Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, hat Prof. Elisabeth Wacker, Ordinaria des Lehrstuhls für Diversitätssoziologie, als Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats für die Bundesteilhabeberichterstattung im Amt bestätigt. Bereits unter der Vorgängerin von Ministerin Nahles, Dr. Ursula von der Leyen, hatte Wacker dieses wichtige Amt bekleidet.
In jeder Legislaturperiode legt die Bundesregierung einen Bericht über die Lebenslage der Menschen mit Behinderung vor. Der Bericht der 17. Legislaturperiode wurde im Juli 2013 veröffentlicht und umfasst 474 Seiten. Dafür initiierte der wissenschaftliche Beirat unter Leitung von Prof. Wacker einen Perspektivwechsel: "Wir haben dem Bundesteilhabebericht eine neue Form gegeben bezüglich der Lebenslagen der Menschen mit Behinderung", erklärt Prof. Wacker.
Leistungen und Lebenslage
Bisher wurden vor allem die Maßnahmen in Deutschland für Menschen mit Behinderung betrachtet, im Rahmen des vorgeschriebenen Leistungsberichts der Bundesregierung. Die tatsächliche Lebenslage der Bevölkerungsgruppe wurde dagegen nicht herausgehoben. Stattdessen wurde das Bestehen von Maßnahmen mit der Situation gleichgesetzt, der Ausbau von Angeboten mit einer Verbesserung. Für Wacker zu wenig. "Wir haben nun erstmals zusätzlich zum Leistungsbericht auch erhoben, wie denn die tatsächliche Lebenssituation ist - nach der Grundlage der UN Behindertenrechtskonvention (UN BRK)", sagt Wacker.
Außerdem wurde die Definition von Behinderung entsprechend der UN BRK verändert. Dadurch müssen auch die bisherigen Statistiken neu betrachtet werden. "Der Bericht ist zu Teilen auch ein Lückenbericht, indem er erstmals aufdeckt, welche Daten zur tatsächlichen Lebenslage vorliegen und welche erst noch erhoben werden müssen. In welchen Bereichen also Forschung nötig ist", erläutert die Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats.
Rund 25 Prozent unterversorgt
Cluster-Analysen der bereits bestehenden Daten deckten Mängel auf. "Wir haben festgestellt, dass das Verhältnis von Leistungen und deren Wirkungen nicht immer passend ist", meint Wacker. Während ein Viertel der Beeinträchtigten ohne Nachteile in der Lebensführung lebe, könne bei der Hälfte dieser Bevölkerungsgruppe die Lebenslage mit gezielten Maßnahmen verbessert werden, so Wacker weiter. "Da geht es beispielsweise um Aspekte wie den barrierefreien Zugang zum Aufzug und zur Mobilität oder auch die Partizipation am Internet." Ein Viertel der Menschen mit Beeinträchtigung sei dagegen offensichtlich unterversorgt, und in sehr schwierigen Lebenslagen. "Diese Menschen kommen zum Beispiel mit bestehenden den Strukturen nicht zurecht oder haben nicht einmal mehr die Kraft, offensiv die ihnen zustehenden Leistungen einzufordern", sagt Wacker.
So zeigte der 17. Bericht durch die Form erstmals "Leitplanken", die künftig nachhaltig umgesetzt werden sollten. Sowohl aus der Wissenschaft als auch der Praxis sei das Echo auf diesen Schritt außerordentlich positiv gewesen, so Wacker. Der nächste Bericht über die Lebenslage der Menschen mit Behinderung für die 18. Legislaturperiode soll 2016 vorgestellt werden.
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