Viele Kinder können nicht schwimmen. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte von den Vereinen, den (Schwimm-)Schulen oder sonstigen Institutionen wie der Wasserwacht oder der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bayern lange Zeit kein Schwimmunterricht angeboten werden. Davon betroffen sind insbesondere Kinder im Grundschulalter. Die DLRG schätzt, dass allein in Bayern aufgrund der Pandemie mehr als 100.000 Kinder keine Schwimmkurse besuchen konnten, und befürchtet, dass eine ganze Generation von Nichtschwimmern heranwächst. Eine durchaus berechtigte Befürchtung, wenn man weiß, dass es insgesamt einen Rückgang von 70 Prozent bei den Schwimmprüfungen gab.
Dieser Entwicklung will nun die Betriebseinheit Angewandte Sportwissenschaft um Dr. Christine Hoffmann, Mitarbeiterin im Fachbereich Schwimmen, mit dem neuen Projekt „Studierende unterstützen Schwimmunterricht“, kurz „SuSu“, entgegenwirken. Ziel von „SuSu“ ist es, die fehlende Ausbildung des vergangenen Jahres auszugleichen. Das Projekt wird in Unterstützung mit der Regierung von Oberbayern, dem Schulamt München sowie der Fachberatung Sport für die Münchner Grundschulen im Schulamt München durchgeführt.
„Die Nachfrage seitens der Schulen nach unserem kostenfreien Angebot war enorm“, so Dr. Hoffmann. „Mit so vielen Anfragen hatten wir gar nicht gerechnet. Aber daran sieht man sehr gut, wie hoch derzeit der Bedarf an qualifiziertem Schwimmunterricht sowie ausgebildetem Personal ist.“
Ab November 2021 werden 15 Studierende des Sportlehramts in insgesamt 30 Grundschulklassen geschickt, um dort Sportlehrkräfte beim Schwimmunterricht zu unterstützen. Insbesondere solche Lehrer_innen, die alleine rund 20 bis 30 Kinder unterrichten müssen, sollen eine qualifizierte Hilfe an die Seite gestellt bekommen. Dies soll eine Unterteilung der Schüler_innen in unterschiedliche Leistungsklassen und damit eine individuellere Betreuung von Anfängern ermöglichen.
„Wir haben die 15 Studierenden in den vergangenen Wochen in Rettungs- und Anfängerschwimmen ausgebildet, insofern sind sie bestens darauf vorbereitet, um dann nach den Herbstferien an Grundschulen in und um München zu gehen“, erklärt Dr. Hoffmann. „Wir wollen damit vor allem den Klassen helfen, in denen der Schwimmunterricht von Lehrkräften alleine durchgeführt wird, die besonders viele Nichtschwimmer oder möglicherweise auch besondere Kinder mit Handicaps oder anderen Beeinträchtigungen in der Klasse haben.“
Die kostenfreie Zusatzausbildung Anfängerschwimmen, welche die Studierenden absolviert haben, umfasst theoretische und praktische Kenntnisse zur Wassergewöhnung und zur Wasserbewältigung sowie Empfehlungen zur Vermittlung einer ersten Schwimmlage. Eine umfangreiche Übungsauswahl für die ersten Versuche im Wasser und den Übergang zum sicheren Schwimmen wurden anhand von Anfängerschwimmkindern demonstriert. Darüber hinaus erhielten die Teilnehmer_innen Einblick in die Sicherheit und Organisation im Schwimmunterricht und Hinweise für den Umgang mit Angst im und vor dem Wasser.
Die von der Wasserwacht lizenzierte Rettungsschwimmerausbildung in Bronze oder Silber umfasst 16 Unterrichtseinheiten mit theoretischen und praktischen Inhalten zur Prävention von Unfällen und zur Rettung aus dem Wasser sowie eine Prüfung entsprechend den Vorgaben der Rettungsgesellschaften.
Mit diesem Projekt soll ein weiterer Beitrag geleistet werden, dass mehr Kinder sicher schwimmen lernen.
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Kontakt:
Dr. Christine Hoffmann
Angewandte Sportwissenschaft
Connollystr. 32
80809 München
Tel.: 089 289 24672
E-Mail: susu(at)sg.tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: „SuSu“/privat