Im Rahmen des Seminars „Sportkommunikation & Sportsponsoring“ waren am 30. Mai 2022 Timo Schiller, Direktor Marketing der SpVgg Greuther Fürth, sowie Immanuel Kästlen, Leiter Medien und Kommunikation des „Kleeblatts“, zu Gast am TUM Campus im Olympiapark. Im Gespräch mit Prof. Dr. Michael Schaffrath gab das Duo Einblick in den Berufsalltag des Profifußballs und stellte sich den Fragen der 30 anwesenden Studierenden.
Für Schiller, der selbst an der TUM Sportwissenschaft und zwar den Schwerpunkt Medien und Kommunikation studiert hat, war das Studium „eine wahnsinnig große Hilfe, in den Beruf zu kommen. Dadurch habe ich das Handwerk von Grund auf erlernt, was mir gerade zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn einiges erleichtert hat.“ Auch wenn es viele, sehr heterogene Wege in die Berufswelt Profifußball gebe, hätte der Großteil der Bewerber*innen bei der Spielvereinigung einen akademischen Hintergrund. Ein Masterabschluss sei aber dafür nicht zwingend notwendig. Viel mehr sind es die berufsspezifischen Vorerfahrungen, die ausschlaggebend seien: „Für uns ist es durchaus wichtig, dass der Bewerber schon einmal im sportjournalistischen Bereich oder im Feld der Sport-PR gearbeitet und erste Erfahrungen gesammelt hat. Das erleichtert den Einstieg und erhöht die Eigenständigkeit“, bilanzierte Schiller.
Sowohl in der Abteilung Medien und Kommunikation als auch in der übergeordneten Direktion Marketing sei das Verhältnis aus männlichen und weiblichen Mitarbeiter*innen sehr ausgeglichen, wie Kästlen bestätigte: „Am Ende spielt die Frage, ob der Bewerber ein Mann oder eine Frau ist, gar keine Rolle. Es entscheidet einzig und allein die Qualifikation.“
Ein klassischer Nine-to-Five-Job sei weder in der Marketing- noch in der PR-Abteilung des Fußball-Zweitligisten zu erwarten. „Wer einen Beruf mit geregelten Arbeitszeiten und einem freien Wochenende sucht, sollte den Bereich Profifußball und den Bereich Sportjournalismus meiden“, so Kästlen. „Wir sind da fremdgesteuert und arbeiten natürlich immer, wenn etwas anliegt. Und es liegt permanent etwas an. Da kann man nicht so einfach sagen, dass man jetzt eben nicht erreichbar ist“, ergänzte Schiller.
Momentan beschäftigen die Franken neben Kästlen vier weitere Mitarbeiter_innen im Bereich Medien und Kommunikation, die sich um die täglichen medialen Belange des Vereins kümmern. „Im Journalismus hat sich in den vergangenen Jahren extrem viel verändert. Redaktionen wurden massiv verkleinert, gerade im Printsektor gibt es zwangsläufig Einsparungen. Stattdessen läuft ein Großteil der Berichterstattung mittlerweile über das Internet und Social-Media. Das verändert auch unsere Arbeit“, meinte Kästlen, der seit 2012 bei den Fürthern tätig ist. „Die Berichterstattung ist schon deutlich boulevardesker geworden, trotzdem haben wir alles in allem ein gutes Verhältnis zu den Medien und Journalisten. Am Ende leben wir davon, dass über uns berichtet wird“, so der Pressesprecher des „Kleeblatts“.
Veränderungen stellt auch Timo Schiller, seit zwölf Jahren bei der Spielvereinigung, im Bereich des Marketings fest: „Wenn ich den gesamten Marketingbereich und seine Aufgaben betrachte, ist das eine komplett andere Welt als vor 20 Jahren. Mittlerweile sind Social-Media-Plattformen das große Thema im Kommunikationsbereich. Im Marketing reden wir nicht mehr von einfachen Werbebanden, sondern von LED-Banden und virtueller Werbung“, so Schiller. „Trotzdem haben wir als gewachsener Zweitligist immer noch sehr viele langjährige, regionale Partnerschaften. Natürlich gibt es auch kurzfristige, erfolgsabhängige Sponsoren, aber die meisten Partner unterstützen unseren Weg über einen längeren Zeitraum“, erklärte der Direktor Marketing.
Dass dieser Weg nach einem Jahr Erstklassigkeit in der kommenden Saison wieder in der 2. Bundesliga fortgeführt wird, sei dabei kein allzu großer Rückschlag. „Wir haben letzte Saison alles gegeben, ohne dabei unsere Voraussetzungen aus den Augen zu verlieren. Wir haben immer gewusst, dass der Klassenerhalt für uns ein noch viel größeres Wunder als der Aufstieg gewesen wäre“, sagte Kästlen. „Deshalb haben wir auch niemanden eingestellt, den wir nach dem Abstieg sofort wieder hätten entlassen müssen. Das entspricht nicht unserem Wertebild. Stattdessen versuchen wir, Jobs langfristig und zukunftsorientiert zu vergeben“, so Schiller, der den Verein insgesamt auf einem guten Weg sieht: „Man darf nicht vergessen, dass die Spielvereinigung in den 80er Jahren in der 5. Liga gespielt hat. Zu dieser Zeit haben wir viele Menschen an andere Vereine verloren. Gerade im Fußball geht es darum, Menschen in einem jungen Alter an den Verein zu binden. Diesen Weg, von dem wir wissen, dass es ein langer ist, haben wir damals vor zwölf Jahren begonnen. Aber auch ein langer Weg beginnt mit einem ersten Schritt.“
Text & Fotos: Simon Sandig