukommen. „Meiner Meinung nach ist es nicht immer relevant, ob jemand drei oder fünf Jahre studiert hat. Wichtiger sind fachliches Knowhow, Leidenschaft, Enthusiasmus und Belastbarkeit.“
Text: Benjamin Settles
Screenshots/Foto: Benjamin Settles/privat