"Bedenken Sie, dass wir ,Institut für Angewandten Unfugʹ heißen. Wundern Sie sich also nicht, wenn unsere Übungen ganz anders aussehen!" Mit diesen Worten beginnt Holger Geschwindner sein Demonstrationstraining. Am Mittwoch, den 22.10.2015, gastierte der Trainer von Dirk Nowitzki an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. Auf Einladung von Diana Belik von der Betriebseinheit für Angewandte Sportwissenschaften leitete Geschwindner von 15:30 bis 17 Uhr eine Übungseinheit. Rund 150 Studierende und zahlreiche Dozent_innen der Fakultät kamen dafür in die Spielhalle 1.
Geschwindner: Rückkehr in die Vergangenheit
"Ich habe Herrn Geschwindners Übungen mal bei einem Sommercamp in Starnberg gesehen und war fasziniert", erinnert sich Belik. Seither habe sie den Traum gehabt, den Trainer von Dirk Nowitzki für die Studierenden einzuladen, so Belik. Für den 70-Jährigen Geschwindner war es zugleich eine Rückkehr in die Vergangenheit. An den Olympischen Spielen in München 1972 nahm er als Kapitän der Nationalmannschaft teil. Von 1969 - 1977 spielte der gebürtige Hesse für den USC München in der Bundesliga, trainierte dabei auch am TUM Centrum im Olympiapark (CiO).
Geschwindner hat sich auf Einzeltraining spezialisiert. "Ich versuche immer alles in einer Einheit zu integrieren: Gleichgewicht, Beweglichkeit, Kraft, Koordination. Und dabei alles mit Ball zu trainieren", sagt der Trainer und Berater des erfolgreichsten deutschen Basketballers aller Zeiten. Um sein Konzept zu veranschaulichen, hat er aus Bamberg drei Jugendspieler mitgebracht, die mit seinen Übungen bereits vertraut sind.
Korbleger-Variationen mit verschiedenen Bewegungselementen
Am Mittwoch fokussiert sich Geschwindner auf Korbleger-Variationen, die mit verschiedenen Bewegungsaufgaben jeweils von rechts und links absolviert werden. Die einzelnen Elemente gleichen einer Art Baukasten. Verschiedene Bewegungen werden in unterschiedlichen Varianten miteinander kombiniert. Drehungen um den eigenen Körper in einfacher und zweifacher Form, Finten oder Ballübungen, wie das Führen des Balles um den Körper. Geschwindner wechselt die Übungen durch wenige Worte. Längere Unterbrechungen und Ansprachen gibt es nicht. Zeitverschwendung!
Doch: Was macht das Training so besonders? Und was unterscheidet es so stark von anderen Trainingsformen? Die Basketball-Dozentin Belik erläutert: "Einige der Übungen haben scheinbar keine direkte Orientierung am Leistungssport, weil man sie in einem Basketballspiel kaum anwenden kann - wie beispielsweise die zwei Drehungen um die eigene Achse vor einem Wurf. Aber das ist auch nicht der Kern, sondern es geht sehr viel um die koordinativen Fähigkeiten die im Basketball-Spiel eine sehr wichtige Rolle spielen. Dazu sind alle Übungsformen von Holger ungewöhnlich, motivierend und nicht langweilig, egal ob für Kraft, Schnelligkeit oder Beweglichkeit."
"Basketball ist Jazz" - so lautet eines der Credos des Nowitzki Trainers. Das bedeutet auch, dass sein Training Anleihen bei anderen Sportarten nimmt, beispielsweise beim Tanzen. Das Ergebnis ist deutlich sichtbar. Die drei Bamberger Jugendspieler führen die Übungen geschmeidig aus, verlagern ihr Gewicht zielgerichtet und absolvieren 360-Grad-Drehungen auf der Spitze des Ballens mit großer Präzision und Geschwindigkeit. Und treffen den Korb auch, nachdem sie eine 360-Grad-Drehung nach links und eine nach rechts gemacht haben. Übungen, bei denen einige der anwesenden Studierenden, die Geschwindner zum Mitmachen einlädt, ins Schleudern kommen.
Poster mit Nowitzki-Übungen
"Wir haben gemeinsam mit dem Max Planck Institut für Psychologie mal versucht herauszufinden, ab wann man eigentlich etwas lernt. Dabei kam heraus, dass sechs erfolgreiche Wiederholungen nötig sind", erläutert Geschwindner. Dementsprechend lässt er Trainingsübungen absolvieren, bis mindestens sechs Wiederholungen erfolgreich waren. "Zur Not machen wir eben auch mal nichts Anderes."
Um die für und mit Dirk Nowitzki entwickelten Übungen allgemein zu teilen, hat Geschwindner ein Poster entwickelt, das auf der Seite seines "Instituts für Angewandten Unfug" heruntergeladen werden kann. Zudem existieren Übersetzungen in verschiedenste Sprachen - darunter Japanisch und Swahili - sowie eine spezielle App.
Zur Homepage der Betriebseinheit für Angewandte Sportwissenschaften
Die Übungen auf der Homepage des Instituts für Angewandten Unfug
Kontakt:
Diana Belik
Betriebseinheit für Angewandte Sportwissenschaften
Connollystr. 32
80809 München
Telefon: 089 289 24672
E-Mail: Diana.Belik(at)tum.de