Insa Nixdorf vom Lehrstuhl für Sportpsychologie von Ordinarius Prof. Dr. Jürgen Beckmann ist von der TU München mit dem Laura Bassi Preis ausgezeichnet worden. Der Preis beinhaltet ein Stipendium, das bis Ende 2016 läuft. "Mit dem Laura Bassi Preis fördert die TUM herausragende Frauen in der Wissenschaft", heißt es auf der offiziellen Seite der von TUM.Diversity vergebenen Auszeichnung. Die Physikerin Laura Bassi war die erste Wissenschaftlerin, die den Ruf auf eine Professur an eine europäische Universität erhielt.
"Der Laura Bassi Preis ist ein hochkompetitiver Wettbewerb, weil zahlreiche Anträge gestellt werden. Gleichzeitig ist es eine sehr sinnvolle Auszeichnung, weil es eine Chance bietet, Familie und Karriere zu vereinbaren, indem er den Preisträgerinnen Flexibilität ermöglicht", bilanziert Prof. Beckmann.
Promotion zum Themenfeld "Burnout und Depression im Leistungssport"
Gefördert wird der Abschluss der Doktorarbeit von Nixdorf. Im April 2014 wurde die Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Sportpsychologie Mutter und musste so ihre Promotion zum Themenfeld "Burnout und Depression im Leistungssport" unterbrechen. Die TUM-Fördergelder ermöglichen ihr nun den Abschluss ihres kumulativen Dissertationsprojekts bis Ende 2016.
Derzeit arbeitet die 30-Jährige dafür an Veröffentlichungen in reviewten Fachzeitschriften und internationalen Journals. Grundlage sind die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie mit Lehrstuhl-Mitarbeiter Raphael Frank, die im Rahmen eines durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft mit 165.866 Euro geförderten Projekts durchgeführt wurde - mit dem Titel "Risiko- und Schutzfaktoren für depressive Syndrome und Burnout im Nachwuchsleistungssport. Identifizierung, Diagnostik und Prävention von Vulnerabilitäten".
Onlinebefragung von Nachwuchsleistungssportler_innen
"Klassische Einflussfaktoren für Burnout und Depression sind Perfektionismus und Ursachenzuschreibungen. Die Vermutung ist daher natürlich, dass sich eine hohe Vulnerabilität, also eine Anfälligkeit, dieser Faktoren bereits vor einer Saison im weiteren Verlauf dann ausprägen und in einem der beiden Krankheitsbilder münden können. Das wollen wir überprüfen und zudem Moderatoren für beide Krankheiten feststellen", erläutert Nixdorf.
Dafür wurden Nachwuchsleistungssportler mit zwei Online-Fragebogen vor, während und nach der Saison untersucht. "Das Projekt ist sehr innovativ, weil es hierzu bisher kaum Forschungserkenntnisse gibt und schon gar keine Längsschnittstudien", sagt Beckmann.
Für die Befragung konnten sieben Kooperationspartner gewonnen werden. Dies sind:
- Bayerischer Schwimmverband
- Bayerischer Turnverband
- Deutscher Badminton-Verband
- Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft
- Bund Deutscher Radfahrer
- Nachwuchsleistungszentrum FC Augsburg
- Nachwuchsleistungszentrum Bayer 04 Leverkusen
Sämtliche Kaderathleten der Partner wurden per E-Mail zur Teilnahme an den Befragungen eingeladen. "Insgesamt hatten wir pro Erhebungswelle zwei Fragebogen à 15 Minuten, die ausgefüllt werden sollten", erklärt Nixdorf. Die insgesamt sechs Fragebogen der drei Wellen bearbeiteten 95 der Angeschriebene¬n. Die Untersuchungsteilnehmer_innen sind zwischen 13 und 20 Jahren alt.
Burnout und Depression bereits bei jungen Nachwuchsleistungsathlet_innen
Erste Ergebnisse verdeutlichen, dass Burnout und Depression bereits bei jungen Nachwuchsathlet_innen auftreten, im Zusammenhang mit Stress, Belastung und mangelnder Erholung. "Eine psychologische Betreuung ist schon bei dieser Gruppe wichtig und sinnvoll", erklärt Nixdorf. Hinsichtlich des Erkrankungsrisikos sind Einzelsportler stärker gefährdet als Mannschaftssportler.
"Die Auswertung zeigt, dass ein starker Moderator die Ursachenzuschreibung für Misserfolge ist. Wenn ich in einem Team spiele, gibt es eine größere Anzahl der Faktoren, die dafür verantwortlich gemacht werden können, unter anderem natürlich auch die Mitspieler. Als Einzelathlet suche ich diese Faktoren dagegen eher bei mir", analysiert Nixdorf. Ein erstes Paper zum Thema wurde bereits bei der reviewten Fachzeitschrift "Frontiers in Psychology" eingereicht. Weitere Auswertungen werden nun erarbeitet.
Flankierend: Präventionsprojekt mit Betreuung und Informationshomepage
Flankierend zu der Studie wurde zudem ein Betreuungsprojekt gestartet. Nachwuchsleistungssportler_innen werden von Mitarbeitenden des Lehrstuhls für Sportpsychologie betreut und dabei Strategien zur Lösung von Problemen sowie für den Umgang mit Misserfolgen aufgezeigt. "Das Ziel ist, neben dem Forschungsprojekt auch praktisch zu arbeiten und präventiv zu wirken, um Depressionen und Burnouts bereits im Vorfeld zu verhindern", skizziert Beckmann, der Ordinarius des Lehrstuhls. Dafür wird parallel auch an der Erstellung einer Homepage gearbeitet, die für Leistungssporter_innen Kontaktadressen, eine Prüfung des individuellen Risikos auf Basis der im Forschungsprojekt identifizierten Faktoren sowie Informationen für Sportler_innen, Trainer_innen und Sportpsychologen beinhaltet.
Die Homepage des Lehrstuhls für Sportpsychologie
Zur Informations-Homepage für Sportler_innen (wird derzeit erstellt)
Kontakt:
Insa Nixdorf
Lehrstuhl für Sportpsychologie
Uptown München, Campus D
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24788
E-Mail: Insa.Nixdorf(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Foto: Lehrstuhl für Sportpsychologie