Diesem Thema widmete sich das zweitägige Symposium "Cardiovascular Prevention in Childhood", organisiert vom Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie der Technischen Universität München (TUM). Ganz im Sinne seines neuen Namens befasst sich der Lehrstuhl in seiner wissenschaftlichen Arbeit intensiv mit dieser Thematik – das Symposium gab als "Start up" den offiziellen Startschuss dafür. Dass die Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die Praxis umgesetzt werden, dafür soll eine Ambulanz zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter unter dem Dach des Deutschen Herzzentrums sorgen – eine Kooperation des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie und der Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler. Das Start up-Symposium fand anlässlich des Welt-Herz-Tages am 28. und 29. September 2011 im Deutschen Herzzentrum München statt. International anerkannte Experten verdeutlichten den gegenwärtigen Stand der Forschung:
Prof. Gerald Berenson, Kinderkardiologe an der Tulane University in New Orleans, berichtete über die Erkenntnisse aus der Bogalusa Heart Study, die seit fast 40 Jahren kardiovaskuläre Risikofaktoren bzw. die frühe Entwicklung der Arteriosklerose bei Kindern – und inzwischen auch bei den erwachsen gewordenen Teilnehmern untersucht. Diese Studie belegt, dass die Arteriosklerose ihre Wurzeln in der Kindheit hat und dass sich bei vorhandenen Risikofaktoren pathologische Gefäßveränderungen schon sehr früh nachweisen lassen. Inzwischen gibt es zahlreiche Substudien der Bogalusa Heart Study, die sich z. B. mit sozioökonomischen Faktoren, Hypertonie, Lipidwerten, genetischen Veränderungen und körperlicher Aktivität befassen.
Prof. Eero Jokinen von der Helsinki University stellte The Cardiovascular Risk in Young Finns Study vor, die im Jahre 1980 gestartet wurde. An der Basisstudie nahmen in Finnland über 3500 Kinder und Jugendliche teil. Follow up-Untersuchungen wurden im dreijährigen Rhythmus durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass kardiovaskuläre Risikofaktoren im Kindesalter in Zusammenhang stehen mit Risikofaktoren und mit Vorstufen der Arteriosklerose im Erwachsenenalter. Das Special Turku Coronary Risk Factor Intervention Project (STRIP) konnte zeigen, dass ab dem frühesten Kindesalter eine Ernährung, die arm ist an gesättigten Fetten der Arteriosklerose wirksam vorbeugen kann.
Neben der Ernährung ist Bewegung eine weitere wesentliche Komponente der kardiovaskulären Prävention. Prof. James R. Morrow (University of North Texas) erläuterte, warum es wichtig ist, nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch die körperliche Aktivität zu erfassen. Das Software-Programm "Fitnessgram©" wurde 1982 vom Cooper-Institut ursprünglich dafür entwickelt, um Sportlehrern die Möglichkeit zu geben, Eltern über den Fitnessgrad ihres Kindes zu informieren. Dazu werden die Ergebnisse unterschiedlicher Tests zu Ausdauer, Kraft und Flexibilität graphisch dargestellt und im Verhältnis zu einer so genannten Healthy Fitness Zone© eingeordnet. Inzwischen steht zusätzlich eine Komponente zur Verfügung (Activitygram©), mit deren Hilfe Schüler ihre körperliche Aktivität dokumentieren können.
"CATCHing Children early" – unter diesem Motto stand der Vortrag von Prof. Deanna M. Hoelscher (University of Texas School on Public Health) über ihre Erfahrungen mit dem Coordinated Approach To Child Health (CATCH). CATCH ist ein Schulgesundheitsprogramm, das Kindern und ihren Eltern einen gesunden Lebensstil nahebringt. Dazu hat das Programm vier Bestandteile, einen Lehrplan für den Unterricht (Go For Health), ein Sportprogramm (CATCH Physical Education), ein Ernährungstraining (Eat Smart) und eine Komponente, die das häusliche Umfeld, vor allem aber die Eltern involviert (Home Team). Eine Evaluation an 96 Schulen konnte zeigen, dass dieses Programm den Fettgehalt des Speisenangebots in den Schulen reduzieren, die körperliche Aktivität in den Schulsportstunden erhöhen und die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten der Schüler verbessern konnte.
Am zweiten Tag des Symposiums hatten Teilnehmer und Referenten in drei Workshops die Gelegenheit, unterschiedliche Aspekte der kardiovaskulären Prävention im Kindesalter ausführlich zu diskutieren.